Produktiver Umgang mit Texten
Thema:
Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker
Aufgabenstellung:
- Schreibe diesen Tagebucheintrag.
„‚Nimm Platz, Tschanz‘, rief der Alte seinem Gast entgegen und wies auf einen zweiten
Lehnstuhl, der an den Tisch gerückt war. Tschanz setzte sich betäubt.
‚Ich wußte nicht, daß ich zu einem Essen komme‘, sagte er endlich.“
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Vor dem Eintreffen seines Gastes hat Bärlach noch einen Tagebucheintrag verfasst. Sollte Tschanz bei seiner Überführung die Waffe gegen ihn erheben, würde sein Freund Hungertobel dadurch die ganze Wahrheit erfahren. Neben den wahren Umständen bezüglich Schmieds Tod setzt er sich in diesem Tagebucheintrag auch damit auseinander, wie und wodurch er selbst schuldig geworden ist.
Lehnstuhl, der an den Tisch gerückt war. Tschanz setzte sich betäubt.
‚Ich wußte nicht, daß ich zu einem Essen komme‘, sagte er endlich.“
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Einleitung
- Zeitpunkt, Ort: Vor dem Aufeinandertreffen mit Tschanz im Zuhause von Bärlach
- Aktuelle Situation: Im Zuge der Einladung von Tschanz zu einem Essen hat der Kriminalkommissar vor, die Schuld des Kriminalpolizisten am Tode Schmieds zu beweisen. Bevor Bärlach jedoch seinen Gast empfängt, entschließt er sich dazu, seinen eigenen Gedanken zum Fall Schmied aufzuschreiben. Außerdem nutzt er die Möglichkeit, um seinen Part der Mitverantwortung für die eingetretenen Umstände in Form eines Tagebucheintrags zu reflektieren.
- Hintergründe: Bärchlachs geschätzter Kollege Schmied wird ermordet und der Kriminalbeamte Tschanz auf die Ermittlung des Falls angesetzt. Allerdings handelt es sich bei dem Polizisten um den Mörder, was Kommissar Bärlach im Laufe des Ermittlungsverfahrens aufdeckt. Tschanz versuchte bisher seiner Täterschaft am Mord Schmieds zu verbergen, jedoch kam ihm Bärlach auf die Schliche, da er sich u.a. die Kugel aus Tschanz' Schusswaffe besorgte. Beim anstehenden Essen mit Tschanz plant Bärlach, diesen mit seinen Anschuldigungen zu konfrontieren.
- Wichtigste Fragen: Inwiefern trägt Bärlach Mitschuld- und Verantwortung für die Geschehnisse? Was hätte Bärlach anders machen können im Ermittlungsprozess gegen den Mörder seines ehemaligen Kollegen?
Hauptteil
- Anlass: Bärlach rechnet damit, dass sich Tschanz gegen die Anschuldigungen, mit welchem der Kommissar ihn zu konfrontieren plant, wehren wird. Im Falle dessen, dass Tschanz ihn umbringen wird, ist es Bärlach jedoch wichtig, den Ablauf der Geschehnisse noch einmal zu rekapitulieren und Hungertobel die Wahrheit zu überbringen. Besonders auf das unrechtmäßige Umlegen von Gastmann als vermeintlichen Mörder Schmieds möchte der Kommissar in seinem Tagebucheintrag noch einmal eingehen.
- Die Wette: Bärlach schildert die damals zwischen ihm und Gastmann abgeschlossene Wette, Gastmann würde es nicht bewerkstelligen, von ihm unbemerkt in seiner nächsten Nähe ein Verbrechen durchzuführen.
- Folgenschwere der Wette: Angespornt vom Wettstreit mit Bärlach ermordet Gastmann zahlreiche Opfer, wofür er allerdings nie zur Rechenschaft gezogen wird.
- Kritisches Hinterfragen seiner eigenen Handlungen: Im Darlegen des fragwürdigen Pakts mit Gastmann reflektiert der Kriminalkommissar sein Handeln und gesteht sich ein, dass er selbst einen Teil der Verantwortung für den Unglücksfall Schmieds trägt.
- Ego vs. Gewissen: Die Wette mit Gastmann schließt Bärlach ab, um dem Verbrecher seine Kompetenz als Kriminalbeamter zu beweisen. In dem Moment, in dem er sich von seinem Ego zu diesem Wettstreit verleiten lässt, wirft er einen Teil seiner Professionalität als Kommissar über Bord.
- Unschuld Gastmanns: Obwohl der Verbrecher einer Menge Unschuldiger das Leben nimmt, trägt er keine Schuld am Mord am Kriminalbeamten Schmied, muss jedoch mit seinem Leben dafür bezahlen.
- Manipulatives Verhalten Bärlachs: Der Kriminalkommissar benutzt Tschanz dazu, Gastmanns Schuld zu beweisen, obwohl er bereits dahintergekommen ist, dass es sich bei dem wahren Mörder um Tschanz selbst handelt. Allerdings setzt er Tschanz ein, um sein eigenes Interesse, sich nämlich an Gastmann zu rächen, in die Tat umzusetzen. Dieses Verhalten macht Bärlach ebenso zum Verbrecher wie Gastmann und Tschanz.
- Schuldfrage: Jahre später holt Bärlach sein Gewissen ein und er bereut, sich jemals auf eine Wette mit Gastmann eingelassen zu haben. Aufgrund der Wette und dessen, dass Bärlach Tschanz manipuliert, schreibt sich der Kommissar selbst Schuld an den darauffolgenden Ereignissen zu.
Schluss
- Schreibtherapie: Der Tagebucheintrag half, die Gedanken zu sortieren und sorgt für einen klareren Kopf.
- Einsicht: Die Frage nach der Schuld ist nicht alleine mit dem Mörder des Opfers zu beantworten. Bärlach muss sich eingestehen, dass er durch seine Wette vor 40 Jahren dazu beigetragen hat, dass sein Kollege Schmied ums Leben kam. Deshalb trägt er eine Mitschuld für das Geschehene.
- Vorhaben: Bärlachs Kollege Hungertobel soll die Wahrheit erfahren und entsprechende Konsequenzen daraus ziehen. Gleichzeitig entledigt sich Bärlach einer großen Gewissenslast, die ihn seit Jahren quält und handelt somit genau genommen im Eigeninteresse.