Teil B – Genetik, Ökologie, Evolution

Wähle eine der nachstehenden Aufgaben aus und bearbeite diese.

Aufgabe B1

Progerie bezeichnet verschiedene Erkrankungen, die mit einer vorzeitigen Alterung einhergehen. Durch das vorzeitige Altern entstehen bei den Betroffenen Krankheiten, die sich normalerweise erst im hohen Lebensalter entwickeln. Eine Progerie kommt sehr selten vor und kann sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen. Da der Progerie genetische Ursachen zugrunde liegen, ist bisher keine Heilung möglich.
Bei Kindern tritt das sehr seltene Hutchinson-Gilford-Syndrom (auch Progerie Typ I genannt) auf. Die von dieser Erkrankung betroffenen Kinder werden ohne Auffälligkeiten geboren und entwickeln erste Symptome im Alter von sechs bis zwölf Monaten. Die Kinder verlieren ihre Haare. Die Haut ist trocken, dünn und rau. Weitere typische Symptome für Progerie Typ I sind eine sehr helle Stimme und ein kleines Gesicht mit schnabelartig vorspringender Nase. Durch fehlendes Unterhautfettgewebe wirken betroffene Kinder eher "knochig" und dünn. Typische Alterserkrankungen wie Knochenschwund treten auf. Die Betroffenen neigen daher leicht zu Knochenbrüchen. Ihre Lebenserwartung liegt bei 14 Jahren.
Ursache ist eine Punktmutation eines Gens des Chromosoms 1, welche in der Regel spontan und dominant auftritt. Das Gen ist verantwortlich für die Bildung des Strukturproteins Lamin A, das ein wichtiger Bestandteil der inneren Zellkernmembran ist. Bei Progerie Typ I ist das Lamin A verkürzt. Dies schwächt die Kernhülle und führt zu Verformungen des Zellkerns. Außerdem kommt es zu Fehlern bei der Zellteilung.
Beim Werner-Syndrom (auch Progerie Typ II genannt) entwickeln sich Betroffene bis zur Pubertät normal. Das Vollbild der Erkrankung manifestiert sich meistens ab dem 30. Lebensjahr. Auch bei Progerie Typ II ist die Ursache eine Genmutation. Die Substitution von Thymin durch Cytosin im Basenpaar 1336 führt zu einem Stop-Codon in der Mitte des Gens. Das Gen codiert eine DNA-Helicase, welche an der Reparatur von Schäden im Erbgut beteiligt ist.
Die Diagnostik des Werner-Syndroms kann mit Hilfe der DNA-Sequenzierung des entsprechenden Gens erfolgen. Die DNA-Sequenzierung bestimmter Gene nutzt man auch zur Analyse verwandtschaftlicher Beziehungen zwischen Organismenarten.
Stammbaum
Material 2: Stammbaum Progerie Typ II
1
Fertige auf unliniertem Papier eine beschriftete schematische Zeichnung vom Bau des Zellkerns an.
Nenne die Funktion eines Zellkernbestandteils.
05 BE
2
Begründe zwei mögliche Folgen, die bei Progerie Typ I durch die Veränderung des Strukturproteins Lamin A auftreten können.
04 BE
3
Beschreibe die Prozesse der Proteinbiosynthese, die am Ribosom stattfinden.
07 BE
4
Stelle in einem Fließschema Ursachen und Folgen der Genmutation bei Progerie Typ II dar.
05 BE
5
Erläutere mit Hilfe des Stammbaumes, ob Progerie Typ II auf die gleiche Art vererbt wird, wie Progerie Typ I.
04 BE
6
Beschreibe ein Prinzip der DNA-Sequenzierung zur Untersuchung genetischer Veränderungen im Rahmen der Diagnostik von Erbkrankheiten.
05 BE

30 BE

Aufgabe B2

Der Kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) ist ursprünglich in Afrika südlich der Sahara beheimatet, wo er als relativ harmloser Bienenschädling angesehen wird. Die Ausbreitung von Afrika aus erfolgte 1996 zuerst nach Nordamerika, vier Jahre später nach Australien und seit 2004 nach und nach auch in Gebiete Europas, vor allem nach Portugal und Italien.
In den USA und Australien hat die sogenannte Wanderimkerei, bei der Imker zur kommerziellen Bestäubung und Honiggewinnung durch das Land ziehen, eine hohe wirtschaftliche Bedeutung.
Besonders außerhalb Afrikas befällt der Kleine Beutenkäfer ganze Bienenvölker. Nachdem der Käfer, angezogen von den Gerüchen ausgewachsener Bienen, ein Volk entdeckt hat, legt er seine Eier bevorzugt in kleinste Hohlräume eines Bienenstocks oder in verdeckelte Brutzellen. Die nach 2 bis 3 Tagen schlüpfenden Larven fressen Honig, Pollen und vor allem die Bienenbrut. Sie zerstören das Wabenmaterial, indem sie Gänge anlegen, Waben unterhöhlen oder diese mit ihren Ausscheidungen verschleimen. Durch Kotverunreinigungen beginnt der Honig zu gären und ist für das Bienenvolk und den Imker nicht mehr verwertbar. Die Larven fressen im Durchschnitt 13 Tage in der Bienenkolonie, danach verlassen sie den Stock, um sich im Boden für 3 bis 4 Wochen zu verpuppen. Danach schlüpfen die ausgewachsenen Käfer und können als gute Flieger weite Strecken von bis zu 16 km zurücklegen.
Afrikanische Bienenvölker wehren den Kleinen Beutenkäfer durch ein effizientes Verteidigungsverhalten ab. Sie behindern durch Angriffe das Eindringen des Käfers in den Bienenstock, verschließen Spalten und Hohlräume mit Harz, sperren Käfer in leere Zellen und verschließen diese und entfernen Eier bzw. Larven.
Beim Befall mit dem Beutenkäfer helfen oft nur noch drastische Maßnahmen. Bislang stehen Imkern kaum Insektizide gegen den Schädling zur Verfügung. Das in den USA verwendete und sehr effizient wirkende Insektizid Coumaphos ist in Deutschland nicht zugelassen. Ohne synthetische Behandlungsmittel müssen Imker die Käfer manuell aus ihrem Bienenvolk sammeln oder in spezielle Fallen (Pheromonfallen) locken. Bei einem starken Befall sollen die Bienenvölker und ihre Waben vorsorglich verbrannt werden. Material 3: Maßnahmen gegen Beutenkäferbefall
Der Schwarmtrieb bezeichnet das natürliche Verhalten der Honigbienen, ihre Staaten durch Teilung zu vermehren. Ausgelöst wird dies durch die Bestandszunahme des Bienenvolkes im Frühsommer. Beim Auszug lassen die Schwarmbienen nicht nur Krankheitserreger, sondern auch Parasiten zurück. Dieser Lebenszyklus hat zur Folge, dass die Bienenpopulationen eine Widerstandsfähigkeit sowie eine Angepasstheit an lokale und klimatische Bedingungen entwickelt.
Aus wirtschaftlichen Gründen wird der Schwarmtrieb in der Imkereipraxis unterdrückt, da sonst die Hälfte des Honigertrags verloren gehen würde.
Material 4: Schwarmtrieb der Honigbienen
Das Gift der Honigbiene (Apitoxin), dient den Arbeiterinnen des Bienenstaates in erster Linie zur Verteidigung gegen andere Insekten. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Proteinen. Ein toxischer Bestandteil des Giftes ist die Phospholipase \(\text{A}_2\), welche die hydrolytische Spaltung von Phospholipiden katalysiert. Material 5: Gift der Honigbiene
1
Erläutere die interspezifische Beziehung zwischen Honigbiene und Beutenkäfer.
03 BE
2
Stelle den anaeroben Abbauprozess der Glucose zu Milchsäure in der Honigwabe in einem Fließschema dar.
05 BE
3
Beschreibe die Bedeutung des Abwehrverhaltens afrikanischer Bienen gegen den Beutenkäfer für ihren Bienenstock
03 BE
4
Beurteile mit Hilfe von Material 3 drei mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Beutenkäfers aus ökologischer Sicht.
06 BE
5
Begründe zwei mögliche Ursachen der starken Ausbreitung des Beutenkäfers in Nordamerika und Australien.
04 BE
6
Erkläre unter Verwendung von Material 4 je einen evolutionsbiologischen und ökologischen Vorteil natürlich schwärmender Bienen gegenüber Völkern, deren Schwarmtrieb durch den Imker unterdrückt wird.
04 BE
7
Erläutere mit Hilfe von Material 5 und unter Einbeziehung des Aufbaus einer Biomembran die Wirkung der Phospholipase \(\text{A}_2\).
05 BE

30 BE

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