C1 Kopffüßer

Kopffüßer, zu denen unter anderem Tintenfische wie Kraken und Kalmare gehören, besitzen im Vergleich zu anderen wirbellosen Tieren sehr leistungsfähige Sinnesorgane und ein differenziertes Nervensystem.
1
Eines der giftigsten Tiere der Welt ist der Große Blaugeringelte Krake (Hapalochlaena lunulata). Die meiste Zeit versteckt sich das Tier gut getarnt am Meeresboden. Bei Bedrohung kann der Krake jedoch die namensgebenden leuchtend blauen Ringe pulsieren lassen.
1.1
Erkläre das beschriebene Verhalten bei Bedrohung auf Grundlage des Sender-Empfänger-Modells.
(4 BE)
1.2
Kommen Angreifer dem Großen Blaugeringelten Kraken zu nahe, so beißt dieser zu und injiziert das Gift Tetrodotoxin (TTX). Abbildung 1 zeigt die Auswirkung von TTX auf Aktionspotenziale am Axon bei zwei unterschiedlichen Reizstärken:
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Abb. 1: Membranpotenzial ohne Zugabe von TTX bzw. nach Zugabe von TTX bei zwei unterschiedlichen Reizstärken (gepunktete sowie durchgezogene Linien)
verändert nach: T. M. Haug et al.: Electrophysiological Properties of Pituitary Cells in Primary Culture from Atlantic Cod (Gadus morhua). In: Neuroendocrinology, 86 (2007), S. 38-47
1.2.1
Erkläre auf der Grundlage der Ionentheorie den Verlauf des Aktionspotenzials eines typischen Neurons.
(7 BE)
1.2.2
Beschreibe unter Einbezug von Abbildung 1 die Wirkungsweise von TTX und erkläre die Vorgänge auf molekularer Ebene.
(4 BE)
2
Tintenfische stellen beliebte Forschungsobjekte dar. Zur Untersuchung der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), einer Erkrankung des Nervensystems, wurden Experimente an neuronalen Synapsen von Kalmaren (Loligo pealeli) durchgeführt. Dem präsynaptischen Neuron wurde hierbei das Protein G85R künstlich verabreicht, das bei ALS natürlicherweise aufgrund einer Mutation entsteht. Sowohl am prä- als auch am postsynaptischen Neuron wurden die resultierenden Membranpotenziale über längere Zeit gemessen und mit denen an unbehandelten Neuronen verglichen:
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Abb. 2: Potenziale an prä- und postsynaptischen Neuronen in einem Kontrollansatz sowie 30 und 40 Minuten nach Zugabe des Proteins G85R
verändert nach: Yuyu Song, eNeuro 18 March 2020, 7 (2) ENEURO.0369-19.2020, https://www.eneuro.org/content/7/2/ENEUR0.0369-19.2020, CC BY 4.0
2.1
Beschreibe die Untersuchungsergebnisse und leite eine Folge für eine von ALS betroffene Person ab.
(4 BE)
2.2
Im präsynaptischen Neuron werden Vesikel beständig nachgebildet und damit wieder für die Freisetzung verfügbar gemacht. Man spricht hier von Mobilisierung. In einer weiteren Studie wurde die Wirkung des Proteins G85R sowohl auf die Größe der freisetzbaren Vesikel als auch auf die Mobilisierungsrate hin untersucht:
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Abb. 3: Vesikelgröße und Mobilisierungsrate bei Kontrolle (rot) und nach G85R-Proteinzugabe (weiß)
verändert nach: Yuyu Song, eNeuro 18 March 2020, 7 (2) ENEURO.0369-19.2020, https://www.eneuro.org/content/ 7/2/ENEURO.0369-19.2020, CC BY 4.0
Erläutere mithilfe der Abbildung 3 die in Abbildung 2 dargestellten Membranpotenziale nach G85R-Proteinzugabe.
(6 BE)
2.3
Ausgehend von Tierversuchen, wie hier am Beispiel der Tintenfische, können Krankheiten wie die ALS besser verstanden und Medikamente entwickelt werden. Tierversuche stehen immer wieder in der Kritik und es wird gefordert, dass diese eingeschränkt werden. Um hier ein Urteil fällen zu können, müssen fachliche Argumente mit Werten in Beziehung gesetzt werden. Folgende Werte werden häufig genannt: Gesundheit, Freiheit, Leidverringerung, Wohlstand, Würde des Menschen, Bildung und Fortschritt.
Beurteile anhand einer Pro- und Contra-Argumentation als Teilschritt einer ethischen Analyse, die zwei selbstgewählte Werte berücksichtigt, ob Tierversuche zur Erforschung von Krankheiten durch den Menschen eingeschränkt werden sollten.
(5 BE)
3
Vor der Küste Westaustraliens können Delfine dabei beobachtet werden, wie sie die bis zu zehn Kilogramm schweren und über drei Meter langen Maorikraken (Macroctopus maorum) jagen. Dabei wird die Beute mehrfach kräftig auf die Wasseroberfläche geschlagen oder einige Meter weit durch die Luft geschleudert, um diese bewusstlos und damit unschädlich zu machen.
Forschende stellen die Hypothese auf, dass es sich bei der oben aufgeführten Jagdtechnik um eine angeborene Verhaltensweise handelt. Plane ein Experiment, mit dem man diese Hypothese überprüfen kann.
(4 BE)
4
Um das Lernverhalten von Gewöhnlichen Kraken (Octopus vulgaris) zu untersuchen, wurde ein Tier in einem Wasserbecken mit einem roten Ball konfrontiert. Berührte das Tier zufällig den roten Ball, so wurde ihm ein leichter Stromschlag verabreicht. Auch nach 24 Stunden mied der Krake den roten Ball noch.
Erkläre das geschilderte Verhalten unter Verwendung ethologischer Fachbegriffe.
(6 BE)

(40 BE)

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