Romantik
Epochenmerkmale
Auf einen Blick
- Zeit: Die Epoche der Romantik dauerte von 1795 bis 1848
1795 - 1804 Frühromantik
1805 - 1815 Hochromantik
1816 - 1848 Spätromantik - Geschichtlicher Hintergrund: Beginnende Industrialisierung und Veränderung der Gesellschaftsstruktur hin zu Arbeitern und Unternehmern.
- Autoren: Häufig in Gruppen und Freundeskreisen vereint, mit Zentren in Jena, Heidelberg und Berlin.
- Leitsatz: Universalpoesie, die Idee von einem perfekten Kunstwerk und der Vereinigung aller Künste für jeden Menschen verständlich.
- Merkmale: Volkstümlich, Orientierung am Mittelalter, mystische Elemente, Sehnsucht, Realitätsflucht und die Schönheit des Traurigen.
- Themen: Märchen, Künstler und Reisende als Protagonisten, Tiere und Natur als Motive.
Definition
Die Romantik von 1795 bis 1848 wird von dem Wunsch nach einer heilen Gegenwelt zum Alltag geprägt. Ziel ist die Flucht in eine Phantasiewelt. Wichtige Themen sind Sehnsucht, Liebe, Individualität und Natur.Der Begriff „Romantik“ geht auf „in lingua romana“ zurück, was soviel heißt wie „in romanischer Sprache“ und bezeichnet damit Texte in Volkssprache. Im 18. Jahrhundert bedeutete „romantisch“, „im Roman vorkommend“, wandelte sich dann aber in einen Begriff, der übertriebene und schwärmerische Gefühle benennt.
Die Vertreter der Romantik lehnten die Wirklichkeit der Revolutionierung und Industrialisierung radikal ab. Sie kritisierten, dass die Gesellschaft geprägt war vom Nützlichkeitsdenken und vom Gewinnstreben. Die aufstrebenden Naturwissenschaften wurden verurteilt, da sie alles nur mit dem Verstand zu erklären versuchten und alles auf den Nutzen hin untersuchten.
Der Alltag erschien den Romantikern von schlechten Lebensbedingungen und vom Berufsalltag bestimmt. Um davor zu flüchten, entwickelten sie eine mystische Gegenwelt, ganz nach dem Vorbild des Mittelalters, in dem die Menschen sich in die Religion flüchteten. Gleichzeitig waren sie sich darüber bewusst, dass sie ihre Sehnsüchte und Wünsche nicht erreichen können. Die Vertreter der Epoche trafen sich in abgeschlossenen Freundeskreisen und begeisterten sich für die Kunst des Volkes und für die Natur, fernab von den Problemen der Zeit.
Literarische Merkmale
- Themen: Gefühle, das Unterbewusste, Natur, Vergangenheit, Psyche und Sehnsucht, auch nach dem Traurigen und der Einsamkeit.
- Literarische Gattungen: Romane, Gedichte, Volkslieder und Märchen.
- Offene Formen: Die Gedichte und Prosatexte haben kein festes Schema.
- Romantische Ironie: Der Autor kann sein Werk bzw. die erzeugte Stimmung bewusst zerstören.
- Progressive Universalpoesie: Der Künstler als freischaffendes Genie kann Wissenschaft, Kunst und Poesie miteinander verbinden.
- Sprache: Sehr gefühlvoll und bildhaft. Metaphern aus Märchen oder dem Mittelalter.
- Wortfelder: Mythische Worte, Nebel, Nacht und Geist.
- Motive: Spiegel, Wanderer, Reisen, Fabelwesen, Kindsmord, Doppelgängermotiv und das Unheimliche.
- Blaue Blume: Das wichtigste Symbol der Epoche. Eine Metapher, die Sehnsucht und das Streben nach Liebe repräsentiert und die Natur und den menschlichen Geist verbindet.
- Schauplätze: Friedhöfe, Ruinen, Burgen, Wälder, Naturlandschaften.
Naturbegriff
Auf einen Blick: Symbolkraft und Sehnsucht
Die Universalpoesie als prägende Vorstellung der Romantik soll zum einen alle Gesellschaftsschichten poetisieren und zum anderen alle Kunstformen und Gattungen vereinen. Die Romantiker wissen um die Differenz zwischen Kunst und Natur und ironisieren und überhöhen diesen Unterschied bewusst. Die Sehnsucht und Gestaltung von typischen Motiven der Zeit lässt sich häufig in der Natur finden und in Naturlyrik umsetzen. Realität und Irrealität, das Wunderbare und Geheimnisvolle findet sich in der Natur und kann dort in verschiedenen Facetten als Vorlage dienen.
- Natur hat Symbolkraft, einen höheren Wert und muss „entschlüsselt“ werden.
- Objekt und Subjekt, Natur und das Innere verschwimmen.
- Zwischen Mensch und Natur entsteht Einheit und Harmonie, wobei diese nicht ausschließlich positiv ist. Auch die Vereinigung mit der Natur in Sehnsucht, Trauer und Furcht ist typisch.
- Die Natur symbolisiert die Sehnsucht nach einer Einheit.
- Natur als Fluchtort, Einsamkeit, Reise, Wandermotiv.
- Verehrende Naturbegeisterung.
- Zum Teil auch mystische und unheimliche Züge in der Natur.
In der Frühromantik sind die Werke von Novalis und Tieck wichtig, in der Hoch- und Spätromantik sind Achim von Arnim, Eichendorff und Brentano prägend für die Epoche.
Beispiele
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren ... (Novalis, 1802)

- Hörst du wie die Brunnen rauschen ..., Clemens Brentano (1827)
- Sprich aus der Ferne..., Clemens Brentano (1801)
- Wünschelrute, Joseph von Eichendorff (1838)
- Waldessprache, Friedrich de la Motte Fouqué (1816)
- Nachts, Joseph von Eichendorff (1826)
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