Vorschlag B1
Massenbestimmung mithilfe mechanischer Schwingungen
1
Astronauten, die sich für längere Zeit in der Erdumlaufbahn in einer Raumstation befinden, verwenden eine spezielle Konstruktion zur Bestimmung ihrer Körpermasse. Material 1 zeigt hierzu die Zeichnung eines sogenannten BMMD (Body Mass Measurement Device): Es handelt sich um einen zweiteiligen Aufbau. In dem einen Teil („Schlitten“) schnallt sich der sitzende Astronaut mit einem Gurt fest, der andere Teil („Schiene“) ist fest mit der gesamten Raumstation verbunden. Der Schlitten ist nahezu reibungsfrei und beweglich auf der Schiene montiert. Durch die angebrachte Schraubenfeder kann der Schlitten zusammen mit dem Astronauten harmonische Schwingungen ausführen. Die Summe der Massen des Schlittens und des Astronauten können im Vergleich zur Gesamtmasse der Station vernachlässigt werden.
Material 1: Zeichnung eines BMMD
1.1
Nenne den Grund dafür, dass ein Astronaut in der Erdumlaufbahn mit einer herkömmlichen Personenwaage nicht seine Masse bestimmen kann.
(2 BE)
1.2
Erläutere ohne Verwendung von Gleichungen das Vorgehen zur Bestimmung der Körpermasse des Astronauten mithilfe des BMMD.
Begründe, weshalb der Astronaut während der Messung angeschnallt sein muss.
(6 BE)
1.3
Im reibungsfreien Fall gilt: Lenkt man die an der Schraubenfeder (Federkonstante
) befestigte Masse
um die Strecke
aus der Ruhelage aus und lässt sie bei
los, schwingt die Masse harmonisch gemäß
um die Ruhelage. Die Gesamtenergie
des schwingenden Systems besteht dabei aus Spannenergie
und kinetischer Energie
Gib jeweils den zusammengefassten Term für
zu den Zeitpunkten
und
mit der Schwingungsdauer
an.
Leite unter Verwendung dieser beiden Terme die Formel für die Schwingungsdauer
der Federschwingung her.
(7 BE)
1.4
Der Schlitten des BMMD hat ohne den Astronauten eine Masse von
die Schraubenfeder hat eine Federkonstante von
Berechne die Masse
des Astronauten, wenn er innerhalb einer Minute genau
volle Schwingungen im BMMD macht.
(6 BE)
2
Nun soll die Masse
der Erde bestimmt werden. Dies ist mithilfe des Ortsfaktors
an einem bestimmten Punkt auf der Erde möglich.
2.1
Zunächst soll der Ortsfaktor
in einem Labor experimentell bestimmt werden. Material 2 enthält dazu je eine Messreihe für ein Federpendel und ein Fadenpendel.
Prüfe, ob eine Bestimmung von
mit einem Feder- bzw. einem Fadenpendel prinzipiell möglich ist. (Herleitungen von Gleichungen für Schwingungsdauern sind nicht erforderlich.)
Berechne für eine geeignete Messreihe aus Material 2 unter Berücksichtigung aller ihrer Messwerte den Ortsfaktor
Die Feder bzw. der Faden sind dabei masselos, die Massen punktförmig und es tritt keine Reibung auf. Der Auslenkwinkel ist beim Fadenpendel klein.
Berechne die prozentuale Abweichung von
vom Literaturwert
für Mitteleuropa.
Messreihe 2: Fadenpendel (Pendelmasse: m = 0,02 kg)
Material 2: Messreihen zum Feder- und Fadenpendel
Messreihe 1: Federpendel (Federkonstante: D = 15 N/m)| Masse |
Schwingungsdauer |
|---|---|
| 0,5 | 1,1 |
| 1,0 | 1,6 |
| 1,5 | 2,0 |
| 2,0 | 2,3 |
| Fadenlänge |
Schwingungsdauer |
|---|---|
| 0,5 | 1,4 |
| 1,0 | 2,0 |
| 1,5 | 2,5 |
| 2,0 | 2,9 |
(7 BE)
2.2
Das allgemeine Gesetz für den Betrag der Gravitationskraft
zwischen zwei Massen
und
lautet:
. Hierbei ist
die Gravitationskonstante und
der Abstand beider Massenschwerpunkte. Für einen Stein mit der Masse
auf der Erdoberfläche gilt zudem die bekannte Gleichung
Der Abstand des Steins zum Erdmittelpunkt beträgt
Bestimme die Erdmasse
unter Verwendung von
(4 BE)
3
Der folgende Sachverhalt stellt ein rein theoretisches Gedankenmodell mit einigen zum Teil stark vereinfachenden Annahmen dar:
Es wird angenommen, dass sich in der Erdkugel (Masse
Radius
) vom Nord- zum Südpol ein gerader Tunnel befindet (Material 3).
Man lässt nun am Nordpol einen Stein der Masse
in den Tunnel fallen. Störende Einflüsse wie z.B. Luftreibung oder Dichteunterschiede im Erdinneren sollen bei den folgenden Überlegungen nicht beachtet werden.
Material 3: Erdkugelmodell mit Tunnel zwischen Nord- und Südpol
3.1
Die Rückstellkraft
die auf den Stein stets in Richtung Erdmittelpunkt wirkt, hängt von der Entfernung
des Steins vom Erdmittelpunkt ab. Es gilt:
Begründe, dass die Bewegung des Steins in diesem Modell eine harmonische Schwingung um den Erdmittelpunkt darstellt.
Gib die zu dieser harmonischen Schwingung gehörende Differenzialgleichung an.
Zeige, dass
eine mögliche Lösungsfunktion der Differenzialgleichung darstellt, und zeige mithilfe von Aufgabe 2.2, dass für die Kreisfrequenz der Lösungsfunktion
gilt.
(8 BE)
3.2
Bestimme die Zeitdauer einer Schwingung von Nord- zu Nordpol, die Maximalgeschwindigkeit des Steins sowie den Betrag der Beschleunigung auf Höhe des Breitenkreises von Frankfurt am Main (Material 3).
(10 BE)
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1.1
Das Messprinzip einer herkömmlichen Personenwaage beruht auf dem Hookeschen Gesetz, das besagt, dass die Ausdehnung einer Feder proportional zur auf sie wirkenden Kraft ist. Wird die Feder unter dem Gewicht der Person zusammengedrückt, so wirkt die Federkraft der Gewichtskraft entgegen.
In der Erdumlaufbahn existiert die Gegenkraft nicht; es wirkt nur die Gewichtskraft.
1.2
Der BMMD funktioniert wie ein harmonischer Federschwinger: Das System führt harmonische Schwingungen aus, dessen Schwingungsdauer sich messen lässt.
Die Schwingungsdauer ist abhängig von der Masse des Astronauten, der Masse des Schlittens und der Federkonstanten der Schraubenfeder.
Mit der Federkonstanten lässt sich die Masse des schwingenden Systems bestimmen. Die Körpermasse des Astronauten kann bestimmt werden, wenn die Masse des Schlittens bekannt ist.
Der Astronaut muss angeschnallt sein, da er in der Erdumlaufbahn schwerelos ist und aufgrund seiner Trägheit den Bewegungen des Schlittens nicht folgen könnte. Dadurch wäre keine Messung der Schwingungsdauer mehr möglich.
1.3
Herleitung der Formel für die Schwingungsdauer
Es gilt
und gleichsetzen ergibt:
1.4
2.1
Eine Bestimmung des Ortsfaktors mithilfe eines Federpendels ist nicht möglich, da die Schwingungsdauer nicht vom Ortsfaktor abhängt, sondern von der schwingenden Masse und der Federkonstanten.
Bei einem Fadenpendel hängt die Schwingungsdauer von der Länge des Fadens und dem Ortsfaktor ab, was die Bestimmung von
ermöglicht.
Es gilt:

Prozentuale Abweichung:



| Fadenlänge |
Schwingungsdauer |
Ortsfaktor |
|---|---|---|
| 0,5 | 1,4 | 10,07 |
| 1,0 | 2,0 | 9,87 |
| 1,5 | 2,5 | 9,47 |
| 2,0 | 2,9 | 9,39 |
2.2
3.1
Rückstellkraft:
Harmonische Schwingung um Erdmittelpunkt
Bei einer harmonischen Schwingung gilt: Rückstellkraft ist proportional Auslenkung
Der Erdmittelpunkt stellt die Ruhelage des Steins dar. Wird der Stein ausgelenkt, schwingt er um die Ruhelage.
Aus der Formel
sind
,
und
konstant, somit ist Ruckstellkraft proportional und Stein schwingt hormonisch.
Differenzialgleichung angeben
Grundgleichung der Mechanik:
und
gleichsezten:
Lösungsfunktion nachweisen:
1. Schritt: Ableitungen bilden
2. Schritt:
und
in DGL einsetzen
Satz vom Nullprodukt: Die Gleichung ist erfüllt für
und für alle Zeiten
mit:
Kreisfrequenz
Einsetzen:
3.2
Zeitdauer einer Schwingung
Es gilt:
und
Einsetzen:
Maximalgeschwindigkeit
Es gilt:
, daraus folgt:
Dieser Term wird maximal für
, woraus sich folgender Zusammenhang ergibt:
Beschleunigungsbetrag in der Höhe FRA
Gleichsetzen:
Die Länge der Strecke lässt sich berechnen durch:
Einsetzen der Werte:
Rückstellkraft:

Es gilt:
mit