A1 Textverständnis
Thema:
Christina Peters: Warum die „Jugend von heute“ immer die schlechteste ist
Aufgabenstellung:
Aus: Warum die „Jugend von heute“ immer die schlechteste ist, letzter Zugriff am 05.07.2022.
1.
Prüfe, welche der folgenden Aussagen mit dem unten stehenden Sachtext übereinstimmen.
Notiere entsprechend: trifft zu/trifft nicht zu.
Notiere entsprechend: trifft zu/trifft nicht zu.
a
Der griechische Denker Sokrates kritisierte bereits 400 Jahre vor Christus die Jugend seiner Zeit.
b
Die 29-jährige Autorin Jia Tolentino beschrieb in einem US-Magazin 165 Arten geschlechtlicher Identität.
c
Aus vielen antiken Kulturen sind Belege für das Vorurteil der respektlosen jungen Männer überliefert.
d
Heute gibt es die traditionelle Abfolge von Kindheit, Jugend und Erwachsensein noch immer.
e
Die Vermächtnisstudie lieferte Informationen von Menschen aus ganz Europa, die ausführlich über ihre Lebenserfahrungen und Einstellungen erzählten.
f
Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum Berlin beschreibt eine schleichende Revolution bei Lebensstil, Partnerschaft und Technik.
(3 P)
2.
Erkläre folgende Begriffe:
a)
Millennials (Z. 17)
b)
Juvenoia (Z. 35)
(2 P)
3.
Formuliere, wie junge Menschen im 20. Jahrhundert häufig gesehen werden.
(1 P)
4.
Begründe, warum Jugendkulturen sich heute nicht mehr als solche einteilen lassen.
(2 P)
5.
Beschreibe, wie sich laut Jutta Allmendinger Lebensmodelle möglicherweise künftig entwickeln.
Material
Warum die „Jugend von heute“ immer die schlechteste ist
Christina Peters
(2 P)
(10 P)
1
Jede ältere Generation denkt irgendwann, dass es mit der Menschheit nun endgültig
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bergab geht - und schuld daran ist "die Jugend": faul, respektlos und noch viel mehr.
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Warum hört dieses Schlechtreden eigentlich nie auf?
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Sie lieben den Luxus, ärgern die Lehrer und lümmeln herum - mehr als 400 Jahre vor
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Christus hatte der griechische Denker Sokrates angeblich viel an den jungen Leuten
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seiner Zeit auszusetzen. “Die Jüngeren stellen sich den Älteren gleich und treten gegen
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sie auf, in Wort und Tat", moserte dann sein Schüler Platon. Und als Platons Zögling
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Aristoteles erwachsen war, sah es noch düsterer aus: Er verzweifle an der Zukunft der
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Zivilisation, wenn er die Jugend sehe, wird der entnervte Philosoph zitiert.
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Kritik an der Jugend ist ein uraltes Phänomen. Seit Tausenden von Jahren bekritteln
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Erwachsene die junge Generation, fürchten den Verfall der Sitten und waren selbst
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natürlich viel anständiger als die jungen Leute.
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Die Jugend sei heruntergekommen und das Ende der Welt nah, soll angeblich auf einer
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4000 Jahre alten Steintafel stehen - in Keilschrift, der ersten menschlichen Schrift über-
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haupt. Doch was steckt hinter dem Phänomen, dass die Jugend nur allzu gern kritisch
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beäugt wird?
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Heute geht es oft um die sogenannten Millennials: Die 1980er und 1990er Jahrgänge
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seien faul, selbstmitleidig, besessen von Selfies und Superfoods - verhätschelte
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Narzissten, die glaubten, es gebe 165 Arten geschlechtlicher Identität, stänkert etwa ein
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britischer Journalist. Und die 29-jährige Autorin Jia Tolentino zählte in einem US-Magazin
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auf, welche Institutionen ihre Altersgenossen laut Medien schon ruiniert haben sollen:
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Hotels, Kaufhäuser, die Autoindustrie, die Ehe, das Eigenheim, Türklingeln, Weichspüler
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und Casinos.
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"Vor dem Alten Griechenland war es das Alte Ägypten, davor das Alte Mesopotamien.
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Es gibt aus vielen antiken Kulturen Belege für diesen Stereotyp der respektlosen jungen
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Männer", sagt der britische Althistoriker Matthew Shipton. Die antiken Weisheiten
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tauchen in Zitatenbänden, Pädagogik-Büchern und Internetforen auf. Einige der
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beliebtesten alten Zitate sind vermutlich falsch überliefert, Quellenangaben drehen sich
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oft im Kreis. Das heiße aber nicht, dass der Eindruck falsch sei, sagt Shipton. Er hat den
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Zoff zwischen den Generationen im antiken Athen erforscht: “Man findet dort ziemlich viel
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von dieser Vorstellung, die wir heute auch noch kennen: Alles wird immer schlechter,
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man lebt in der schlimmsten aller Zeiten und Kinder respektieren ihre Eltern nicht mehr."
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Spätestens mit dieser Generation geht es bergab, denkt jede Generation – und das
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offensichtlich schon seit Menschengedenken. David Finkelhor hat ein Wort dafür
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erfunden: Juvenoia. Darin stecken die Bestandteile juvenil und Paranoia – das steht für
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die Angst vor der Jugend und zugleich auch die Angst um die Jugend. "Es geht um die
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übertriebene Besorgnis vor dem Effekt, den soziale Veränderungen auf Kinder haben",
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erklärt der Soziologe, der seit Jahrzehnten an der US-Universität New Hampshire über
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Jugendschutz forscht. "Wir ziehen gerne den Schluss, dass es schlecht um unsere
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Kinder steht. Und dass das wiederum unserer Gesellschaft schaden wird." [...]
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Im 20. Jahrhundert sei der Ton in sozialwissenschaftlichen Standardwerken ähnlich,
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meint Mey: "Es ist häufig ein extrem negativer, defizitärer Blick, immer schon gedacht
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von der Ziellinie einer etablierten, erwachsenen Person." Der junge Mensch wird als
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unfertiger Erwachsener gesehen – schlimmstenfalls gefährlich, nie ernstzunehmend.
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Tatsächlich ist es heute so: Die klassische Generation als Altersgemeinschaft hat
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weitestgehend ausgedient. Jugendkulturen etwa ließen sich heute überhaupt nicht mehr
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als solche klassifizieren, berichtet Mey. Es gehe immer weniger um das biologische Alter.
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"Wir erleben, dass es ungeachtet, welche Jugendszene wir uns anschauen, dort sowohl
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die 20-Jährigen bis hin zu den 50-Jährigen gibt", sagt Mey. Juvenile Vergemeinschaft-
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ungen nennen das die Forscher.
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Die althergebrachte Vorstellung von der Abfolge Kindheit, Jugend, Erwachsensein mit
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Beruf und Familie gelte so nicht mehr, sagt Mey. "Es gibt eine zunehmende Ambivalenz
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zwischen den Generationen."
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Was Jugendkritiker der vergangenen Jahrtausende noch nicht hatten, waren lnformatio-
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nen wie sie beispielsweise vor drei Jahren die Vermächtnisstudie lieferte. Tausende
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Menschen in Deutschland, repräsentativ ausgewählt, erzählten Forschern ausführlich
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von ihren Lebenserfahrungen, den Einstellungen und den Werten, die sie an künftige
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Generationen weitergeben wollen.
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Das "Ende der Welt", wie es die Keilschriften einst prophezeiten, werden die Jugendli-
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chen nicht einläuten. Doch es wird eine schleichende Revolution bei Lebensstil, Partner-
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schaft und Technik geben, schreibt Studienleiterin Jutta Allmendinger vom Wissen-
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schaftszentrum Berlin. "Die Vereinbarkeit von Beruf und anderen Lebensbereichen wird
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sich verbessern, die Institution der Ehe wird nur ein mögliches Lebensmodell sein, das
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Internet wird noch viel stärker als heute unser Leben bestimmen."
Aus: Warum die „Jugend von heute“ immer die schlechteste ist, letzter Zugriff am 05.07.2022.
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1.
a | Der griechische Denker Sokrates kritisierte bereits 400 Jahre vor Christus die Jugend seiner Zeit. | trifft zu |
b | Die 29-jährige Autorin Jia Tolentino beschrieb in einem US-Magazin 165 Arten geschlechtlicher Identität. | trifft nicht zu |
c | Aus vielen antiken Kulturen sind Belege für das Vorurteil der respektlosen jungen Männer überliefert. | trifft zu |
d | Heute gibt es die traditionelle Abfolge von Kindheit, Jugend und Erwachsensein noch immer. | trifft nicht zu |
e | Die Vermächtnisstudie lieferte Informationen von Menschen aus ganz Europa, die ausführlich über ihre Lebenserfahrungen und Einstellungen erzählten. | trifft nicht zu |
f | Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum Berlin beschreibt eine schleichende Revolution bei Lebensstil, Partnerschaft und Technik. | trifft zu |
2.
a) Mit „Millennials“ (Z. 17) sind Erwachsene gemeint, die in den 80-er, beziehungsweise in den 90-er Jahren auf die Welt gekommen sind.
b) Die sogenannte „Juvenoia“ (Z. 35) setzt sich aus den Begriffen juvenil und Paranoia zusammen und beschreibt das Phänomen, dass unabhängig von der Generation, eine simultane„ Angst vor der Jugend und zugleich auch die Angst um die Jugend“ (Z. 36) besteht.
3.
Die Entwicklung junger Menschen wird bereits im 20. Jahrhundert ebenso kritisch gesehen wie heute. Der „extrem negative[...], defizitäre[...] Blick“ (Z. 42) hat sich über die Jahre hinweg in den Köpfen älterer Generationen festgesetzt und etabliert.
4.
Jugendkulturen lassen sich heutzutage nicht mehr als solche einteilen, weil das biologische Alter der Menschen immer mehr in den Hintergrund rückt. Demnach kann eher von einer Verschmelzung der verschiedenen Altersgruppen ausgegangen werden.
5.
Laut Allmendinger werde die klassischen Lebensmodelle von neuen und moderneren Lebensentwürfen abgeköst. Letztere beinhaltet einen homogeneren Ausgleich zwischen familiärer und beruflicher Erfüllung. Die Institution Ehe und die klassischen Abfolgen von Kind & Haus werden sich in der Form nicht weiter ewig halten können.