C1 Polyacrylnitril
     Der Kunststoff Polyacrylnitril (PAN) wird aus Acrylnitril hergestellt und dient unter anderem als Grundstoff für Fasern, die in ihren Eigenschaften Wolle ähneln. 
    
    
    
  
     1
    
    
     Polyacrylnitril lässt sich aus Acrylnitril nach folgendem Schema herstellen: 
     
     
      
        
       
        
     
    
    
    
     
       
        
         Abb. 1: Reaktionsschema zur Synthese von PAN aus Acrylnitril
        
      
     1.1
    
    
     Formuliere ausgehend von einem Startermolekül  den Mechanismus für die Herstellung von PAN.
 den Mechanismus für die Herstellung von PAN. 
     
    
    
    
      (6 BE)
     
    
     1.2
    
    
     Durch Reaktion von PAN mit Hydrazin  entsteht ein neuer Kunststoff A mit veränderten Eigenschaften (Abb. 2):
 entsteht ein neuer Kunststoff A mit veränderten Eigenschaften (Abb. 2): 
     
     
      
        
       
        
     
    
    
    
     
       
        
         Abb. 2: Reaktion von PAN mit Hydrazin zum Kunststoff A 
         nach: Pérez-Manríquez, L., Aburabi’e, J., Neelakanda, P. & Peinemann, K. V. (2015). Cross-linked PAN-based thin-film composite membranes for non-aqueous nanofiltration, Reactive and Functional Polymers, 86, 243 – 247.
        
      
     1.2.1
    
    
     Erkläre die Unterschiede im Verhalten von PAN und Kunststoff A beim Erhitzen. 
     
    
    
    
      (5 BE)
     
    
     1.2.2
    
    
     PAN kann zur Herstellung eines Gels verwendet werden, das z. B. in Lithium-Ionen-Akkus eingesetzt wird. Dabei wird trockenes PAN mit einem Lösemittel versetzt, wodurch es aufquillt. 
     
     
      
        In einer Versuchsreihe wurde die Massenzunahme beim Quellen von Kunststoff A in Abhängigkeit vom Anteil des addierten Hydrazins untersucht (Abb. 4):
       
        
     
      In einer Versuchsreihe wurde die Massenzunahme beim Quellen von Kunststoff A in Abhängigkeit vom Anteil des addierten Hydrazins untersucht (Abb. 4): 
     
     
      
        Formuliere eine Hypothese zur Erklärung des Kurvenverlaufs in Abbildung 4.
       
        
     
      Formuliere eine Hypothese zur Erklärung des Kurvenverlaufs in Abbildung 4. 
     
    
    
     
       
        
         Abb. 3: Schematische Darstellung des Quellvorgangs von PAN
        
       
       
        
         Abb. 4: Massenzunahme beim Quellen von Kunststoff A in Abhängigkeit vom Anteil des an PAN addierten Hydrazins 
         nach: Park, H., Mun, S. & Kim, Y. H. (2017). Hydrazine Cross-linking in PAN Films in a Reaction Medium of Aqueous DMF Solution. IEEE Transactions on Software Engineering, 54, 100 –108
        
      
      (4 BE)
     
    
     1.3
    
    
     Bei der Lagerung des flüssigen Acrylnitrils werden folgende Stoffe aus der Gruppe der Phenole (Abb. 5) zugesetzt: 
     
     
      
        
       
        
     
    
    
    
     
       
        
         Abb. 5: Strukturformeln von Methylhydrochinon (links) und 4-Methoxyphenol (rechts)
        
      
     1.3.1
    
    
     4-Methoxyphenol (Abb. 5) sorgt für eine bessere Lagerfähigkeit von Acrylnitril, da es unerwünschte reaktive Teilchen wie Hydroperoxid-Radikale B abfängt. Dabei findet folgende Reaktion (Abb. 6) als Zwischenschritt statt: 
     
     
      
        Erkläre die größere Stabilität von Radikal C im Vergleich zu Radikal B mithilfe von mesomeren Grenzstrukturformeln von Radikal C.
       
        
     
      Erkläre die größere Stabilität von Radikal C im Vergleich zu Radikal B mithilfe von mesomeren Grenzstrukturformeln von Radikal C. 
     
    
    
     
       
        
         Abb. 6: Zwischenschritt beim Radikaleinfang durch 4-Methoxyphenol
        
      
      (5 BE)
     
    
     1.3.2
    
    
     Vor der Polymerisation von Acrylnitril muss 4-Methoxyphenol (Abb. 5) abgetrennt werden, indem es in die wässrige Phase überführt wird. Dies erfolgt im Labor mit Natronlauge. Mit destilliertem Wasser ist die Überführung nicht vollständig möglich. Erläutere die bessere Eignung von Natronlauge im Vergleich zu destilliertem Wasser für dieses Trennverfahren mithilfe einer Reaktionsgleichung. 
     
    
    
    
      (6 BE)
     
    
     1.3.3
    
    
     Methylhydrochinon kann nach folgendem Schema (Abb. 7) aus Toluol hergestellt werden: 
     
     
      
        Formuliere den Reaktionsmechanismus für Schritt 1.
       
        
     
      Formuliere den Reaktionsmechanismus für Schritt 1. 
     
    
    
     
       
        
         Abb. 7: Reaktionsschema zur Synthese von Methylhydrochinon
        
      
      (5 BE)
     
    
     2
    
    
     Die Herstellung von Acrylnitril findet großtechnisch u. a. mithilfe des SOHIO-Verfahrens statt (Abb. 8). Dabei wird Propen mit Ammoniak und Sauerstoff zu Acrylnitril und Wasser umgesetzt: 
     
     
      
        
       
        
     
    
    
    
     
       
        
         Abb. 8: Reaktionsschema für das SOHIO-Verfahren 
         nach: Libretexts. (2020, 11. August). Chapter 14.6: Controlling the Products of Reactions. Chemistry Libretexts. 
        
      
     2.1
    
    
     Gib eine Definition des Begriffs „chemisches Gleichgewicht“ an. Formuliere das Massenwirkungsgesetz für das SOHIO-Verfahren und leite daraus die Lage des chemischen Gleichgewichts ab. 
     
    
    
    
      (5 BE)
     
    
     2.2
    
    
     Neben dem SOHIO-Verfahren gibt es auch noch andere Möglichkeiten zur Herstellung von Acrylnitril. Die folgende Tabelle zeigt einen Vergleich des SOHIO-Verfahrens mit einem alternativ verwendeten großtechnischen Verfahren. 
     
     
      
       
        
      
       
      Die sogenannte ReCipe-Punktzahl dient dem Vergleich der Ökobilanzen verschiedener Verfahren. Je größer der ReCipe-Wert ist, desto stärker ist der negative Effekt. Abbildung 9 zeigt einen Vergleich der ReCipe-Punktzahl beider Verfahren. 
     
     
      
        Bewerte die verschiedenen Verfahren zur Herstellung von Acrylnitril.
       
        
     
      Bewerte die verschiedenen Verfahren zur Herstellung von Acrylnitril. 
     
    
    | Verfahren | SOHIO | Alternative | 
|---|---|---|
| als Edukt eingesetzte Kohlenstoffverbindung | Propen | Propan | 
| Ausbeute | 
        Tab.: Vergleich von SOHIO- und alternativen Verfahren 
        nach: Cespia, D., Passarinia, F., Cavania, F., Neria, E. & Vassuraa, I. (2014). Comparison of different chemical processes from a life cycle perspective. Chemical Engineering, 36. 
       
      
       
        
         Abb. 9: Vergleich der ReCipe-Punktzahl des SOHIO- und eines Alternativ-Verfahrens 
         nach: Cespia, D., Passarinia, F., Cavania, F., Neria, E. & Vassuraa, I. (2014). Comparison of different chemical processes from a life cycle perspective. Chemical Engineering, 36. 
        
      
      (4 BE)
     
    
     (40 BE)
    
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     1.1
    
    
     Mechanismus für die Herstellung von PAN
     Startreaktion:
     
     
      
        Kettenreaktionen:
       
        
        
      
     
     Kettenreaktionen:
     
     
      
        Mögliche Abbruchreaktionen:
       
        
        
      
     
     Mögliche Abbruchreaktionen:
     
     
      
        
       
        
        
      
     
     
    
    
    
     
       
         
       
         
       
        
     1.2.1
    
    
     Erklärung des unterschiedlichen Verhaltens
      Polyacrylnitril (PAN) besteht aus linearen Ketten, welche untereinander nicht vernetzt sind und somit beim Erwärmen aneinander vorbeigleiten können. Der Kunststoff lässt sich bei höheren Temperaturen verformen und ist charakteristisch für einen Thermoplasten. 
      Kunststoff A entsteht durch die Zugabe von Hydrazin, wodurch eine dreidimensionale Vernetzung entsteht. Die Molekülketten können nun beim Erwärmen nicht mehr aneinander vorbeigleiten. Bei höheren Temperaturen lässt sich der Kunststoff demnach nicht verformen, sondern zersetzt sich und ist charakteristisch für einen Duroplasten.
    
    
    
    
     1.2.2
    
    
     Hypothese zur Erklärung des Kurvenverlaufs
      Der Kurvenverlauf zeigt, je höher der Anteil an addiertem Hydrazin, desto kleiner die Massenzunahme beim Quellen, d.h. desto weniger Lösungsmittel wird aufgenommen. 
     
Da mit steigendem Hydrazin-Anteil mehr Quervernetzungen entstehen, könnte eine Hypothese sein, dass sich dadurch keine Lösungsmittel-Teilchen einlagern können. Die dreidimensionale Struktur verhindert somit die Quellungsfähigkeit der PAN-Kunststoffe.
    
    
    Da mit steigendem Hydrazin-Anteil mehr Quervernetzungen entstehen, könnte eine Hypothese sein, dass sich dadurch keine Lösungsmittel-Teilchen einlagern können. Die dreidimensionale Struktur verhindert somit die Quellungsfähigkeit der PAN-Kunststoffe.
     1.3.1
    
    
     Erklärung der Stabilität der Radikale
      Die Stabilität eines Radikals hängt von der Delokalisation der Elektronen ab. In diesem Fall ist Radikal C stabiler, da das ungepaarte Elektron über dem Ringsystem delokalisiert ist. 
      Es ergeben sich folgende Grenzstrukturen: 
     
     
      
        
       
        
        
      
     
    
    
    
     
       
        
     1.3.2
    
    
     Eignung von Natronlauge
      Für die Abspaltung des nur schwach polaren 4-Methoxyphenols ist Natronlauge geeigneter als destilliertes Wasser, da durch die Hydroxidionen die phenolische Hydroxygruppe deprotoniert wird: 
     
     
      
        Das anionische 4-Methoxyphenolat löst sich besser in Wasser und wird daher vollständig in die wässrige Phase überführt.
       
        
        
      
     
      Das anionische 4-Methoxyphenolat löst sich besser in Wasser und wird daher vollständig in die wässrige Phase überführt.
    
    
    
     
       
        
     1.3.3
    
    
     Reaktionsmechanismus für Schritt 1
      Die Synthese von Methylhydrochinon folgt im ersten Schritt einer elektrophilen Substitution am Aromaten: 
     
     
      
        
       
        
        
      
     
    
    
    
     
       
        
     2.1
    
    
     Definition eines chemischen Gleichgewichts
      Bei einer reversiblen Reaktion ist ein chemisches Gleichgewicht eingestellt, wenn die Geschwindigkeiten der Hin- und Rückreaktion gleich schnell sind. Dabei bleiben die Edukt- und Produktkonzentrationen konstant. 
     Massenwirkungsgesetz für das SOHIO-Verfahren
      Für das SOHIO-Verfahren beträgt die Gleichgewichtskonstante
      Für das SOHIO-Verfahren beträgt die Gleichgewichtskonstante  Da hier
 Da hier  liegt das Gleichgewicht auf der Seite der Produkte. 
     Eigentlich kann hier nicht von einem Gleichgewicht gesprochen werden, da alle Edukt-Teilchen zu Produkt-Teilchen reagieren.
 liegt das Gleichgewicht auf der Seite der Produkte. 
     Eigentlich kann hier nicht von einem Gleichgewicht gesprochen werden, da alle Edukt-Teilchen zu Produkt-Teilchen reagieren. 
    
    
    
    
     2.2
    
    
     Bewertung der verschiedenen Herstellungsverfahren
      Das SOHIO-Verfahren weist im Vergleich zur Alternativmethode einen geringeren ReCipe-Wert auf, da es weniger fossile Rohstoffe verbraucht und zudem weniger schädlichen Feinstaub freisetzt. In Bezug auf den Umweltschutz lässt sich daher festhalten, dass das SOHIO-Verfahren aufgrund dieser Eigenschaften als umweltfreundlicher zu bewerten ist als die Alternative. 
      Zudem ist die Ausbeute an Acrylnitril beim SOHIO-Verfahren höher im Vergleich zur Alternativmethode. Unter der Annahme ungefähr gleicher Rohstoffkosten kann daher davon ausgegangen werden, dass das SOHIO-Verfahren wirtschaftlicher ist. Somit ergibt sich auch in Bezug auf den Wohlstand die Schlussfolgerung, dass das SOHIO-Verfahren zur Acrylnitril-Produktion besser geeignet ist als die Alternative.