HT 3 – Neurobiologie, Evolution

Thema: Weinbergschnecken im Winter

1.
Erkläre den Begriff der Selektion. Leite Selektionsvorteile für die Weinbergschnecke ab, die sich durch ihre Lebensweise ergeben (Material A).
(13 Punkte)
2.
Fasse die in Abbildung 1 gezeigten Informationen zusammen und erläutere die Bedeutung der jeweiligen Natriumionen-Kanäle für den Ablauf eines Aktionspotentials (Material B). Fasse die in den Abbildungen 2 und 3 dargestellten Ergebnisse zusammen und erläutere die Auswirkungen auf die Erregungsleitung bei der Weinbergschnecke während der Kältestarre (Materialien A bis C).
(27 Punkte)
3.
Gib eine Definition für den Begriff Mutation an. Erläutere auf Basis der Synthetischen Evolutionstheorie die Entwicklung der neurophysiologischen Angepasstheiten der Weinbergschnecke (Materialien A bis C).
(14 Punkte)

Material A: Überwinterung bei der Weinbergschnecke

Die Weinbergschnecke (Helix pomatia) überwintert etwa von Oktober bis Anfang Mai zurückgezogen in ihrem mit einem Kalkdeckel dicht verschlossenem Schneckengehäuse unter Laubstreu eingegraben im Boden. Liegen die Temperaturen unter 8° Celsius, stellt sich der Stoffwechsel der Weinbergschnecke auf die Kältestarre um. Während der Kältestarre nimmt die Schnecke keine Nahrung auf. Ihre Stoffwechselrate, ihr Sauerstoffverbrauch, ihr Herzschlag und die Aktivität ihres Nervensystems sind reduziert. Die Weinbergschnecke zehrt während dieser Zeit von den angefressenen Nährstoffreserven. Bei ausreichender Feuchtigkeit ist die Weinbergschnecke ab Mai wieder aktiv auf Nahrungssuche. Sie ernährt sich von weichen, welken Pflanzenteilen und Algenbewüchsen.

Material B: Erregungsleitung bei der Weinbergschnecke

Die Ausbildung und Weiterleitung von Aktionspotentialen wird auch bei der Weinbergschnecke durch spannungsgesteuerte Ionenkanäle ermöglicht. Es werden verschiedene Typen spannungsgesteuerter Natriumionen-Kanäle, abgekürzt \(\mathrm{Na}_{\mathrm{v}}\)-Kanäle, aufgrund ihrer Eigenschaften unterschieden. Diese \(\mathrm{Na}_{\mathrm{v}}\)-Kanäle weisen während der unterschiedlichen Phasen eines Aktionspotentials unterschiedliche Leitfähigkeiten auf (Abbildung 1). Je höher ihre Leitfähigkeit ist, umso mehr Natriumionen können durch den \(\mathrm{Na}_{\mathrm{v}}\)-Kanal strömen.
erregungsleitung
Abb. 1: Ablauf eines Aktionspotentials und schematische Darstellung der Leitfähigkeit ausgewählter spannungsgesteuerter Natriumionen-Kanäle ( \(\mathrm{Na}_{\mathbf{v}}\)-Kanäle). Je dunkler die Graufärbung ist, umso höher ist die Leitfähigkeit des betreffenden \(\mathrm{Na}_{\mathrm{v}}\)-Kanals. Weitere an Aktionspotential oder Ruhepotential beteiligte Membranproteine sind nicht eingezeichnet worden.

Material C: Neurophysiologische Untersuchungen

Um die Aktivität von Neuronen im Gehirn der Weinbergschnecke genauer zu untersuchen, wurden verschiedene Experimente mit aktiven und mit überwinternden Weinbergschnecken durchgeführt. Die aktiven Schnecken wurden bei Raumtemperatur gehalten. Die überwinternden Schnecken wurden im Herbst in Kältestarre gesammelt und bei etwa 3° Celsius aufbewahrt.
Bei aktiven und bei überwinternden Weinbergschnecken wurde jeweils die relative Dichte ausgewählter \(\mathrm{Na}_v\)-Kanäle der Neuronen im Gehirn untersucht (Abbildung 2).
relative dichte
Abb. 2: Relative Dichte ausgewählter \(\mathrm{Na}_v\)-Kanäle der Neuronen im Gehirn von Weinbergschnecken
Bei Neuronen im Gehirn der Weinbergschnecken wurden neurophysiologische Messungen vorgenommen. Der maximale Natriumionen-Strom durch \(\mathrm{Na}_v\) 1.9-Kanäle nach Reizung wurde sowohl bei Neuronen aktiver als auch überwinternder Weinbergschnecken gemessen (Abbildung 3).
ionenstrom
Abb. 3: Natriumionen-Strom durch \(\mathrm{Na}_v\) 1.9-Kanäle im Gehirn von Weinbergschnecken

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