Aufgabe 1
Thema
Ehrenamt
Aufgabenstellung
Erörtere die Frage: Sollten sich Jugendliche in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren? Lass dich von den Materialien (M1 – M4) anregen.
M1
Aus: AWO München (10.07.2024)
M2
Deutschland, Land des Ehrenamts: So wertvoll ist der Einsatz der Millionen Freiwilligen
Nico Schnurr
Ehrenamt, das klingt so gestrig. Dabei arbeiten Millionen Freiwillige daran,
das Land zusammenzuhalten – gerade jetzt. Ob Feuerwehr, Katastrophenschutz oder Obdachlosenhilfe:
Weit mehr als jeder dritte Deutsche engagiert sich ehrenamtlich.
Wie sähe Deutschland ohne Ehrenamt aus? Man müsste es sich so vorstellen: Würde es
brennen, käme in vielen kleineren Orten wohl niemand zum Löschen. Nach einem Hochwasser
wären die Betroffenen noch mehr auf sich allein gestellt. Geflüchtete hätten es schwerer, sich
im Land zurechtzufinden. Bedürftige müssten häufiger hungern, Obdachlose hätten weniger
Zufluchtsorte, alte Menschen wären einsamer. Vielen Kindern würde niemals vorgelesen. Es
gäbe kaum Trainer, kaum Schiedsrichter, kein Vereinsleben. Nicht mal Wahlen könnten
stattfinden, weil niemand da wäre, der Stimmzettel auszählt.
Deutschland ist ein Land des Ehrenamts. Fast 30 Millionen Deutsche, rund 40 Prozent der über
14-Jährigen, engagieren sich freiwillig. Sie setzen sich für andere ein, retten Leben, kümmern
sich dort, wo der Staat wegschaut. Und sie machen das, ohne dafür ein Gehalt zu bekommen.
[...]
Aus: Schnurr, Nico (05.12.2021): Deutschland, Land des Ehrenamts: So wertvoll ist der Einsatz der Millionen Freiwilligen. (10.07.2024)
M3
Auszüge aus einem Blogeintrag von Svenja Gruszeczka
Svenja engagiert sich freiwillig in verschiedenen sozialen Bereichen und ist seit vielen Jahren
ehrenamtlich im örtlichen Tierheim tätig, denn für sie fängt Tierschutz vor der eigenen
Haustüre an. Sie arbeitet aus tiefstem Herzen und mit voller Überzeugung ehrenamtlich,
thematisiert aber auch offen die Schattenseiten des Ehrenamts.
[...] Weil man als ehrenamtlich Tätiger viel im Einsatz ist, leidet oft das Privatleben darunter.
Während deine Freunde bei schönem Wetter das Wochenende am See genießen oder dein
Partner sich abends schon gemütlich aufs Sofa kuschelt, bist du noch ehrenamtlich im Einsatz.
Ehrenamtliche Arbeit kann sehr emotional belastend sein und auch Zuhause vorm Fernseher
lassen dich die Geschehnisse aus der ehrenamtlichen Arbeit nicht los. Darum brauchen auch
Partner, Familie und Freunde starke Nerven und Geduld. [...]
In der Regel wird gerne all der Ärger und Frust auf dir abgeladen. Ehrenamtliche Kollegen,
Spender, Unterstützer, Interessierte oder auch die, die einfach nur mal bei Facebook meckern
wollen. Du bekommst von jedem mal etwas ab. Wenn du dich zum Beispiel im Tierschutz
engagierst und du hast einem Hund ein Zuhause gesucht und das neue Familienmitglied ist
nicht, wie erwartet... rate mal wer dann schuld ist?! [...]
Auch wenn es sich oft wie ein bezahlter Job anfühlt und man manchmal sogar eine
40-Stunden-Woche oder mehr hat, Geld bekommst du dafür nicht. Im Gegenteil, meist gibst du
sogar für Sprit, Spenden usw. noch Geld aus. Das machst du zwar freiwillig, aber es kostet dich
trotzdem Geld. Und auf ein „Danke für deinen unermüdlichen Einsatz“ kannst du oft lange
warten. [...]
Aus: Blogeintrag von Svenja Grusczecka, bekannt als „mrsverde“. (04.11.2024) (Der Blogeintrag ist nicht mehr öffentlich zugänglich.)
M4
Motive der freiwillig Engagierten zwischen 14 und 25 Jahren
Aus: Zahlen und Fakten rund um das Ehrenamt junger Menschen. (10.07.2024)
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Ehrenamtliches Engagement ist in Deutschland ein unverzichtbarer Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
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Millionen Menschen setzen sich freiwillig dafür ein, anderen zu helfen, Gemeinschaft zu stärken und Aufgaben zu übernehmen, die der Staat allein nicht bewältigen könnte. Ob in der Feuerwehr, im Sportverein, in der Hausaufgabenbetreuung oder im Tierheim – überall tragen engagierte Freiwillige dazu bei, das Leben vieler Menschen zu verbessern.
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Trotz dieser großen Bedeutung stellt sich besonders für Jugendliche die Frage, ob sie neben Schule, privaten Verpflichtungen und Freizeitaktivitäten noch die Zeit und Energie für ein Ehrenamt finden können. Denn viele junge Menschen stehen unter Leistungsdruck oder möchten ihre freie Zeit hauptsächlich für Hobbys, Freunde oder Erholung nutzen.
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Daraus ergibt sich die zentrale Frage dieser Erörterung: Sollten sich Jugendliche in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren?
Hauptteil
Argumente für ein Ehrenamt
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Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt: Einer der wichtigsten Gründe für ehrenamtliches Engagement ist der Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft. Viele Bereiche würden ohne Freiwillige gar nicht funktionieren: Bei Bränden wäre in vielen Orten niemand zum Löschen da, ohne Vereinstrainer gäbe es weniger Sportangebote für Kinder und ohne Jugendbetreuer oder Nachhilfehelfer hätten viele junge Menschen weniger Unterstützung (M2). Auch Begriffe wie „Engagement“, „Gemeinsam“ oder „Freiwillig“ zeigen, dass Ehrenamt soziale Werte vermittelt und soziale Bindungen stärkt (M1). Jugendliche, die sich engagieren, erleben, dass ihr Einsatz direkt einen Unterschied macht und dass sie gebraucht werden. Dies führt oft zu einer großen inneren Zufriedenheit.
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Persönliche Entwicklung und neue Fähigkeiten: Ein Ehrenamt bietet Jugendlichen wertvolle Lernmöglichkeiten. Sie übernehmen Verantwortung, treffen Entscheidungen, planen Aktionen und arbeiten im Team. Viele junge Freiwillige geben an, dass sie vor allem Qualifikationen erwerben möchten, die ihnen später im Berufsleben helfen (M4). Dazu gehören: Kommunikationsfähigkeit, Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit, Durchhaltevermögen und Konfliktfähigkeit. Für potenzielle Arbeitgeber spielt ehrenamtliches Engagement ebenfalls eine Rolle: Jugendliche, die sich freiwillig engagieren, gelten als besonders motiviert, sozial kompetent und belastbar. Ein Ehrenamt kann daher ein entscheidender Vorteil im Bewerbungsprozess sein.
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Soziale Kontakte und Anerkennung: Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Jugendliche durch ein Ehrenamt neue Menschen kennenlernen. In einem Tierheim, Sportverein oder einer sozialen Einrichtung treffen sie Gleichaltrige mit ähnlichen Interessen. Dadurch entstehen oft Freundschaften, die über das Ehrenamt hinaus Bedeutung haben. Auch Anerkennung spielt eine große Rolle: Jugendliche merken, dass ihre Arbeit geschätzt wird, etwa durch Dankbarkeit, Lob oder das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben. In vielen Erfahrungsberichten wird deutlich, wie sehr solche Rückmeldungen motivieren und das Selbstbewusstsein stärken (M3). Für manche Jugendliche wird das Ehrenamt sogar zu einer wichtigen Stütze in ihrer persönlichen Entwicklung.
Argumente gegen ein Ehrenamt
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Zeitaufwand und Stress: Ein zentrales Gegenargument betrifft die zeitliche Belastung. Jugendliche sind durch Schule und Hobbys oft stark eingespannt. Wer zusätzlich ein Ehrenamt ausübt, muss regelmäßige Termine einhalten und Verantwortung übernehmen. In Erfahrungsberichten wird beschrieben, dass Ehrenamtliche sich oft im Einsatz befinden, während ihre Freunde freie Zeit genießen oder sich erholen (M3). Dadurch können Stress, Überforderung und ein Gefühl der sozialen Einschränkung entstehen. Gerade für Schüler, die ohnehin viele Verpflichtungen haben, kann das zu einem Problem werden.
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Emotionale Belastung: Je nach Tätigkeit kann ein Ehrenamt psychisch anstrengend sein. Tätigkeiten in der Tierpflege oder in sozialen Einrichtungen bringen Jugendliche oft mit emotional belastenden Situationen in Berührung, beispielsweise kranken Tieren, traurigen Geschichten oder Konflikten. Viele Ehrenamtliche berichten, dass ihnen das Erlebte auch zu Hause nicht aus dem Kopf geht und sie Zeit brauchen, um diese Eindrücke zu verarbeiten (M3). Besonders Jugendliche, die sensibel sind oder wenig Erfahrung mit solchen Herausforderungen haben, können dadurch emotional überlastet werden.
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Keine Bezahlung: Ein weiterer Nachteil ist das fehlende Einkommen. Während Schüler in Minijobs Geld verdienen können, erhalten Ehrenamtliche keine Bezahlung. Im Gegenteil: In manchen Bereichen entstehen sogar kleine Kosten, etwa für Fahrtwege oder Materialien (M3). Jugendliche, die ihr Taschengeld selbst verdienen müssen oder ihre Eltern finanziell entlasten wollen, stehen somit vor der Entscheidung: Ehrenamt oder Nebenjob? Vor allem für Familien mit geringem Einkommen kann dies ein echtes Hindernis darstellen.
Schluss
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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Ehrenamt für Jugendliche viele Vorteile bietet. Jugendliche stärken die Gemeinschaft, entwickeln wichtige persönliche Kompetenzen und sammeln wertvolle Erfahrungen, die ihnen im späteren Leben helfen können. Gleichzeitig dürfen die Herausforderungen nicht ignoriert werden: Zeitmangel, Stress und fehlende Bezahlung können das Engagement erschweren und manche Jugendliche davon abhalten.
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Trotz dieser Belastungen überwiegen insgesamt die positiven Aspekte, vor allem wenn Jugendliche eine Tätigkeit wählen, die ihren Interessen entspricht und zeitlich gut in ihr Leben passt. Freiwilliges Engagement hilft nicht nur der Gesellschaft, sondern bereichert auch die eigene Persönlichkeit.
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Es wäre daher sinnvoll, Jugendlichen den Einstieg zu erleichtern, zum Beispiel durch kurze Schnupperangebote, schulische Kooperationen mit Vereinen oder Projekte, die ohne lange Verpflichtungen auskommen. Auf diese Weise könnten mehr junge Menschen erleben, wie wertvoll und erfüllend ein Ehrenamt sein kann.