B1 Sekrete

Der Mensch produziert eine Vielzahl unterschiedlicher Sekrete mit einem breiten Spektrum an jeweils verschiedenen Funktionen, z.B. Schweiß, Tränenflüssigkeit oder Ohrenschmalz.
1
Der heutige Mensch (Homo sapiens) verfügt im Vergleich zu anderen Säugetierarten über besonders viele Schweißdrüsen. Das Absondern von Schweiß dient insbesondere der Thermoregulation, um den Körper auch unter Belastung vor Überhitzung zu schützen. Nach derzeitigem Kenntnisstand wird davon ausgegangen, dass bereits Homo erectus, ein ausgestorbener Vertreter der Gattung Homo, der vor ca. zwei Millionen Jahren seine Beutetiere über Ausdauerjagd erlegte, weniger Fell sowie ein Vielfaches an Schweißdrüsen im Vergleich zu anderen Primaten besaß.
Erläutere die Entstehung der hohen Schweißdrüsendichte bei Homo erectus als Ergebnis von Selektion im Rahmen der erweiterten Evolutionstheorie und stelle die hier vorliegende Selektionsform in einem konkreten, beschrifteten Diagramm dar.
(9 BE)
2
Die Tränendrüsen des Menschen sondern im Normalfall kontinuierlich die salz- und proteinhaltige Tränenflüssigkeit ab.
2.1
Das LADD-Syndrom ist eine sehr seltene erbliche Erkrankung, bei der die Betroffenen aufgrund einer Fehlbildung der Tränendrüsen nicht in der Lage sind, beim Weinen Tränen zu erzeugen. Dieses Syndrom wird autosomal-dominant vererbt. Abbildung 1 zeigt den Stammbaum einer Familie, in der das LADD-Syndrom auftritt:
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Abb. 1: Stammbaum einer Familie, in der das LADD-Syndrom auftritt
Begründe unter Angabe von Genotypen, warum sich der Erbgang aus dem dargestellten Stammbaum nicht eindeutig als dominant bzw. rezessiv ableiten lässt.
Beschreibe eine mögliche Veränderung des Phänotyps einer Person in diesem Stammbaum, die eine eindeutige Ableitung der dominanten Vererbung ermöglichen würde.
(5 BE)
2.2
In der Tränenflüssigkeit ist der Stoff Lysozym enthalten. Dieser wirkt antibakteriell, indem er den Polysaccharid-Anteil der Bakterienzellwand abbaut, wodurch die Zellen platzen. Die Wirkung von Lysozym ist jedoch nicht auf alle Bakterienarten gleich, da deren Zellwände z. T. unterschiedlich zusammengesetzt sind.
Zur Untersuchung der Wirksamkeit von Lysozym wird z.B. die Lysoplate-Assay-Methode eingesetzt. Dabei werden Bakterien mit einer Agarlösung vermengt und dieses Gemisch wird in eine Petrischale gegossen, wo es erstarrt und durch das Vorhandensein intakter Bakterienzellen getrübt wird. Im Anschluss kann die Wirkung von Lysozym überprüft werden:
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Abb. 2: Mögliches Versuchsergebnis bei der Lysoplate-Assay-Methode
Plane auf der Grundlage von Abbildung 2 ein quantitatives Laborexperiment, mit dem die Wirkung von Lysozym auf zwei unterschiedliche Bakterienarten verglichen werden kann.
(4 BE)
3
Das Gen ABCC11 codiert für ein gleichnamiges Membrantransportprotein, das bestimmte Moleküle aus dem Inneren der Zelle nach außen transportiert. Beim Menschen hat es u. a. Einfluss auf die Ausbildung von Ohrenschmalz. Eine Vielzahl von Menschen, speziell im ostasiatischen Raum, verfügt aufgrund einer Mutation über kein funktionsfähiges Membrantransportprotein ABCC11.
3.1
Die folgende Abbildung 3 zeigt einen Ausschnitt aus dem Code-Strang (komplementär zum codogenen Strang) des ABCC11-Gens des Wildtyps (ohne Mutation) sowie der mutierten Variante:
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Abb. 3: Ausschnitt aus dem Code-Strang des ABCC11-Gens des Wildtyps (ohne Mutation) sowie der Mutante
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Abb. 4: Code-Sonne
Ermittle mithilfe der Code-Sonne (Abb. 4) unter Angabe der jeweils gebildeten mRNA-Abschnitte die Aminosäuresequenzen beider Genprodukte und erkläre damit den Funktionsverlust des Proteins.
(6 BE)
3.2
Die Proteine, die durch das Gen ABCC11 codiert werden, können 1382 Aminosäuren oder 1344 Aminosäuren aufweisen.
Erkläre allgemein den Prozess, durch den im Rahmen der Proteinbiosynthese diese Variabilität in der Größe der Genprodukte möglich wird.
(5 BE)
3.3
Menschen, die die beschriebene Mutation auf beiden Chromosomen besitzen, entwickeln ein trockenes, weißliches Ohrenschmalz. Im Gegensatz dazu haben Personen ohne Mutation oder mit nur einem defekten Allel ein gelbliches, feuchtes Ohrenschmalz.
Charakterisiere diesen Erbgang und zeige mithilfe üblicher Bezeichnungen nachvollziehbar auf, welche Phänotypen und Genotypen entstehen, wenn ein Mensch mit weißem, trockenem Ohrenschmalz Nachkommen mit einer Person zeugt, die homozygot für gelbliches, feuchtes Ohrenschmalz ist. Formuliere ferner die Mendelsche Regel, die an diesem Beispiel deutlich wird.
(6 BE)
4.3
Die ABCC11-Mutation ist unregelmäßig über die Welt verteilt (Abb. 5). Forschende sehen die regionale Häufigkeit der Mutation als einen Beleg für angenommene Wanderungsbewegungen des frühen Menschen, der von Afrika aus die weiteren Kontinente besiedelte.
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Abb. 5: Karte der derzeitigen Verbreitung der Mutation im ABCC11-Gen (heller Anteil in Kreisdiagrammen)
verändert nach: Hccbe modified by Kuebi/Wikipedia, CC BY-SA 3.0
Stelle vor diesem Hintergrund eine begründete Hypothese auf, die das gehäufte Vorkommen der Mutation im ostasiatischen Raum unter evolutionsbiologischer Perspektive erklärt.
(5 BE)

(40 BE)

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