Aufgabe 2 – Lyrik
Thema
Johannes R. Becher: Größe und Elend (erschienen 1958)
Aufgabenstellung
Beschreibe das Gedicht unter Berücksichtigung folgender Aspekte:
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Aufbau und Form
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die Gegensätze der menschlichen Natur
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sprachliche Mittel und deren Wirkung
Formuliere einen zusammenhängenden, gegliederten Text.
Achte auf korrekte Sprache und Rechtschreibung. Beides wird bewertet.
Material
Größe und Elend
Johannes R. Becher (1891-1958)
Wagenbach, Klaus; Buchwald, Christoph: 100 Gedichte aus der DDR.
Ostfildern: Patmos-Verlagsgruppe, 2009, Seite 24
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Einleitung
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Autor: Johannes R. Becher (* 1891 - † 1958)
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Titel: Größe und Elend
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Erscheinungsjahr: 1958
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Textsorte: Gedicht / Sonett
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Epoche: Expressionismus, Sozialistischer Realismus
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Quelle: Wagenbach, Klaus; Buchwald, Christoph: 100 Gedichte aus der DDR. Ostfildern: Patmos-Verlagsgruppe, 2009, Seite 24.
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Thema: Die Widersprüchlichkeit der menschlichen Existenz mit ihrem enormen Ruhm und der Schaffenskraft im Gegensatz zu all dem Elend und dem Zerstörungswillen werden behandelt.
Hauptteil
Inhalt
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Der Autor stellt zu Beginn den Ruhm und die Macht des Menschen dar; er zählt auf, was der Mensch alles geschaffen hat und welche beeindruckenden Leistungen die Menschheit vollbringen kann
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Im nächsten Schritt wird das krasse Gegenteil beschrieben: wie armselig der Mensch ist, dass er viele Schwächen hat und niederträchtig ist
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Die Dualität des menschlichen Seins wird festgestellt. Der Mensch vereint Gut und Böse in sich.
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Der Mensch erkennt diese Widersprüchlichkeit, da er sich reflektiert und nicht nur seine Größe, sondern auch seine Fehler sieht.
Aufbau und Form
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Vier Strophen mit 14 Versen
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Sonett: 1. und 2. Strophe mit jeweils vier Versen (Quartett); 3. und 4. Strophe mit jeweils 3 Versen (Terzett)
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Reim: Kreuzreim in der 1. und 2. Strophe; verschränkter Reim in Strophe drei und vier
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Enjambement, um den Lesefluss zu beschleunigen und zu betonen
„Und wie allmächtig / Erhebt er sich bis in die Stratosphäre“ (V. 1f.)
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Versanfänge durchgängig groß geschrieben
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Gehäufte Satzenden mit Ausrufezeichen; verleiht dem Inhalt Nachdruck bzw. einen Appellcharakter
Gegensätze der menschlichen Natur
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Technische Errungenschaften wie die Raumfahrt werden hervorgehoben („Erhebt er sich bis in die Stratosphäre“, V. 2).
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Der menschliche Geist und seine Kreativität werden erwähnt; Hinweis auf Kulturgüter, Kunst und Literatur („Und Werke, wahrheitstief und farbenprächtig“, V. 3)
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Im Gegensatz dazu steht die Schwäche und das Versagen des Menschen; der Mensch irrt sich oder lässt sich naiv täuschen („Wie viel an Irrtum und an falscher Lehre“, V. 6)
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Die menschliche Niedertracht und moralische Verwerflichkeit sind scheinbar grenzenlos („Und kein Verbrechen, das zu schwer ihm wäre!“, V. 8).
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Diese Ambivalenz wird mit gegensätzlichen Adjektiven wie „hoffnungslos / überlebensgroß“ (V. 9) oder „allmächtig / schmächtig“ (V. 1/5) unterstrichen.
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Der Mensch wird als Wesen beschrieben, das alles Gute und Böse in sich vereint, dies aber auch wahrnimmt und reflektiert.
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Durch die Reflexion kann der Mensch sich zumindest teilweise von der Ambivalenz befreien („Ein Wesen, das in sich vereint und trennt / Das menschlich Gute und das menschlich Böse“, V. 10f.) und „sagt sich von sich los“, V. 12)
Sprachliche Mittel und Wirkung
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Hyperbel: Die starke Übertreibung bei „allmächtig“ (V. 1) oder „überlebensgroß“ (V. 9) soll die herausragenden Leistungen widerspiegeln, zu denen der menschliche Geist in der Lage ist.
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Metapher: Das sprachliche Bild „Erhebt er sich bis in die Stratosphäre“ (V. 2) kann veranschaulichen, dass der Mensch in der Lage ist, die Gesetze der Natur mit Hilfe der Technik zu überwinden.
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Ellipse: Der grammatikalisch unvollständige Ausruf „Dem Menschen Ruhm und Ehre“ (V. 4) soll hervorheben, wie grandios der Mensch sein kann.
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Anapher: Indem der Autor gleiche Versanfänge wie „Wie elend [...] Wie viel [...] Wie nichtig [...]“ (V. 5f.) nutzt, sorgt er für eine rhythmische Wirkung und betont das Elend des Menschen.
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Parallelismus: Durch den parallel gestalteten Satzbau bei z. B. „Wie hoffnungslos! Wie überlebensgroß!“ (V. 9) wird der Kontrast der beiden Wesenszüge hervorgehoben.
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Inversion: Die umgestellten Satzglieder bei „Ein Wesen, das in sich vereint und trennt / Das menschliche Gute und das menschlich Böse“ (V. 10f.) spiegeln sprachlich die Spannung und Ambivalenz wider.
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Alliteration: Der Gleichklang der Wortanfänge bei „Vollendet sich und – sagt sich von sich los." (V. 12) sorgt für einen einprägsamen Effekt.
Schluss
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Thema: Das Gedicht thematisiert die komplett gegensätzlichen Eigenschaften, die der Mensch in sich vereint. Es stellt dar, welche Errungenschaften der Mensch mit seinem großen Geist erreicht hat und wie der Mensch mit seiner Kreativität unvergessliche Werke in Kunst und Literatur geschaffen hat. Im Gegensatz dazu aber macht das Gedicht deutlich, dass der Mensch ein Wesen ist, das sich selbst sabotiert, sowie niederträchtig und moralisch fragwürdig handelt. Eine Ambivalenz, die der Mensch sogar selbst erkennt.
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Interpretation: Johannes R. Becher wollte mit seinem Gedicht dazu anregen, über das menschliche Handeln und die Konsequenzen daraus nachzudenken. Er wirft indirekt die Frage auf, ob die Größe eines Menschen immer auf Kosten eines anderen erreicht werden muss. Der Leser soll erkennen, dass jeder in der Verantwortung steht, die Ungerechtigkeit in der Welt zu überwinden und Verantwortung für eine gerechtere Welt zu übernehmen.
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Fazit: Im Endeffekt liegt es an jedem Einzelnen von uns, dass die Welt eine bessere wird, dass die Schere zwischen Arm und Reich oder die Rate der Kriminalität kleiner werden. Jeder Mensch hat die Chance, sein Handeln im Vorfeld zu reflektieren und sich für die gute Seite zu entscheiden. Auch in der Schule erleben Schüler*innen immer wieder Situationen, in denen man dem anderen Hilfe anbieten kann, wo andere mit Mobbing reagieren.