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HT Sprachmittlung

Aufgabenstellung:

Your American friend is volunteering for SheBelieves, an initiative led by the U.S. Soccer Federation to encourage young women and girls to reach their dreams, and is interested in the situation of women’s soccer in other countries.
Write your friend an email outlining the problems in girls’ and women’s soccer in Germany, the reasons behind them as well as possible solutions.

(20 Punkte)

Frank Hellmann
Die fehlende Diversität im deutschen Frauenfußball

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Mehr als jeder vierte Mensch in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. In vielen
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Großstädten liegt der Anteil noch höher. Doch im EM-Kader des DFB finden sich nur drei
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Spielerinnen mit Migrationshintergrund: Die in Krefeld geborene Nicole Anyomi, deren
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Vater aus Togo und deren Mutter aus Ghana stammt. Die in Köln aufgewachsene Sara
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Doorsoun, die Tochter eines iranischen Vaters und einer türkischen Mutter. Und Kathrin
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Hendrich, die eine belgische Mutter hat, in Eupen geboren wurde und beide Staatsbürger-
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schaften besitzt. Hätte sich die in Budapest geborene und schon im Kindesalter nach Saar-
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brücken gekommene Dzsenifer Marozsán nicht das Kreuzband gerissen, sie wäre die vierte
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Spielerin gewesen. Doch selbst dann wäre das immer noch ein verdammt kleiner Anteil.
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Vier von 28, das sind keine 15 Prozent.
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Für den deutschen Frauenfußball ist das ein Nachteil. Wenn es nicht gelingt, genügend
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Spielerinnen mit Migrationshintergrund zu gewinnen, könnte ihn das in Zukunft vor gravie-
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rende Probleme stellen. Denn Fußballspielerinnen gibt es in Deutschland eh schon nicht
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viele. Der DFB weist 2,21 Millionen in Vereinen organisierte Spieler und Spielerinnen
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aus. Doch den gut 2 Millionen aktiven Jungen und Männern stehen nur noch knapp
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187.000 Spielerinnen gegenüber. Zwar stieg die Zahl der aktiven Mädchen unter 16 zuletzt
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wieder ein wenig, doch betrachtet man die vergangenen zehn Jahre, hat sich deren Anzahl
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halbiert. […]
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Würde es den deutschen Vereinen gelingen, mehr Mädchen und Frauen mit einer Einwan-
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derungsgeschichte für den Fußball zu gewinnen, wäre auch der Rückgang bei den Aktiven
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weniger dramatisch. Anderen Ländern gelingt das längst besser, Frankreich beispielsweise.
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Erst kürzlich gab der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf zu: „Wir müssen diverser wer-
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den, das zeigt die Statistik deutlich – ob bei den Mitgliedern, den Aktiven, den Trainerinnen
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und Trainern oder im Schiedsrichterwesen. Hier hat der Fußball großes Potenzial.“
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Doch wie soll das gelingen? Darüber findet sich auch im neuesten DFB-Strategiepapier
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Frauen im Fußball FF 27 wenig. Klar, bis 2027 sollen die Nationalmannschaft und die
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Bundesligavereine internationale Titel gewinnen. Die Zahl der aktiven Spielerinnen, Trai-
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nerinnen und Schiedsrichterinnen soll um 25 Prozent steigen, der Frauenanteil in Gremien
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mindestens 30 Prozent betragen und die mediale Reichweite verdoppelt werden. All diese
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Ziele sind im Papier festgehalten. Eine Strategie aber ist das noch nicht.
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Wie wollen der DFB, seine Landesverbände und letztlich die Vereine zum Beispiel in tra-
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dierte Familienstrukturen eindringen, in denen eine Sportart wie Fußball für Töchter ver-
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pönt ist?
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Der Hebel dafür liege in der Infrastruktur, findet die neue DFB-Vizepräsidentin für Gleich-
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stellung und Diversität, Célia Šašić. „Mädchen brauchen einen einfachen Zugang zum Fuß-
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ball“, sagt sie. [...]
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Šašić, die Europameisterin von 2013, verschweigt nicht, „dass es immer noch Vorbehalte
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gibt gegenüber Frauen und Mädchen, die Fußball spielen“. Also müssten die Eltern aus
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Familien, in denen das der Fall ist, das Gefühl bekommen, dass ihre Tochter im Verein gut
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aufgehoben ist. Doch an dieser Stelle sind viele der rund 24.000 Vereine, die um jeden Ehren-
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amtlichen kämpfen, zwangsläufig überfordert. Oft fühlen sie sich für ihre Integrationsarbeit
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nicht genügend wertgeschätzt und ausreichend unterstützt. Viele würden sich deshalb vom
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DFB eine Art Masterplan wünschen, der am besten schon in der Schule ansetzt.
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Wie man weiblichen Nachwuchs mit ausländischen Wurzeln gewinnt, macht Tuğba Tekkal
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vor. Die ehemalige Bundesligaspielerin des 1. FC Köln will ermöglichen, dass jedes Mäd-
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chen zwischen 8 und 16 Jahren unabhängig von ihrer Nationalität, Religion oder sozialen
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Herkunft Fußball spielen kann.
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Tekkal wuchs als eines von elf Kindern in einer türkischen Familie auf, die der jesidischen
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Glaubensgemeinschaft angehört. Das Fußballspielen musste sie sich erkämpfen. Ihren älte-
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ren Brüdern hatte sie es zu verdanken, dass sie gegen den Willen ihrer Eltern nachmittags
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auf den Bolzplatz gehen konnte. 2015 gründete sie mit vier ihrer Schwestern eine Menschen-
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rechtsorganisation, in der das Projekt Scoring Girls angesiedelt ist.


Frank Hellmann, „Die fehlende Diversität im deutschen Frauenfußball“, in: ZEIT ONLINE, 14. Juli 2022
Quelle (Zugriff: 24.10.2022)
Wortzahl: 598

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