Aufgabe 3 – Prosa
Thema
Cili Wethekam: Neid ist grau mit gelben Punkten
Aufgabenstellung
Beschreibe diesen Prosatext unter Berücksichtigung folgender Aspekte:
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Figuren und Figurenkonstellation
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äußere und innere Handlung
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sprachliche und stilistische Mittel
Formuliere einen zusammenhängenden, gegliederten Text.
Achte auf korrekte Sprache und Rechtschreibung. Beides wird bewertet.
Material
Neid ist grau mit gelben Punkten
Cili Wethekam (1921 - 1975)
Wethekam, Cili: Neid ist grau mit gelben Punkten. In: Bei uns zu Hause und Anderswo.
Hg. von Michael Ende, Irmela Brender. Stuttgart: K. Thienemanns Verlag, 1976, Seite 80
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Einleitung
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Autor: Cili Wethekam
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Titel: Neid ist grau mit gelben Punkten
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Textsorte: Kurzgeschichte
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Kernthema: missgünstiges Verhalten und die daraus resultierenden Folgen und Erkenntnisse
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Quelle: Wethekam, Cili: Neid ist grau mit gelben Punkten. In: Bei uns zu Hause und Anderswo. Hg. von Michael Ende, Irmela Brender. Stuttgart: K. Thienemanns Verlag, 1976, Seite 80
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Inhalt: In der Kurzgeschichte geht es um das Mädchen Anita, das sich auf den 13. Geburtstag freut. An dem Tag wird Anita im Mittelpunkt stehen, was in ihren Augen sonst nur ihrer jüngeren Schwester vorenthalten bleibt. Die Vorfreude wird aber getrübt, als ihre Mutter auch ihrer Schwester Mareike ein „Ersatzgeschenk“ besorgen will. Anita soll dafür einen schönen Stoff aussuchen, entscheidet sich aber absichtlich für einen grauen Stoff, den ihre Schwester nicht mögen wird. Am Geburtstag stellt sich dann heraus, dass die Bitte ihrer Mutter nur ein Vorwand war. Anita hat den Stoff für ihr eigenes Geschenk ausgesucht und schluchzt bitter, als sie erkennt, dass ihr Neid schuld daran ist. Als ihre kleine Schwester dann auch noch mit ihr den Stoff tauschen will, um Anita zu trösten, wendet sich die Situation zum Guten. Anita übernimmt Verantwortung für ihr Verhalten und gewinnt an Charaktergröße.
Hauptteil
Figuren und Figurenkonstellation
Anita
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ältestes Kind einer Familie mit zwei Töchtern
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wird bald 13 Jahre alt
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Eifersüchtig auf ihre jüngere Schwester, die sie für ihr Aussehen, ihre Intelligenz und ihren Charme beneidet (Z. 1ff.)
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Anita fühlt sich minderwertig (Z. 4ff.).
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Sie fühlt sich von ihrer Mutter zurückgesetzt (Z. 10ff.).
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lässt sich von ihrem Neid lenken und will ihrer Schwester absichtlich schaden (Z. 22ff.)
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entwickelt schnell ein schlechtes Gewissen wegen ihres Neides (Z. 33-34; Z. 56 ff.)
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Das positive und einfühlsame Verhalten ihrer Schwester hält ihr den Spiegel vor und beschämt sie (Z. 49ff.).
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Sie erkennt ihre Schuld an der Situation und übernimmt Verantwortung für ihr Handeln, wodurch sie den Neid überwinden kann (Z. 62ff.).
Mareike
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jüngere Schwester
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sie sieht nett aus, ihr fällt vieles leicht und sie ist fröhlich und unbedarft (Z. 2f.)
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Mareike ist beliebt bei den Erwachsenen und steht oft im Mittelpunkt (Z. 3ff.).
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liebt ihre ältere Schwester und will, dass Anita glücklich ist (Z. 49f.)
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stellt ihre eigenen Wünsche für Anita zurück (Z. 58ff.)
Mutter
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Mutter von zwei Töchtern
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verstärkt unbewusst den Neid von Anita auf ihre jüngere Schwester
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Unbeholfenheit in Bezug auf eine faire Gleichbehandlung (Z. 8ff.)
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Meint es eigentlich gut; will, dass Anita den Stoff bekommt, den sie möchte (Z. 40) und bereitet einen tollen Geburtstag vor (Z. 35ff.)
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Realisiert erst spät, dass ihr Vorwand mit der Stoffauswahl ein Fehler war (Z. 60f.)
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Erkennt, dass Anita sich weiterentwickelt hat und ihren Neid überwinden konnte (Z. 66f.)
Äußere und innere Handlung
Äußere Handlung
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Anita wartet ungeduldig auf ihren Geburtstag und freut sich auf die Feier.
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Kurz vorher schlägt ihre Mutter vor, auch ein kleines Geschenk für ihre jüngere Schwester zu besorgen.
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Gemeinsam gehen Mutter und Tochter los, um einen Stoff für Mareike auszusuchen.
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Anita wählt absichtlich einen mausgrauen Stoff mit gelben Punkten, obwohl sie einen Stoff mit Gänseblümchen schöner findet.
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Am Geburtstag erkennt Anita, dass der graue Stoff doch für sie war und ihre Mutter sie so überraschen wollte.
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Mareike bietet Anita an, den Stoff zu tauschen. Beschämt zeigt Anita daraufhin Dankbarkeit gegenüber ihrer Schwester.
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Sie entscheidet sich, den grauen Stoff selbst zu behalten und das Kleid als eine Art Mahnung zu sehen.
Innere Handlung
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Anita sehnt sich danach, auch im Mittelpunkt zu stehen und freut sich daher extrem auf ihren Geburtstag, an dem sich alles um sie drehen soll.
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Sie ist neidisch auf ihre Schwester, die in ihren Augen hübscher ist, der alles leichter fällt und die mehr Aufmerksamkeit bekommt.
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Sie ist enttäuscht, weil ihre Mutter ihren Wunsch ruiniert, indem sie erklärt, dass auch Mareike ein Geschenk an Anitas Geburtstag bekommen soll. Der Neid auf ihre jüngere Schwester wächst noch mehr.
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Im Stoffladen erinnert sich Anita, dass Mareike die Farbe Grau nicht mag und wählt absichtlich einen grauen Stoff aus, um Mareike zu schaden.
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Ihre Unzufriedenheit und der Neid lassen es nicht zu, dass sie ihrer Mutter zustimmt, die einen Blümchenstoff aussuchen wollte.
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Anita spürt schon erste Anzeichen von schlechtem Gewissen, als sie abends im Bett liegt und muss immerzu an die graue Farbe denken, über die Mareike mal sagte, dass sie an Kummer erinnere.
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Am Geburtstag reagiert Anita schockiert und gefrustet, weil der graue Stoff nun ihr Geschenk ist.
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Als ihre jüngere Schwester dann zum Trost auch noch anbietet, ihren Blümchenstoff gegen den grauen zu tauschen, wacht Anita auf.
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Es beginnt eine innere Entwicklung, bei der Anita erkennt, dass sie einen Fehler gemacht hat. Sie übernimmt die Verantwortung für ihr neidisches, gemeines Verhalten und lehnt den Tausch ab, der Mareike traurig machen würde.
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Anita will das graue Kleid als eine Art Mahnmal sehen, um sich in Zukunft nicht mehr von Missgunst leiten zu lassen.
Sprachliche und stilistische Mittel
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Titel: Spiel mit Farbsymbolik; Grau als triste Farbe; gelbe Punkte, die irgendwie an eine Krankheit erinnern
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Aufzählung: „der alles so viel leichter fällt: das Lernen, das Gutsein, das Liebhaben und das Sichfreuen“ (Z. 2f.), die Summe der Punkte zeigt, wie sehr der Neid auf ihre Schwester in Anitas Geist schon gewachsen ist
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Metapher: „Es ist, als hielte etwas Gutes, aber Kraftloses in ihrem Inneren die Antwort noch zurück.“ (Z. 20f.) Das sprachliche Bild verweist auf das gute Gewissen, das sich nicht durchsetzen kann.
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Rhetorische Frage: „Hat Anita gedacht, sie käme einmal um Muttis Lieblingsspruch herum?“ (Z. 11f.); zeigt, dass die Antwort von vorne herein klar war
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Farbsymbolik: „[...] mausgrauer Stoff – ein Nebeltag [...]“ (Z. 23f.), „dass Grau eine schlimme Farbe ist... Kummer ist auch grau...“ (Z. 31f.), Grau ist also Symbol für Kummer, Traurigkeit und Tristesse „[...] mit kargen gelben Punkten“ (Z. 38), die Farbe gelb für steht für Neid und Missgunst
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Vergleich: „Ah – zersprungen die Vorfreude, lautlos, wie eine schillernde Seifenblase“ (Z. 10), steht für Anitas zerplatzten Traum, einmal alleine im Mittelpunkt zu stehen
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Redewendungen: „[..] der alte Zopf: Man muss teilen [...]“ (Z. 10f.), die Floskel wirkt belehrend und zeigt, dass dieses Verhalten der Mutter so immer wieder vorkommt; „das kann ein Blinder sehen“ (Z. 37), steht für eine offensichtliche Tatsache
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Auslassungspunkte: z. B. Z. 9, Z. 11, Z. 16, Z. 32, Z. 39, Z. 42, stehen für Gedankengänge und Aussagen, die unvollendet oder unausgesprochen bleiben
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Gedankenstriche: z. B. Z. 10, Z. 23, Z. 35, Z. 38, Z. 52, viele Sätze in der Kurzgeschichte beinhalten Gedankenstriche, die den Lesefluss verlangsamen sollen und widerspiegeln, dass bei Anita langsam aber sicher ein innerer Wandel stattfindet
Fazit
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Die Kurzgeschichte macht deutlich, dass negative Selbstwahrnehmung oder ein fehlendes Selbstbewusstsein wie bei Anita sich wie eine Krankheit in den eigenen Kopf fressen und zu Neid und Missgunst führen.
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Vor lauter Neid wird man blind für die wahren Gegebenheiten und lässt sich zu Fehlverhalten verleiten. Anita hätte tief in ihrem Inneren gerne Ja gesagt zu dem schönen Stoff, war aber geblendet.
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Vor allem bei Geschwistern kommt eine solche Art von Rivalität häufig vor, viele Eltern übersehen das aber oder schauen bewusst weg, weil sie hilflos sind.
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Der Höhepunkt ihres Neides, der sie dann selbst wie ein Bumerang traf, öffnete Anita die Augen. Oft kommt nämlich das auf einen zurück, was man anderen wünscht. Diese Tatsache kann dann zum bösen Erwachen führen.
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Wer sich selbst Schuld eingestehen kann und die Verantwortung für sein eigenes Fehlverhalten übernimmt, kann als Person wachsen und in Zukunft anders handeln. Auch Anita hat sich von ihrem Neid befreit, indem sie den Tausch mit ihrer Schwester ablehnte und den Stoff als Mahnung behielt.