Vorschlag C – Muconsäure

Muconsäure (Material 1) ist eine ungesättigte Dicarbonsäure, die zwei Doppelbindungen im Molekül aufweist und von der drei Stereoisomere existieren. Ihre Synthese erfolgt in mehreren Reaktionsschritten aus der entsprechenden gesättigten Dicarbonsäure (Material 2).
Aufgrund ihres Molekülbaus ist Muconsäure ein wertvoller Ausgangsstoff für Kunststoffsynthesen, da sie sowohl zu Polymeren verarbeitet als auch als Ausgangsstoff zur Synthese weiterer Stoffe verwendet werden kann.
Ein Stereoisomer der Muconsäure ist ein Stoffwechselprodukt des Benzols (Benzens) und wird bei Menschen über den Urin ausgeschieden. Bei arbeitsmedizinischen Untersuchungen wird daher bei Personen, die möglicherweise Benzol (Benzen) ausgesetzt waren, der Muconsäuregehalt im Urin bestimmt.
3.1
Von Muconsäure existieren je nach Anordnung an den Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen mehrere Stereoisomere. Material 1 zeigt die Strukturformel der trans-trans-Muconsäure.
Zeichne jeweils die Strukturformel der trans-cis-Muconsäure und der cis-cis-Muconsäure und entscheide unter Angabe einer Begründung, ob es eine cis-trans-Muconsäure gibt.
Formuliere die Reaktionsgleichung für die Reaktion von Muconsäure mit elementarem Wasserstoff zu Adipinsäure (Hexan-1,6-disäure) und zeige anhand der wesentlichen Oxidationszahlen und der Elektronenübergänge, dass es sich um eine Redoxreaktion handelt.
(11 BE)
3.2
Gib für jedes Kohlenstoff-Atom der Muconsäure die Hybridisierung an und beschreibe die Bindungsverhältnisse in einer der Carboxy-Gruppen sowie des direkt daran gebundenen Kohlenstoff-Atoms auf der Grundlage des Orbitalmodells.
(7 BE)
3.3
Material 2 beschreibt eine Herstellungsvariante für trans-trans-Muconsäure aus Adipinsäure (Hexan-1,6-disäure).
Formuliere für Schritt 1 die Reaktionsgleichung unter Verwendung von Strukturformeln für die organischen Verbindungen.
Entwickle für Schritt 3 mithilfe des Materials 2 den Reaktionsmechanismus exemplarisch an einer Säurechlorid-Gruppe.
Hinweis
Der nicht relevante Molekülteil kann wie im Material 2 vorgegeben mit \(„R“\) abgekürzt werden.
Beschreibe auch unter Angabe einer Reaktionsgleichung eine Nachweisreaktion für die in Schritt 3 entstandenen Chlorid-Ionen.
Benenne für die erforderlichen Reaktionsschritte zur Bildung von trans-trans-Muconsäure aus 2,5-Dibromadipinsäurediethylester im Schritt 4 jeweils den Reaktionstyp.
(12 BE)
3.4
Die Polymerisation von trans-trans-Muconsäure kann zu unterschiedlichen Polymeren führen (Material 3).
Formuliere für die Synthese von Polymer A den Reaktionsmechanismus.
Hinweis
Verwende als Radikalstarter ein Peroxid \((R–O–O–R),\) beschränke dich auf eine Verknüpfung von zwei Monomeren in vollständiger Strukturformeldarstellung und verzichte auf die Darstellung der Abbruchreaktionen.
Entwickle eine mesomere Grenzformel für das erste beim Mechanismus auftretende trans-trans-Muconsäure-Radikal und erkläre das Entstehen von Polymer B.
(9 BE)
3.5
Beschreibe und begründe das Verhalten von Polymer A (Material 3) beim Erwärmen und ordne dieses Polymer diesbezüglich einer Klasse von Kunststoffen zu.
Erläutere den Sachverhalt, dass die Umsetzung von Polymer B mit Styrol (Material 4) zu einem weiteren Kunststoff mit veränderten Eigenschaften beim Erwärmen führt.
(6 BE)
3.6
In einem Raum mit einem Volumen von \(300\,\text{m}^3\) lag eine erhöhte Belastung an Benzol (Benzen) von \(2\,\text{mg/m}^3\) Raumluft vor. Die Dichte von reinem, flüssigem Benzol (Benzen) beträgt \(0,874\,\text{g/mL}.\) Von einem Mitarbeiter, der sich längere Zeit in dem Raum aufhielt, wird eine Urinprobe mit dem Volumen \(V = 50\,\text{mL}\) untersucht. Die Urinprobe enthielt eine trans-trans-Muconsäure-Konzentration von \(c = 1,123 ⋅ 10^{–5}\,\text{mol/L}.\)
Berechne das Volumen der Stoffportion an reinem, flüssigem Benzol, die sich im betroffenen \(300\,\text{m}^3\) großen Raum ausgebreitet hatte.
Berechne die Masse an trans-trans-Muconsäure, die sich in der untersuchten Urinprobe befand.
(5 BE)

Material 1

trans-trans-Muconsäure

hessen chemie abi lk 2023 a4 1

Material 2

Herstellung von trans-trans-Muconsäure durch Dehydrohalogenierung

Die Herstellung verläuft in vier Schritten:
Schritt 1:
Adipinsäure (Hexan-1,6-disäure) reagiert mit Thionylchlorid zu Adipinsäuredichlorid, Schwefeldioxid und einem weiteren Stoff, der eine Rotfärbung auf einem angefeuchteten Universalindikator-Papier hervorruft.
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Thionylchlorid
hessen chemie abi lk 2023 a4 3
Adipinsäuredichlorid
Schritt 2:
Adipinsäuredichlorid reagiert mit elementarem Brom zu 2,5-Dibromadipinsäuredichlorid.
Schritt 3:
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2,5-Dibromadipinsäuredichlorid
Für die Reaktion von 2,5-Dibromadipinsäuredichlorid mit Ethanol zu 2,5-Dibromadipinsäurediethylester lässt sich der Reaktionsmechanismus vereinfacht beispielsweise folgendermaßen beschreiben:
Das Ethanol-Molekül greift nucleophil am Carbonyl-Kohlenstoff-Atom des 2,5-Dibromadipinsäuredichlorids an. Dabei entsteht ein tetraedrisches Zwitterion. Deprotonierung und Abspaltung eines Chlorid-Ions führen zur Entstehung des 2,5-Dibromadipinsäurediethylesters.
Schritt 4:
2,5-Dibromadipinsäurediethylester wird in zwei Reaktionsschritten zu trans-trans-Muconsäure umgesetzt.

Material 3

Polymere der trans-trans-Muconsäure

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POLYMER A
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POLYMER B

Material 4

Styrol

hessen chemie abi lk 2023 a4 8

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