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C1 Phenol

Hinweis: In der Prüfung musst du von den Aufgabenblöcken A, B und C jeweils einen der beiden Vorschläge 1 oder 2 bearbeiten.

Phenol (Abb. 1) wird nicht nur zur Produktion von Kunststoffen genutzt, sondern auch für die Herstellung von Pikrinsäure, die in der chemischen Analytik eine wichtige Rolle spielt.

Strukturformel Phenol
Abb. 1: Strukturformel von Phenol

1

Bei der Synthese der Pikrinsäure wird Phenol in Anwesenheit von rauchender Schwefelsäure zweifach sulfoniert (Abb. 2, Schritt 1 und 2). Rauchende Schwefelsäure enthält immer einen Anteil an Schwefeltrioxid, das als Elektrophil an der insgesamt exothermen Reaktion beteiligt ist.

Chemische Reaktion mit Phenol und Schwefelsäure, Wasser wird entfernt.
Chemische Reaktion mit Benzol-Derivaten und Nitrierung, dargestellt durch Strukturformeln.
Abb. 2: Reaktionsschema zur Synthese von Pikrinsäure aus Phenol

Energiediagramm vier Möglichkeiten für Schritt 1 der Synthese von Pikrinsäure
Abb. 3: mögliche Energiediagramme zu Schritt 1 der Synthese von Pikrinsäure

Formuliere den Reaktionsmechanismus für Schritt 1 der Synthese von Pikrinsäure. Ordne der Reaktion begründet eines der Energiediagramme aus Abbildung 3 zu.

(9 BE)
2

Die für die Synthese von Pikrinsäure benötigten Stoffe Schwefelsäure und Schwefeltrioxid können großtechnisch durch das Kontaktverfahren hergestellt werden. Dafür wird in einem ersten Schritt (I) durch die Reaktion von Schwefel mit Sauerstoff Schwefeldioxid gebildet:

\((\text{I})\)\(\ce{S8(s) + 8 O2(g) \longrightarrow 8 SO2(g)}\)

\(\Delta H = -2376\; \text{kJ}\)

Das entstehende Gasgemisch enthält etwas über 10 % Schwefeldioxid. Schwefeldioxid wird anschließend (II) mithilfe von Vanadium(V)-oxid \((\ce{V2O5})\) als Katalysator zu Schwefeltrioxid umgesetzt:

\((\text{II})\)\(\ce{2 SO2(g) + O2(g) \rightleftharpoons 2 SO3(g)}\)

\(\Delta H = -198\; \text{kJ}\)

Schwefeltrioxid reagiert dann mit Wasser zu Schwefelsäure (III):

\((\text{III})\)\(\ce{SO3(g) + H2O(g) \rightleftharpoons H2SO4(l)}\)

\(\Delta H = -176\; \text{kJ;}\;\Delta S = -289\; \text{J/K}\)

2.1

Erkläre mit Hilfe der Gibbs-Helmholtz-Gleichung, dass die Temperatur einen entscheidenden Einfluss auf die Freiwilligkeit von Reaktion (III) hat.

(4 BE)
2.2

In einem Modellversuch zum Kontaktverfahren werden die Gleichgewichtskonzentrationen der an der Schwefeltrioxid-Synthese (II) beteiligten Stoffe bei \(400\; ^\circ\text{C}\) ermittelt (Tab. 1).

Tab. 1: Gleichgewichtskonzentrationen der an der Schwefeltrioxid-Synthese beteiligten Stoffe bei 400 °C1
Stoff Konzentration in mol/L
Schwefeldioxid \(0,58\)
Sauerstoff \(0,25\)
Schwefeltrioxid \(1,42\)

Stelle das Massenwirkungsgesetz für die Schwefeltrioxid-Synthese auf und berechne anhand von Tabelle 1 die Gleichgewichtskonstante.

(4 BE)
2.3

In einem weiteren Modellexperiment wird der Einfluss verschiedener Reaktionsbedingungen auf die Einstellung und die Lage des Gleichgewichts bei der Schwefeltrioxid-Synthese (II) untersucht.

Tab. 2: Versuchsbedingungen im Modellexperiment1
Ansatz Temperatur in °C Katalysator Druck in bar
1 \(400\) nein \(1,0\)
2 \(400\) ja \(1,0\)
3 \(600\) nein \(1,0\)

Abbildung 4 zeigt die Ergebnisse dieses Modellexperiments.

Diagramm Abhängigkeit der Schwefeltrioxid-Konzentration von der Zeit bei verschiedenen Reaktionsbedingungen
Abb. 4: Abhängigkeit der Schwefeltrioxid-Konzentration von der Zeit1

Ordne die drei Versuchsansätze den Kurven im Diagramm begründet zu. Beurteile den Einfluss einer Druckerhöhung auf die Lage des Gleichgewichts bei Ansatz 3.

(8 BE)
3

Ausgehend von Phenol können die Kunststoffe Perlon (Abb. 5) und Bakelit (Abb. 6) hergestellt werden.

Strukturformelausschnitt Perlon
Abb. 5: Strukturformelausschnitt von Perlon

Strukturformelausschnitt Bakelit
Abb. 6: Strukturformelausschnitt von Bakelit

3.1

Phenol dient bei der Perlon-Synthese als Ausgangsstoff für die Herstellung des Monomers ε-Caprolactam. Im ersten Schritt der Synthese kommt es zu einer katalytischen Hydrierung von Phenol, bei der ein Gemisch aus Cyclohexanon und Cyclohexanol entsteht. Aus Cyclohexanon wird anschließend in mehreren Schritten ε-Caprolactam gebildet (Abb. 7).

Reaktionsschema Bildung des Monomers Caprolactam aus Phenol für Perlon-Synthese
Abb. 7: Reaktionsschema der Bildung von ε-Caprolactam aus Phenol

3.1.1

Erkläre die Aciditätsunterschiede von Phenol \((pK_{\text{S}} = 10)\) und Cyclohexanol \((pK_{\text{S}} = 16)\) mit Hilfe von mesomeren Grenzstrukturen.

(5 BE)
3.1.2

Im ersten Schritt der Perlon-Synthese wird durch Wasserzugabe ein geringer Teil des ε-Caprolactams hydrolysiert. Anschließend kommt es in einer Polyreaktion zur Perlon-Bildung.
Formuliere die Reaktionsgleichung für die Reaktion von ε-Caprolactam mit Wasser und benenne das Reaktionsprodukt.

(4 BE)
3.2

Erkläre die Unterschiede im thermischen Verhalten der Kunststoffe Perlon und Bakelit.

(6 BE)

(40 BE)

Quelle:
1 Zaker, M. R. (2020). Modelling and multi-objective optimization of the sulphur
dioxide oxidation to the sulphur trioxide process (Doctoral dissertation, Université
d'Ottawa/University of Ottawa).

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