Thema 3: Geschichte schreiben
Thema
Fabel – Eine eigene Geschichte schreiben
Aufgabenstellung
Erfasse den Inhalt und die Lehre der vorliegenden Fabel.
Übertrage beides auf eine Begebenheit mit menschlichen Figuren. Entwickle auf dieser Grundlage die Idee zu einer eigenen Geschichte.
Die Geschichte soll in der heutigen Zeit spielen und die in der Fabel aufgezeigten Verhaltensweisen im menschlichen Zusammenleben widerspiegeln.
Schreibe diese Geschichte.
Material
Die Schildkröte und der Hase (nach Aesop)
Eine Schildkröte wurde wegen ihrer Langsamkeit von einem Hasen verspottet. Trotzdem wagte
sie es, den Hasen zum Wettlauf herauszufordern. Der Hase wunderte sich über dieses Angebot
und hielt es für einen Scherz, ließ sich aber dennoch darauf ein.
Es kam der Tag, an dem der Wettlauf stattfinden sollte. Das Ziel wurde festgelegt und beide
betraten im gleichen Augenblick die Laufbahn. Die Schildkröte kroch langsam, aber stetig und
unermüdlich. Der Hase dagegen legte sich mit mächtigen Sprüngen gleich ins Zeug, wollte er
den Spott für die Schildkröte doch auf die Spitze treiben. Als der Hase nur noch wenige Schritte
vom Ziel entfernt war, setzte er sich schnaufend ins Gras und schlief kurz darauf ein. Die großen
Sprünge hatten ihn nämlich müde gemacht. Doch plötzlich sah sich der Hase vom Jubel der
Zuschauer geweckt, denn die Schildkröte hatte gerade das Ziel erreicht und gewonnen.
Der Hase musste zugeben, dass das Vertrauen in seine Schnelligkeit ihn so leichtsinnig gemacht
hatte, dass sogar ein langsames Kriechtier ihn mit Ausdauer besiegen konnte.
Aus: Äsop: Der Hase und die Schildkröte. In: Fabeln des Äsop. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1966, S. 10 f.
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monatlich kündbarSchulLV-PLUS-Vorteile im ÜberblickDu hast bereits einen Account?„Das Matheprojekt“
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In der 9. Klasse einer Realschule kündigte die Mathematiklehrerin Frau Berger ein großes Matheprojekt an. Sie erklärte mit ernster Stimme, dass die beste Präsentation sogar die Chance hätten, am Landeswettbewerb teilzunehmen. Sofort ging ein leises Murmeln durch die Klasse. Einige Schüler sahen sich nervös an, andere schienen begeistert.
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Tom lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück und grinste selbstbewusst. „Das wird doch ein Kinderspiel“, sagte er laut, damit es möglichst viele hören konnten. „Mathe kann ich doch im Schlaf.“ Mehrere seiner Freunde schmunzelten. Tom galt als talentiert und er wusste das nur zu gut.
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Lea hingegen, die stille Schülerin aus der letzten Reihe, senkte kurz den Blick. „Ich brauche bestimmt länger“, meinte sie leise. „Ich fange lieber heute schon an.“ Ihre Worte wurden von Tom sofort aufgegriffen. „Mach du nur“, sagte er überheblich. „Ich starte am Wochenende. Für mich reicht das völlig aus.“ Sie setzte sich noch am selben Nachmittag an ihren Schreibtisch, suchte Informationen zusammen, rechnete Beispiele sorgfältig durch und fragte ihren Bruder, wenn sie etwas nicht verstand. Jeden Tag machte sie kleine Fortschritte und verstand das Thema immer besser.
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Tom dagegen verbrachte seine Nachmittage anders. „Heute bin ich zu müde“, dachte er am Montag. Am Dienstag traf er Freunde, und am Mittwoch spielte er stundenlang Computerspiele. Immer wieder beruhigte er sich selbst: „Ich bin doch schnell. Das mache ich locker an einem Abend.“
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Doch als der letzte Abend gekommen war, saß Tom schließlich frustriert vor seinem Laptop. Je mehr er versuchte, desto deutlicher wurde ihm, wie viel er hätte vorbereiten müssen. Müde und unkonzentriert brachte er nur eine halbfertige Präsentation zustande. „Wird schon irgendwie reichen“, murmelte er erschöpft.
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Am Präsentationstag meldete sich Lea freiwillig als Erste. Sie erklärte ruhig und klar, zeigte gut strukturierte Folien und konnte jede Frage der Lehrerin problemlos beantworten. Man sah in vielen Gesichtern Anerkennung und Respekt.
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Tom hingegen hatte bereits Probleme, seine Datei zu öffnen – der Laptop stürzte zunächst ab. Als er es schließlich schaffte, waren nur wenige unfertige Folien zu sehen. Er wirkte unsicher, verhaspelte sich und wusste kaum eine Antwort auf die Fragen der Lehrerin. Diese sah besorgt aus und auch seine Freunde schwiegen ungewohnt still.
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Eine Woche später gab Frau Berger die Ergebnisse bekannt. „Die beste Arbeit stammt von Lea“, sagte sie mit einem warmen Lächeln. „Sie wird unsere Schule beim Wettbewerb vertreten.“ Lea errötete vor Freude. Tom dagegen starrte fassungslos auf seinen Tisch. „Von Lea?“, flüsterte er. „Aber … ich bin doch eigentlich der Beste in Mathe.“
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Frau Berger wandte sich freundlich an ihn. „Tom, Talent ist eine gute Grundlage. Aber ohne Fleiß und Ausdauer bringt es einen nicht weit. Lea hat gezeigt, dass man mit echter Mühe mehr erreicht als mit bloßem Selbstvertrauen.“ Tom senkte den Blick. In diesem Moment wusste er, dass er sich zu sehr auf seine Fähigkeiten verlassen hatte. Überheblichkeit und Bequemlichkeit hatten ihm den Erfolg gekostet. Zum ersten Mal verstand er, dass manchmal nicht der Schnellste gewinnt, sondern derjenige, der konsequent am Ball bleibt.