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HT Sprachmittlung

Aufgabenstellung:

For an international youth project that deals with different approaches to civic engagement in countries all over the world, you have been asked to provide a German perspective on the matter.
Write a blog entry for the project website in which you summarize the different views on the proposal of compulsory community work in Germany.

(20 Punkte)

Deutsche Presse-Agentur (dpa)
„Etwas fürs Land tun“: Debatte über sozialen Pflichtdienst

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Regelmäßig kocht in Deutschland eine Diskussion darüber hoch, ob Menschen einen Pflicht-
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dienst absolvieren sollen, beispielsweise im sozialen Bereich. Dieses Mal hat Bundespräsi-
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dent Frank-Walter Steinmeier die Debatte angestoßen. Der Vorschlag stößt allerdings weit-
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gehend auf Ablehnung.
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„Es geht um die Frage, ob es unserem Land nicht guttun würde, wenn sich Frauen und
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Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen“, hatte Stein-
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meier der „Bild am Sonntag“ gesagt. […]
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Momentan leisten annähernd 100.000 Menschen einen Jugend- oder Bundesfreiwilligen-
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dienst – vorwiegend junge Leute. Pläne, eine Dienstpflicht einzuführen, gibt es einem
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Regierungssprecher zufolge nicht. Die Freiwilligendienste sollten aber „nachfragerecht“
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ausgebaut werden. […]
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Wohlfahrtsverbände machten ebenfalls deutlich, dass sie von Pflichteinsätzen nichts halten.
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Dann müsste man auch „Menschen rekrutieren, die überhaupt keine Lust haben und viel-
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leicht auch ungeeignet sind. Das wollen wir nicht“, sagte der Hauptgeschäftsführer des
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Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, im SWR. Das könne beispielsweise in
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einem Pflegeheim den Bewohnern und Angehörigen nicht zugemutet werden.
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Steinmeier hatte die Debatte mit der Begründung angestoßen, dass eine Dienstpflicht die
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Gemeinschaft stärken könnte: „Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Verständnis für andere
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Lebensentwürfe und Meinungen abnimmt, kann eine soziale Pflichtzeit besonders wertvoll
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sein. Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in
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Notlagen. Das baut Vorurteile ab und stärkt den Gemeinsinn.“
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Für eine solche Sicht der Dinge gebe es „beachtliche Argumente“, sagte der ehemalige
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Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Der heutige
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Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung kritisierte eine „bemerkenswert schnelle und
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schroffe Reaktion“ auf den Vorstoß. Die Ablehnung sei „voreilig“.
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Doch selbst wenn es den politischen Willen gäbe, eine Dienstpflicht einzuführen: Die Um-
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setzung wäre schwierig. Nach Einschätzung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundes-
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tags müsste das Grundgesetz geändert werden. Dafür bräuchte es Zweidrittelmehrheiten in
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Bundestag und Bundesrat.
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In Grundgesetz Artikel 12 steht: „Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen
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werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen
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Dienstleistungspflicht.“ Unter „herkömmlich“ fallen demnach nur Bereiche wie Feuerwehr
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oder Deichschutz. Justizminister Marco Buschmann (FDP) brachte noch ein anderes Argu-
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ment: „Wir leiden überall unter Fachkräftemangel. Da gehören junge Menschen in Ausbil-
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dung, Studium oder Beruf, nicht in Beschäftigungstherapie.“
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Bundesratspräsident Bodo Ramelow (Linke) hat in der Debatte um die soziale Dienstpflicht
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Parallelen zur Schulpflicht gezogen. „Statt reflexartig einfach nur auf dem Bundespräsidenten
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rumzuhacken und wieder von neuem Zwang zu reden und dabei die Schulpflicht einfach
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auszublenden, werbe ich dafür, mit ein bisschen mehr Gelassenheit das Thema anzugehen“,
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sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur. Die Schulpflicht sei auch ein Zwang und
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der Staat greife in das Leben von jungen Menschen ein. Er frage sich, weswegen man nicht
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noch ein Jahr mehr „dazudefinieren“ könne.
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Ramelow hatte sich bereits in der Vergangenheit immer wieder für eine Pflichtzeit für junge
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Erwachsene ausgesprochen. Seiner Meinung nach könne das eine Zeit zwischen neun und
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zwölf Monaten bedeuten für alle Menschen zwischen 18 und 25 Jahren. „Das kann das So-
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ziale sein, das kann das Ökologische sein, das kann das Militärische sein“, sagte er. Wichtig
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sei, dass es kein verlorenes Jahr sei – sondern etwa bei einer Ausbildung anerkannt werden
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könne. Steinmeier hatte in dem Interview mit der „Bild am Sonntag“ allgemein von einer
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Pflichtzeit gesprochen, nicht explizit für junge Leute.
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Jugendorganisationen verschiedener Parteien wiesen Steinmeiers Vorschlag zurück. Die
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Vorsitzende der SPD-Jugendorganisation Jusos, Jessica Rosenthal, nannte die Debatte auf
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dem Nachrichtenportal „Watson“ „abstrus und aus der Zeit gefallen“. Einen Pflichtdienst
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einzufordern, sei „ein Schlag ins Gesicht aller jungen, engagierten Menschen“. Franziska
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Brandmann von den Jungen Liberalen sagte, eine Dienstpflicht einzuführen, sei übergriffig.
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Bürgerinnen und Bürger arbeiteten in der Regel jahrzehntelang und befähigten durch hohe
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Steuern und Abgaben den Staat dazu, seinen Aufgaben nachzukommen.
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Junge Menschen in Deutschland sehen einer Umfrage zufolge eine allgemeine Dienstpflicht
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ebenfalls eher skeptisch. 49 Prozent der 16- bis 26-Jährigen sind demnach dagegen, 40 Prozent
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befürworten eine solche Pflicht, wie eine Befragung der TUI Stiftung zeigt.


Anmerkungen:
Die Sprachrichtigkeit betreffende Fehler wurden korrigiert.
Deutsche Presse-Agentur (dpa), „‚Etwas fürs Land tun‘: Debatte über sozialen Pflichtdienst“, in: ZEIT ONLINE, 14. Juni 2022
Quelle (Zugriff: 24.11.2022)
Wortzahl: 624

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