Vorschlag A – Outdoorbekleidung

Die Anforderungen an Synthesefasern, welche für die Herstellung von Outdoorbekleidung genutzt werden, sind vielfältig. Ausgehend von 1,1,2,2-Tetrafluorethen lässt sich z. B. Polytetrafluorethen herstellen, das aufgrund seiner Eigenschaften im Bauwesen, in der Raumfahrttechnik, in der chemischen Industrie sowie in der Textilindustrie zur Herstellung von Outdoorbekleidung Verwendung findet.
1,2-Difluorethen weist im Vergleich zu Ethen andere chemische Eigenschaften auf. Darüber hinaus unterscheiden sich cis-1,2-Difluorethen und trans-1,2-Difluorethen in ihren physikalischen Eigenschaften.
Neben der wasserabweisenden Eigenschaft soll Outdoorbekleidung auch winddicht und zugleich atmungsaktiv sein. Solche Eigenschaften haben Membranen, die zum Beispiel unter den Handelsnamen Sympatex® und Dermizax® in den Verkauf gelangen. Die Makromoleküle für die Herstellung von Sympatex®-Membranen sind ein Beispiel für sogenannte Copolymere, die den Aufbau betreffend von sogenannten Polymerblends zu unterscheiden sind. Dermizax®-Membranen basieren hingegen auf Polyurethanen.
1
1,1,2,2-Tetrafluorethen lässt sich in zwei aufeinander folgenden Reaktionen herstellen (Material 1).
Formuliere für Reaktion 1 sowie für Reaktion 2 jeweils die Reaktionsgleichung in Strukturformeln mit allen bindenden und nichtbindenden Elektronenpaaren für alle beteiligten Stoffe.
Ermittle, ob es sich bei Reaktion 2 um eine Redoxreaktion handelt.
(6 BE)
2
Formuliere mit dem in Material 2 dargestellten Radikalstarter Dibenzoylperoxid für die Synthese von Polytetrafluorethen aus 1,1,2,2-Tetrafluorethen einen Reaktionsmechanismus einschließlich zweier Abbruchreaktionen, wobei die Polymerkette zwei Monomerbausteine des 1,1,2,2-Tetrafluorethens beinhalten soll.
Benenne den zugrundeliegenden Reaktionsmechanismus.
(7 BE)
3
In einem abgedunkelten Reaktionsgefäß befindet sich eine bestimmte Stoffmenge Ethen, in einem zweiten abgedunkelten Reaktionsgefäß mit gleichem Volumen befindet sich eine gleich große Stoffmenge cis-1,2-Difluorethen. Zu beiden Reaktionsgefäßen wird die gleiche Stoffmenge elementaren Broms hinzugegeben.
Formuliere für die Reaktion von Ethen mit Brom den Reaktionsmechanismus und benenne diesen.
Erkläre, ob Ethen und cis-1,2-Difluorethen unter den oben beschriebenen Bedingungen gleich schnell mit Brom reagieren.
(9 BE)
4
Außer cis-1,2-Difluorethen existiert auch der Stoff trans-1,2-Difluorethen. In einem Reaktionsansatz reagieren \(6\,\text{mL}\) flüssiges, elementares Brom bei Raumtemperatur mit gasförmigem cis-1,2-Difluorethen vollständig zu 1,2-Dibrom-1,2-difluorethan.
Erkläre, aus welchem Grund cis-1,2-Difluorethen ein stärkerer Dipol ist als trans-1,2-Difluorethen.
Berechne das Volumen des für die oben beschriebene Reaktion benötigten gasförmigem cis-1,2-Difluorethens sowie die Masse des entstehenden 1,2-Dibrom-1,2-difluorethans.
Hinweise
Für die Dichte von flüssigem, elementarem Brom gilt: \(\rho = 3,12\,\text{g} \cdot \text{mL}^{-1}.\)
Bei \(20^\circ C\) beträgt das molare Volumen eines Gases \(V_m= 24\,\text{L} \cdot \text{mol}^{-1}.\)
(10 BE)
5
Die Sympatex®-Membran kann als sogenannter Polyesterether beschrieben werden. Die Polyesterether sind sogenannte Copolymere, deren Makromoleküle aus verschiedenen Monomer-Bausteinen aufgebaut sind. Material 3 zeigt die Strukturformel eines Polyether-Bausteins sowie die Strukturformel der Terephthalsäure.
Material 4 zeigt eine schematische Darstellung zur Herstellung von sogenannten Copolymeren sowie zur Herstellung sogenannter Polymerblends.
Zeichne einen Strukturformelausschnitt eines Polyesterether-Makromoleküls aus vier Polyether-Bausteinen und einem Terephthalsäure-Baustein, der sich in der Mitte befindet.
Beschreibe und erkläre auf der Grundlage von Material 4 jeweils die Herstellung eines Copolymers sowie die Herstellung eines Polymerblends.
Begründe für jede der Kunststoffklassen, ob sie sich für die Herstellung eines Polymerblends eignet oder nicht.
(10 BE)
6
Dermizax®-Membranen werden aus Polyurethan hergestellt. Aufgrund ihrer Eigenschaften finden auch sie bei der Herstellung von Outdoorbekleidung Verwendung. Material 5 zeigt einen Ausschnitt aus einem Polyurethan-Makromolekül.
Ersetzt man ausgehend von Material 5 das bifunktionale Isocyanat durch ein trifunktionales Isocyanat (jeweils eine funktionelle Gruppe am ersten, dritten und fünften Kohlenstoff-Atom des Benzolrings gebunden) ergibt sich eine andere Struktur des Kunststoffs.
Gib mit allen bindenden und nichtbindenden Elektronenpaaren die jeweilige Strukturformel der Monomere an, aus deren Bausteine das in Material 5 dargestellte Polyurethan-Makromolekül aufgebaut ist.
Zeichne einen fünf Monomerbausteine beinhaltenden Strukturformelausschnitt des Kunststoffs, zu dessen Herstellung anstelle des bifunktionalen Isocyanats das oben genannte trifunktionale Isocyanat verwendet wird.
Erkläre das Verhalten des bei Verwendung des trifunktionalen Isocyanats entstehenden Kunststoffs beim Erwärmen und benennen Sie die Kunststoffklasse, zu der dieser Kunststoff gehört.
(8 BE)

Material 1

Herstellung von 1,1,2,2-Tetrafluorethen

Reaktion 1: Trichlormethan und Fluorwasserstoff reagieren zu Chlordifluormethan und einem Gas, das angefeuchtetes Universalindikatorpapier rot färbt.
Reaktion 2: Chlordifluormethan reagiert zu 1,1,2,2-Tetrafluorethen und einem Gas, das angefeuchtetes Universalindikatorpapier rot färbt.

Material 2

Strukturformel von Dibenzoylperoxid

hessen chemie abi lk 2023 a1

Material 3

Strukturformel eines Polyetherbausteins

hessen chemie abi lk 2023 a2

Strukturformel von Terephthalsäure

hessen chemie abi lk 2023 a3

Material 4

Schematische Darstellung zur Herstellung eines Copolymers

hessen chemie abi lk 2023 a4
Hinweis
Das Copolymer ist beispielhaft aus drei kettenförmigen unverzweigten Makromolekülen aufgebaut dargestellt.

Schematische Darstellung zur Herstellung eines Polymerblends

Vor der Wärmezufuhr:
hessen chemie abi lk 2023 a5a
Nach dem Erkalten:
hessen chemie abi lk 2023 a5b
Hinweis
Die Kunststoffe A und B sind jeweils beispielhaft aus drei unverzweigten Makromolekülketten aufgebaut dargestellt und das Polymerblend aus sechs solcher Makromolekülketten.
Das Material zeigt eine mögliche Anordnung der Makromolekülketten.

Material 5

Ausschnitt aus einem Polyurethan-Makromolekül

hessen chemie abi lk 2023 a6

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