Lerninhalte in Deutsch
Inhaltsverzeichnis

Teil A

Textverständnis und Sprachuntersuchung

(50% der Prüfungsleistung)
Thema:
Leben mit Musik
Aufgabenstellung:
  • Lies das Material A.
  • Löse anschließend die Aufgaben auf den Arbeitsblättern.
Material A
Warum wir manche Musik lieben – oder hassen (2024)
Sophia Reddig
1
Unser Gehirn erlernt unseren Musikgeschmack. Schon Babys erkennen: Das ist meine
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Musik. Und Techno- und Schlagerfans haben mehr gemeinsam, als ihnen vermutlich lieb
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ist.
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Manche Musik ist so schön, dass einem schon mal die Tränen kommen. Ob nun bei
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Mozarts Requiem oder bei Taylor Swifts All Too Well [...] ist keine bewusste
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Entscheidung, sondern eine Frage des Musikgeschmacks. Er ist einzigartig und wie er
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sich im Laufe des Lebens formt, hängt etwa vom Umfeld, der Lebensphase und der Heimat
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ab. Musikgeschmack lässt sich sogar aktiv ändern – das bedeutet aber Arbeit. Während
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Vorlieben eher flüchtig auftreten, ist der Geschmack eine Art Einstellung – oder wie eine
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Brille, durch die man stets hindurchschaut und Musik individuell wahrnimmt. Schon zu
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Beginn des Lebens beginnt sich ein einzigartiger Musikgeschmack zu formen. „Es gibt
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keine zwei Menschen auf der Welt, die exakt denselben Musikgeschmack haben –
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genauso wie es keine zwei Menschen mit exakt derselben Lebensgeschichte gibt“, sagt
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der US-amerikanische Musikwissenschaftler und Autor Nolan Gasser. Er beschäftigte sich
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lange damit, warum Menschen welche Musik mögen [...].
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Bereits Babys nehmen Musik um sie herum wahr, lernen, wie Harmonien und Rhythmen
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in ihrem Kulturkreis angeordnet werden. „Babys haben natürlich noch keinen
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Musikgeschmack wie wir Erwachsene“, sagt Gasser. „Aber sie erkennen: Das ist meine
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Musik!“ Ähnlich wie beim Erlernen von Sprachen ist das Gehirn zu Beginn offen für
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sämtliche Musikstile und -traditionen. Mit der Zeit konzentriert es sich jedoch auf die
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Strukturen, die es um sich herum immer wieder wahrnimmt. Das können eine ähnliche
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Musik im Lieblingsradiosender der Eltern sein, typische Lieder im Supermarkt oder im Café
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in der Fußgängerzone. Familie und Gesellschaft prägen, mit welcher Musik und welchen
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Genres Kinder vertraut werden und mit welchen sie später vielleicht wenig anfangen
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können. [...]
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Die entscheidendste Phase ist jedoch die Jugend. Es ist die Zeit der Abgrenzung zu den
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Eltern und des Entdeckens der Liebe für bestimmte Bands, Genres und Subkulturen –
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sowie der Abneigung gegenüber anderen. Auch werden Freunde und deren
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Musikgeschmack wichtiger. „Wir mögen Musik nicht einfach nur“, sagt Nolan Gasser.
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„Musik reflektiert, wer wir sind.“ Der Musikgeschmack wird so Teil der eigenen Identität.
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Menschen, die die gleiche Musik hören, fühlen sich verbunden und grenzen sich
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andersherum auch von anderen ab. [...]
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„So ist das Phänomen der Guilty Pleasures zu erklären“, erklärt Julia Merrill,
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Musikwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut [...] in Frankfurt. Guilty Pleasures
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beschreiben Dinge, die Menschen eigentlich mögen, sich aber dafür schämen. „Es gibt
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beispielsweise Menschen, die sich selbst niemals als Schlagerfans bezeichnen würden,
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aber ohne Probleme nächtelang zu Après-Ski-Hits feiern können.“ Diese Menschen
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wollten anscheinend nicht zur Gruppe der Schlagerfans gehören – fänden aber
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offensichtlich Gefallen an den musikalischen Charakteristika, die dieses Genre oder
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bestimmte Lieder auszeichnen.
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Welche Parameter genau unseren Musikgeschmack ausmachen, erforscht Merrill
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zusammen mit Emily Gernandt. In einer noch laufenden Studie untersuchen die beiden
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unter anderem, was Fans bestimmter Musikrichtungen an ihrem Genre besonders
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schätzen. „Was sich jetzt schon abzeichnet: Es sind exakt dieselben Parameter, die
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Menschen an Musik mögen – oder eben nicht“, sagt Gernandt. Konkret bedeutet das:
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Rockfans gefallen etwa die lauten, verzerrten Töne der E-Gitarre, während andere genau
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das an Rock stört. [...]
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Auch der Kontext ist entscheidend dafür, wie Menschen Musik wahrnehmen und
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bewerten. Hört man den Gesang in der Kirche oder die Musik im Fitnessstudio? „Wenn
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wir feiern gehen, wollen wir kurz davor nicht unbedingt Enya hören oder ein
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Streichquartett von Mendelssohn“, sagt Gasser. „Manche Musik könnten wir in einem
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Kontext lieben und im nächsten hassen.“ Der Kontext, in dem Musik gehört wird, also auch
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die Lebenssituation und Gewohnheiten im Alltag prägen den Musikgeschmack. Jemand,
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der gerne mitsingt, tut sich vielleicht schwerer mit Instrumentalstücken. Und jemand, der
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noch nie auf einem Rave war, wird womöglich weniger mit Techno warm. [...]
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Doch wirklich offen für neue Musik zu sein, ist gar nicht so einfach. Denn oft stehen
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Vorurteile gegenüber den Hörern von bestimmter Musik im Weg. Dabei haben manche
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Musikstile mehr gemeinsam als gedacht.
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In einer früheren Untersuchung von Gernandt kam beispielsweise heraus, dass Techno-
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und Schlagerfans ähnliche Vorlieben haben. Beide Musikgenres werden sehr häufig in
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Situationen gehört, in denen Menschen gemeinsam feiern. In der Untersuchung gaben
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demnach beide Gruppen an, dass ihnen das Gemeinschaftsgefühl beim Musikhören
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wichtig sei. Technofans schätzen den einfachen, sich wiederholenden Beat, zu dem alle
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gemeinsam tanzen. Schlagerfans lieben die einfachen, sich wiederholenden Texte, bei
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denen alle mitsingen können.
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Ob jemand dann lieber Schlager oder Techno hört (oder beides), hängt stark von der
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Prägung und dem Umfeld ab. Ist jemand etwa 22 oder 82 Jahre alt? Wohnt er in Berlin
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oder in München? „In Amerika etwa gibt es einen Haufen Genres, die regional ausgerichtet
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sind“, sagt Gasser. Auf dem Land wie in Arkansas wachsen die Menschen vor allem mit
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Country-Musik auf. In Städten wie San Francisco hören die Menschen eher Rock, R 'n' B
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und Hip-Hop.
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Kleine regionale Unterschiede gibt es auch in Deutschland, das zeigen die Daten von
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Streaminganbietern […]. Während Apache 207 etwa in fast allen Bundesländern Top-eins-
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Artist ist, führt in Bayern, Schleswig-Holstein und Thüringen Taylor Swift die Liste an. Im
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Saarland und in Sachsen ist es Bonez MC. […]
76
Aus musikwissenschaftlicher Sicht gibt es so etwas wie gute oder schlechte Musik nicht,
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findet der US-Amerikaner Gasser. Er sagt: „Gute Musik ist Musik, die für dich gut ist.“

Aus: Reddig, Sophia: Warum wir manche Musik lieben – oder hassen (leicht bearbeitete und gekürzte Fassung) (12.03.2024) (Letzter Zugriff: 05.11.2024).
1.

Material A ist ein Sachtext, der Fachbegriffe enthält.

Zitiere drei musikalische Fachbegriffe aus dem Text.

(4 BE)
2.

Der Text ist in Abschnitte gegliedert.

Vervollständige die unten stehende Tabelle, indem Sie die fehlenden Zeilenangaben ergänzen und aus den folgenden Teilüberschriften zwei passende zuordnen:

  • Die Bedeutung des Kontextes für die Wahrnehmung von Musik
  • Die Vorurteile gegenüber Musikrichtungen
  • Die Einzigartigkeit des Musikgeschmacks
  • Die Schönheit der Musik
  • Zeilenangaben Teilüberschriften
    1-15
    Die Entwicklung des Musikgeschmacks im Kindes- und Jugendalter
    Persönliche Vorlieben für Musikrichtungen
    48-65
    66-77 Beispiele für Einflussfaktoren zur Formung des Musikgeschmacks
    (4 BE)
    3.

    Im Text ist die Rede von sogenannten „Guilty Pleasures“ (Zeile 34).

    Erläutere den Begriff an einem eigenen Beispiel.

    (3 BE)
    4.

    Der Musikgeschmack entwickelt sich im Laufe eines Menschenlebens.

    Erkläre den Einfluss der Eltern auf den Musikgeschmack ihrer Kinder sowohl im Babyalter als auch in der Jugend.

    (3 BE)
    5.

    Deute den Satz: „Musik reflektiert, wer wir sind.“ (Zeile 30)

    (3 BE)
    6.

    Im Abschnitt Zeilen 59-65 werden die Vorlieben der Fans zweier Musikgenres miteinander verglichen.

    Vervollständige dazu folgende Übersicht.

    Abbildung
    (4 BE)
    7.
    Im Text äußern sich mehrere Fachleute.
    a)

    Benenne den im Text genannten Beruf, den alle ausüben.

    (1 BE)
    b)

    Vervollständige die folgende Tabelle zu den geäußerten Forschungsaussagen. Formuliere die Aussagen in eigenen Worten.

    Fachleute Zeilen Aussage
    Nolan Gasser 17-18 Im Säuglingsalter ist der Musikgeschmack noch nicht festgelegt.
    Manche Menschen können ausgelassen mit der Musik feiern, die sie eigentlich nicht mögen.
    Emily Gernandt 44-45
    (2 BE)
    c)

    Forme die indirekte Rede in direkte Rede um.

    In der Untersuchung gaben demnach beide Gruppen an, dass ihnen das Gemeinschaftsgefühl beim Musikhören wichtig sei. (Zeilen 61-63)

    (2 BE)
    d)

    Bestimme den Modus der verwendeten Verben und formuliere anschließend den Satz in nicht wörtlicher/indirekter Rede.

    „In Amerika etwa gibt es einen Haufen regional ausgerichtete Genres“, sagt Gasser. (Zeilen 68-69)

    Modus:
    Satz in nicht wörtlicher/indirekter Rede:
    (3 BE)
    8.

    Der Text enthält eine Vielzahl zusammengesetzter und abgeleiteter Wörter.

    Ordne den Verben passende Ableitungen und Zusammensetzungen aus dem Textabschnitt (Zeilen 48-62) zu. Orientiere dich am Beispiel.

    Verb Ableitung Zusammensetzung
    singen mitsingt (Zeile 54)
    hören
    (3 BE)
    9.
    Die Autorin nutzt vereinzelt sprachliche Mittel zur Veranschaulichung ihrer Aussagen.
    a)

    Nenne das sprachliche Mittel.

    Beispiel sprachliches Mittel
    „wie eine Brille“ (Zeilen 9-10)
    wird „womöglich weniger mit Techno warm“ (Zeile 55)
    (2 BE)
    b)

    Begründe die sparsame Verwendung sprachlicher Mittel in diesem Text.

    (1 BE)
    10.
    Erkläre, wie die Wendungen im Text zu verstehen sind:
    a)
    wie er sich im Laufe des Lebens formt (Vgl. Zeilen 6-7)
    b)
    Vorlieben treten flüchtig auf (Vgl. Zeile 9)
    c)
    offen für neue Musik sein (Vgl. Zeile 56)
    d)
    oft stehen Vorurteile im Weg (Vgl. Zeilen 56-57)
    (4 BE)
    11.

    Dein Nachbar beschwert sich wiederholt bei der Hausgemeinschaft über deine Musikauswahl.
    Dir fällt dazu das Zitat von Nolan Gasser ein: „Gute Musik ist Musik, die für dich gut ist.“ (Zeile 77). Du reagierst auf die Beschwerden mit Bedacht und erläuterst deinen Standpunkt in Form einer Mitteilung, die Sie in seinen Briefkasten werfen.

    Erkläre zunächst mit Hilfe des Textes die Bedeutung des Zitats.
    Unterbreite deinem Nachbarn einen Vorschlag für eine gute Nachbarschaft in der Zukunft.

    Abbildung
    (6 BE)

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