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Aufgabe 1

Gedichtinterpretation mit weiterführendem Schreibauftrag

Thema: Arthur Silbergleit (* 1881 - † 1943): [Ich spielte viele Schicksalslose,...] (1920)
Aufgabenstellung:
  • Interpretiere das Gedicht.
  • Stelle dabei einen Bezug zur Illustration von Eugen Ludwig Gattermann her.
Material
[Ich spielte viele Schicksalslose,...] (1920)
Arthur Silbergleit
1
Ich spielte viele Schicksalslose,
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Landstraßen lief ich kreuz und quer.
3
Zuletzt verdang’ ich als Matrose
4
Zu mancher Fahrt mich übers Meer.
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Und weil ich stets die Enge haßte,
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Des schrankenreiche Menschenland,
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Sah ich entzückt vom hohen Maste
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Die Riesenweiten ausgespannt.
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Ich fand Gespielen: Wandersegel,
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Verloren an den ewigen Wind,
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Und Möwen, die als Sturmesvögel
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Stets wolkenhaft verloren sind.
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Und meine trunknen Augen sahen
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Berauscht des Meeres Wunderwerk.
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O Flaggentaumel, Glück der Raaen,
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O Wellental und Wogenberg!
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Dann freute ich mich ferner Häfen
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Und Schenken im Laternenschein,
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Wo mich verwandte Seelen träfen
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Bei rauschverlornen Dirnenreihn.
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Und zwischen Spielern und Spelunken
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Und zwischen Fleisch- und Schminkehauch
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Verschwamm ich wein- und wollusttrunken
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Im wolkenblauen Tabaksrauch.
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Doch da begann erst das Theater.
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Wenn mich der tollste Rausch benahm,
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Sprach ich zu einem Greise: „Vater!“,
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Ein Wort, das n i e mich überkam.
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Es schien mir, daß er lächelnd stöhne:
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„Ward so viel Kraft des Zeugens mein,
31
Daß ich soviel verlorner Söhne
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Muß unverlorner Vater sein?!“
Abbildung
Holzschnitt Eugen Ludwig Gattermann

Aus: Silbergleit, Arthur: Der verlorene Sohn. Eigenbrödler-Verlag, Berlin (1920), S. 42 f.

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