Gegenüberstellungen der Theaterformen

Dramatisches vs. epische Theater

Dramatisches Theater Episches Theater
handelnd erzählend
verwickelt den Zuschauer in die Bühnenaktion macht den Zuschauer zum Betrachter und weckt seinen Aktionismus
ermöglicht ihm Gefühle erzwingt Entscheidungen von ihm
Erlebnis Weltbild
Zuschauer wird hineinversetzt Zuschauer wird gegenübergesetzt
Suggestion Argument
Empfindungen konserviert zu Erkenntnissen getrieben
Dramatisches Theater Episches Theater
Zuschauer erlebt mit Zuschauer studiert
Mensch als bekannt vorausgesetzt Mensch als Gegenstand der Untersuchung
Mensch ist unveränderlich Mensch ist veränderlich
Spannung auf den Ausgang (Finalspannung) Spannung auf den Verlauf (Modalspannung)
Eine Szene für die andere Jede Szene für sich
Entwicklung Montage
linearer Verlauf Verlauf in Kurven
Das Denken bestimmt das Sein Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Denken
Gefühl Ratio

Offene vs. geschlossene Form des Dramas

Dramen können neben dem Inhalt auch nach ihrer Gliederung und ihrem Aufbau unterschieden werden. Man unterscheidet zwischen der offenen und der geschlossenen Form des Dramas.
Offene Form Geschlossene Form
Mehrere Handlungsstränge gleichzeitig und gleichberechtigt Lineare und kontinuierliche Handlung ohne Nebenhandlungen
Abfolge zeitlich unabhängiger Begebenheiten über einen längeren Zeitraum Dauer der fiktiven Handlung und der Aufführung weitestgehend gleich
Handlung an verschiedenen Orten Geschehen spielt an einem Ort
Vielzahl an Personen aus verschiedenen Schichten Beschränkung des Personenkreises; hohe Stände
Verschiedenste Sprachformen Einheitlich hohes Sprachniveau
Das Geschehen setzt unvermittelt ein Symmetrischer Aufbau in fünf Akten
Häufig fehlt ein eindeutiger Schluss Höhepunkt im dritten Akt
Zeigt das Ganze in Ausschnitten Zeigt den Ausschnitt als Ganzes
Entspricht dem epischen Theater von Brecht Entspricht der Theorie von Aristoteles

Arten der Handlungserzählung

Wie oben beschrieben wird die Handlung in Dramen hauptsächlich in Dialogform wiedergegeben. Neben der Dialogform kommen aber auch andere Arten der Handlungserzählung vor, da sonst nicht alle Informationen vermittelt werden können.

Monolog

  • Eine Figur führt ein Selbstgespräch
  • Hier können sonst nicht wahrnehmbare Gedanken und Gefühle vermittelt werden
  • Beispiel: Eine Figur spricht mit sich selbst über ihren geheimen Plan

Erzählerauftritt

  • Eine Figur, die nicht zur Bühnenhandlung gehört, tritt als Erzähler auf
  • Sie macht Aussagen über den Handlungsverlauf
  • Beispiel: Der Erzähler kündigt in einem Prolog an, dass die Hauptfigur am Ende sterben wird

Verdeckte Handlung (Teichoskopie oder auch Mauerschau)

  • Die beschriebene Handlung ist für das Publikum nicht sichtbar, sondern nur für die Bühnenfigur
  • Die Figur berichtet über diese Handlung
  • Beispiel: Ein Spion berichtet, was er durch das Fenster beobachtet

Botenbericht

  • Ein Bote berichtet dem Zuschauer über vergangene Ereignisse, die nicht auf der Bühne dargestellt wurden
  • Beispiel: Ein Feldherr berichtet dem König nach einem verlorenen Kampf über die Schlacht

Chor

  • Ein Chor singt Lieder, in denen die Handlung kommentiert wird
  • Meist zwischen den Akten eingesetzt
  • Beispiel: Der Chor stellt in seinem Lied die Frage, ob es tatsächlich ein natürlicher Tod oder ein Mord war

Publikumsanrede

  • Eine Figur wendet sich direkt an das Publikum
  • Die Illusion wird noch stärker gebrochen als beim Erzählerauftritt
  • Beispiel: Mitten in der Handlung spricht der tragische Held das Publikum auf sein Scheitern an

Zeichenvielfalt

Einige Details lassen sich nicht durch die verschiedenen Formen der Handlungserzählung vermitteln. Da ein Drama auf der Bühne aufgeführt wird, können hierfür aber auch akustische und optische Mittel genutzt werden.

Akustische Zeichen

  • Akzent, Sprechtempo, Sprechlautstärke, Tonhöhe
  • Musik, Geräusche

Optische Zeichen

  • Statur, Mimik, Gestik, Maske, Kostüm, Bewegungen
  • Bühnenbild, Dekoration, Requisiten, Spruchbänder, Projektionen