Lerninhalte in Deutsch
Inhaltsverzeichnis

Textverständnis A1

Thema

Kerstin Deppe und Loinar Nickels: Humor und Psyche

Aufgabenstellung

1)

Prüfe, ob die Aussagen mit dem Sachtext übereinstimmen.

Notiere entsprechend: trifft zu / trifft nicht zu.

a)

Menschen, die gerne Witze auf Kosten anderer machen, verfügen über einen selbststärkenden Humor.

b)

Ein Witz löst Lachen aus, da unsere Vermutungen und unsere Kenntnisse über die Welt bestätigt werden.

c)

Humor ist eine Reaktion unseres Körpers, die wir nicht steuern können.

d)

Das limbische System verarbeitet die Emotionen im Gehirn.

e)

Humortraining hat positive Auswirkungen auf die Stimmung kardiologischer Patienten.

f)

Dr. Wild und Dr. von Hirschhausen untersuchten in ihrer Studie, ob man Stress mit Hilfe von Humor reduzieren kann.

3 P

2)

Erläutere, worin sich Lachen und Humor unterscheiden.

2 P

3)

Beschreibe zwei Möglichkeiten, mit denen in der Medizin bereits mit dem Thema Lachen bzw. Humor gearbeitet wird.

2 P

4)

Erläutere im Zusammenhang, welche Ziele ein Mensch mit negativem Humor verfolgt. (zwei Aspekte)

2 P

5)

Erkläre, wie Menschen mit positivem Humor mit alltäglichen Situationen umgehen. (zwei Aspekte)

2 P

Material

Humor und Psyche

Kerstin Deppe und Loinar Nickels

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Wer lacht, lebt gesünder. Und der Volksmund sagt: Lachen ist die beste Medizin. Selbst
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bei Depressionen kann Humor eine heilende Wirkung haben. Er kann helfen, die eigene
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Situation aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Lachen und Humor gehören zusam-
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men, sind aber nicht das Gleiche. Ersteres ist eine Reaktion unseres Körpers, die wir
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nicht steuern können. Reflexartig läuft ein standardisiertes Muster ab. In der Humor-
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forschung ist das Lachen über einen Witz, den wir hören, am besten untersucht. Nach-
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dem das Sprachzentrum seine Arbeit getan hat, kommen die Hirnareale ins Spiel, die
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etwas mit unseren Erwartungen an die Welt und unserem Wissen über die Welt zu tun
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haben. Denn das Typische an einem Witz ist, dass er uns zunächst einmal auf eine fal-
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sche Fährte führt. Wir bilden dann eine Hypothese, stellen also eine Vermutung auf, was
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als Nächstes passieren wird. Dann kommt die Pointe und wirft unsere Hypothese kom-
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plett über den Haufen, hier verstehen wir, was tatsächlich gemeint ist. [...] Dieses Begrei-
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fen der Pointe läuft an der Außenseite des linken Stirnhirns ab. Gefällt uns diese uner-
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wartete Wendung, die die Pointe offenbart, werden Teile des limbischen Systems aktiv.
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Dies ist der Bereich des Gehirns, der unter anderem Emotionen verarbeitet. [...]
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Anders als der motorische Vorgang des Lachens ist Humor eine Charaktereigenschaft.
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Eine innere Haltung oder Einstellung, die man zum Leben hat. Von Mensch zu Mensch
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unterschiedlich, sagt sie etwas über die Art und Weise aus, wie wir mit Ereignissen in
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unserer Umgebung umgehen. [...] Jeder Mensch hat Humor - wenn auch nicht den
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gleichen. In der Humorforschung spricht man von vier unterschiedlichen Humorarten:
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verbindend, selbststärkend, aggressiv und selbstentwertend. Wer sich des verbindenden
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Humors bedient, möchte den Umgang mit anderen Menschen möglichst angenehm und
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entspannt gestalten. Es handelt sich also um einen positiven Humorstil. Dazu zählt auch
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die selbststärkende Variante. Sie hilft, in stressigen Momenten nicht die Nerven zu ver-
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lieren, sondern der Situation humorvoll zu begegnen und so den Überblick zu behalten.
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Jemand, der gerne Witze auf Kosten anderer macht, sie dadurch bloßstellt, um sich sel-
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ber zu erhöhen, hat einen aggressiven Humor. Diese Spielart wird ebenso dem negativen
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Humorstil zugerechnet wie der selbstentwertende Humor. Hier ist allerdings das Ziel die
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Verspottung der eigenen Person. Mit Scherzen über persönliche Unzulänglichkeiten oder
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Schwächen will man in der Gunst der Mitmenschen steigen. Die positive Wirkung von
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Humor auf die Genesung von Patienten ist mittlerweile bekannt. Seit mehr als 20 Jahren
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sind in Deutschland Clowns in Krankenhäusern unterwegs und bringen körperlich kranke
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Menschen zum Lachen. Aber auch Psychiater und Psychotherapeuten haben erkannt,
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dass sie Humor zur Behandlung von seelischen Erkrankungen einsetzen können. [...]
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Ein Humortraining kann dabei unterstützen. Denn Humor kann man trainieren, sagt die
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Humorforscherin Prof. Barbara Wild. Die Patienten überlegen sich etwa, worüber sie
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vorher gerne gelacht haben und mit wem. Auch über das Gegenteil machen sie sich
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Gedanken. [...]
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Von 2014 bis 2016 lief im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart eine Pilotstudie zum
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Thema Humortraining mit Herzpatienten. Die Psychiaterin und Neurologin Prof. Barbara
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Wild untersuchte zusammen mit Dr. Eckart von Hirschhausen, ob Stress, den die Test-
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personen in bestimmten Alltagssituationen erleben, durch Humor sinken kann. Dazu
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übten die Patienten in einem siebenwöchigen Humortraining, ihren Ärger mit Humor zu
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verarbeiten, anstatt wie gewohnt mit Wut oder anderen negativen Emotionen. Vor und
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nach der Studie wurden ausführliche Stressfragebögen ausgefüllt sowie das Stress-
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hormon Cortisol bestimmt.
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Das Ergebnis: „Es war faszinierend zu beobachten, wie sich die Menschen im Laufe der
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Sitzungen weiterentwickelten“, sagt Prof. Barbara Wild. Denn das Humortraining scheint
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bei kardiologischen Patienten zu funktionieren. Sie sind danach weniger depressiv und
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leichter erheiterbar, zeigte die Studie. Das belegten auch die kardiologischen Messwerte.

Deppe, Kerstin / Nickels, Lothar: Humor und Psyche; Zugriff am: 18.03.2024

(zu Prüfungszwecken bearbeitet)

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