Aufgabe 3 – Wasserstoffperoxid & Weinsäure

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3.1

Wasserstoffperoxid

Im Haushalt kann dreiprozentige Wasserstoffperoxid-Lösung u. a. als Desinfektions- und Reinigungsmittel eingesetzt werden. Regelmäßige Qualitätskontrollen sind nötig, da diese Lösungen nicht beständig sind.

1

Beschreibe die Bindungen in einem Wasserstoffperoxid-Molekül (M 1).
Erkläre die gute Wasserlöslichkeit von Wasserstoffperoxid (M 1).

(5 BE)
2

Erkläre unter Einbeziehung einer Reaktionsgleichung, dass es sich bei dem Zerfall von Wasserstoffperoxid um eine Disproportionierung handelt (M 1, M 2).
Begründe anhand der Gibbs-Helmholtz-Gleichung, dass der Zerfall von Wasserstoffperoxid unabhängig von der Temperatur exergonisch verläuft (M 1).

(7 BE)
3

Formuliere die Teilgleichungen der Reaktion, die der Konzentrationsbestimmung einer Wasserstoffperoxid-Lösung zugrunde liegen (M 3).
Erläutere an diesen das Donator-Akzeptor-Prinzip.
Begründe, dass bei diesem Analyseverfahren kein Indikator für die Bestimmung des Äquivalenzpunktes benötigt wird (M 3).

(8 BE)
4

Beurteile unter Verwendung von Standardpotenzialen die gegebene Vorschrift zum Einsatz der Säuren hinsichtlich der Genauigkeit des Titrationsergebnisses (M 3).

(7 BE)
5

Führe das Experiment durch (M 4).
Überprüfe den vom Hersteller angegebenen Massenteil bei einer länger gelagerten Wasserstoffperoxid-Lösung (M 4).

Hinweis: Für den Fall, dass Du keine auswertbaren Beobachtungen erzielt hast, kannst du dir Ersatzbeobachtungen unter Nichterteilung von 1 BE geben lassen.

(13 BE)

Material 1: Wasserstoffperoxid

Wasserstoffperoxid neigt dazu, in einer exothermen Reaktion leicht in Sauerstoff und Wasser zu zerfallen.

Wasserstoffperoxid Valenzstrichformel räumlichen Struktur
Abb. 1: Wasserstoffperoxid-Molekül: Valenzstrichformel (links),
Darstellung der räumlichen Struktur (rechts)

Material 2: Spezielle Redoxreaktionen

Synproportionierung und Disproportionierung sind Spezialfälle der Redoxreaktion. Bei der Synproportionierung wird aus einer höheren und einer niedrigeren Oxidationsstufe einer Atomsorte in den Edukten eine mittlere Oxidationsstufe in den Produkten gebildet. Bei der Disproportionierung wird aus einer mittleren Oxidationsstufe einer Atomsorte in den Edukten eine höhere und eine niedrigere Oxidationsstufe in den Produkten gebildet.

Material 3: Konzentrationsbestimmung einer Wasserstoffperoxid-Lösung

Die Konzentrationsbestimmung einer angesäuerten Wasserstoffperoxid-Lösung kann durch eine Redoxtitration mit Kaliumpermanganat-Lösung erfolgen. Die dieser Analyse zugrunde liegende Reaktion wird durch die nachfolgende chemische Gleichung in Ionenschreibweise beschrieben:

Die Permanganat-Ionen verursachen einen violetten Farbton der Lösung und Mangan(II)-Ionen einen schwach rosafarbenen bis farblosen Farbton. Wasserstoffperoxid-Lösung ist farblos. Für das Ansäuern wird der Einsatz von Schwefelsäure anstatt Salzsäure vorgeschrieben.

Tab. 1: Standardpotenziale relevanter Redoxpaare

Material 4: Experiment zur Bestimmung des Massenanteils an Wasserstoffperoxid

Im Handel vertriebene Wasserstoffperoxid-Lösung zur Desinfektion beinhaltet in der Regel laut Hersteller einen Massenanteil an Wasserstoffperoxid von \(\omega =3\%\).
Für die quantitative Analyse einer im Handel gekauften und über längere Zeit gelagerten Wasserstoffperoxid-Lösung wurden 10 mL dieser Lösung entnommen und mit destilliertem Wasser auf 100 mL verdünnt (Analysen-Lösung).

Chemikalien:
  • Kaliumpermanganat-Lösung als Maßlösung \(\left( c=0,02\, \dfrac{\text{mol}}{\text{L}}\right)\)
  • Schwefelsäure-Lösung \(\left(\omega =20\,\%\right)\)
  • Wasserstoffperoxid-Lösung
    als Analysenlösung
  • destilliertes Wasser

Durchführung:
Entnimm der vorbereiteten Analysen-Lösung 10 mL und säuere diese mit ca. 5 mL der bereitgestellten Schwefelsäure-Lösung an. Fülle das Gemisch mit destilliertem Wasser auf ca. 100 mL auf.
Titriere diese Lösung mit der zur Verfügung stehenden Kaliumpermanganat-Lösung bis zum bleibenden Farbumschlag.
Führe mindestens zwei Titrationen durch.

Hinweis zur Auswertung:
Gehe bei Deinen Berechnungen davon aus, dass die Dichte der für die Analyse hergestellten Wasserstoffperoxid-Lösung \(\rho \approx 1\,\dfrac{\text{g}}{\text{mL}}\) beträgt.

3.2

Weinsäure

Weinsäure ist eine bei Raumtemperatur in festem Aggregatzustand vorliegende Dicarbonsäure, die natürlich in Weintrauben vorkommt. Sie wird in der Lebensmittelindustrie als Zusatzstoff verwendet und dient in der chemischen Industrie zur Trennung von Enantiomeren.

1

Erkläre mithilfe von Strukturformeln am Beispiel der Weinsäure-Moleküle den Begriff Enantiomere (M 1).
Kennzeichne die asymmetrischen Kohlenstoff-Atome in einer Deiner Strukturformeln.
Gib den systematischen Namen der Weinsäure an (M 1).

(6 BE)
2

Formuliere unter Nutzung von Strukturformeln eine mögliche Reaktionsgleichung für die Reaktion 1, die Bildung von Metaweinsäure (M 1).
Leite aus der Reaktionsgleichung für Reaktion 2 die vorliegende Reaktionsart ab (M 1).
Beschreibe eine Möglichkeit, Weinsäure experimentell vom Endiol zu unterscheiden (M 1).

(8 BE)
3

Benenne die Bindungen zwischen dem zweiten und dritten Kohlenstoff-Atom im Weinsäure- und im Endiol-Molekül nach dem Orbitalmodell (M 1).

(3 BE)
4

Führe das Experiment durch (M 3).
Leite ausgehend von Deinen Beobachtungen einen Vergleich der Stabilitäten der beiden Kupfer(II)-Komplexe ab (M 2, M 3).
Erkläre Deine Beobachtungen bezüglich der Komplexbildung in Abhängigkeit des pH-Werts (M 2, M 3).
Erläutere Deine Beobachtung in Reagenzglas 2 anhand einer Reaktionsgleichung (M 3).

(14 BE)
5

Ordne Lösungen gleicher Stoffmengenkonzentration von Weinsäure, Butansäure und 4-Hydroxybutansäure nach sinkendem pH-Wert. Begründe.

(6 BE)
6

Beurteile die Nutzung von Weinsäure als Säuerungsmittel im Wein (M 4).

(3 BE)

Material 1: Reaktionen der Weinsäure

Reaktion 1
Weinsäure-Moleküle können unter Abspaltung von Wasser-Molekülen miteinander reagieren. Dabei bildet sich z. B. aus zwei Molekülen der Weinsäure ein Molekül Metaweinsäure. Metaweinsäure kann der Stoffklasse der Ester zugeordnet werden. Sie wird Weinprodukten zugesetzt, um die Ausfällung von Weinstein zu verlangsamen.

Reaktion 2
Weinsäure wird durch Reaktion mit z. B. Wasserstoffperoxid zu 2,3-Dihydroxybut-2-endisäure, ein Endiol, umgewandelt.

Abbildung

Material 2: Bildung von Kupfer-Komplexen

Die Salze der Weinsäure werden als Tartrate bezeichnet. Das Tartrat-Ion kann in Gegenwart starker Basen als Säure reagieren und deprotoniert werden.

Abbildung

Die korrespondierende Base des Tartrat-Ions kann mit Kupfer(II)-Ionen Komplexe bilden, Weinsäure-Moleküle und Tartrat-Ionen können dies nicht.

Material 3: Reaktionen von Kupfer(II)-sulfat-Lösung

Experiment:
Stelle die in der Tabelle beschriebenen Stoffgemische her.

Tab. 1: Herstellung der Reaktionsgemische

Bei diesem Experiment bilden Kupfer(II)-Ionen Komplexe mit Wasser-Molekülen bzw. deprotonierten Tartrat-Ionen.

Material 4: Säuerung von Wein

In Abhängigkeit der klimatischen Bedingungen beim Weinanbau kann es sinnvoll sein, dem Wein während der Gärung ein Säuerungsmittel zuzusetzen. Dabei kommen in der Regel racemische Gemische von Äpfelsäure bzw. Milchsäure oder reine L-Weinsäure in Betracht. Je niedriger der pH-Wert eines Weins ist, umso stärker wird das Wachstum unerwünschter Mikroorganismen eingeschränkt.
Doch nicht nur der pH-Wert während der Gärung spielt eine Rolle für die Qualität des Weins, sondern ebenso der Gehalt an Kalium-Ionen. Liegen zu wenige Kalium-Ionen in einem Wein vor, so hat dies negative Auswirkungen auf den Geschmack des Getränks.

Tab. 2: Zusammensetzung eines Weins in Abhängigkeit des Säuerungsmittels

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