Vorschlag A1
Schallwellen bei einer Orgel
Die sogenannten Labialpfeifen einer Orgel erzeugen Töne, indem Luft von unten an einer Öffnung vorbei in die Pfeife geblasen wird. Innerhalb der Pfeife bilden sich stehende Wellen aus, wobei die Frequenz der erzeugten Töne abhängig von den Abmessungen der Pfeife ist. Weiterhin überlagern sich die von der Pfeife ausgehenden Schallwellen im Kirchenraum, wodurch es zu verschiedenen Phänomenen im Höreindruck kommt. Die physikalischen Grundlagen dieser Phänomene werden im Folgenden betrachtet. Verwende, sofern nicht anders angegeben, für die Schallgeschwindigkeit in Luft
1.1
In Material 1 sind das Ort-Elongation-Diagramm und das Zeit-Elongation-Diagramm einer sich ausbreitenden Schallwelle dargestellt.
Gib die Wellenlänge und die Schwingungsdauer dieser Welle an und berechne ihre Frequenz.
Zeige, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schallwelle den oben angegebenen Wert für die Schallgeschwindigkeit hat.
Gib die Wellenlänge und die Schwingungsdauer dieser Welle an und berechne ihre Frequenz.
Zeige, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schallwelle den oben angegebenen Wert für die Schallgeschwindigkeit hat.
Material 1
Ort-Elongation-Diagramm und Zeit-Elongation-Diagramm
(5 BE)
1.2
Organisten nehmen einen deutlich bemerkbaren Zeitunterschied zwischen dem Drücken einer Taste und dem Eintreffen des Tons am Ohr wahr. Verzögerungen durch die Mechanik der Orgel sollen vernachlässigt werden.
Berechne die Zeit, die ein Ton für einen Abstand von
zwischen der Pfeife und dem Ohr des Organisten benötigt.
Berechne die Zeit, die ein Ton für einen Abstand von
(2 BE)
1.3
Eine Orgel muss in regelmäßigen Abständen nachgestimmt werden. Neben Veränderungen der Pfeifenlänge durch Feuchtigkeits- oder Temperaturschwankungen verändert sich auch die Schallgeschwindigkeit mit der Temperatur
in
nach der Gesetzmäßigkeit
Dabei entspricht
der Schallgeschwindigkeit in Luft bei
mit
.
Berechne die Schallgeschwindigkeit bei einer Raumtemperatur von
.
Bestimme den Temperaturbereich, in dem die Abweichung der Schallgeschwindigkeit maximal
zur Schallgeschwindigkeit bei
beträgt.
Berechne die Schallgeschwindigkeit bei einer Raumtemperatur von
Bestimme den Temperaturbereich, in dem die Abweichung der Schallgeschwindigkeit maximal
(6 BE)
2
Die sich in einer Orgelpfeife (Material 2) ausbildenden stehenden Wellen besitzen auf der linken Seite einen Geschwindigkeitsbauch. Auf der rechten Seite unterscheidet man zwischen gedackten und offenen Pfeifen. Bei einer gedackten Pfeife ist das obere Ende mit einem Deckel verschlossen und daher befindet sich dort ein Geschwindigkeitsknoten. Der charakteristische Klang einer Orgelpfeife entsteht durch die Mischung von Grundton und Obertönen mit unterschiedlichen Intensitäten. Grundton und Obertöne werden üblicherweise als Grundschwingung und Oberschwingungen bezeichnet.
Die Orgelpfeife ist um
gedreht dargestellt. Das obere Ende der Orgelpfeife ist hier rechts.
Material 2
Abbildungen einer gedackten Orgelpfeife zum Einzeichnen der stehenden Wellen
2.1
Skizziere die Grundschwingung und die ersten beiden Oberschwingungen einer gedackten Pfeife in Material 2.
Ermittle die Wellenlängen der Grundschwingung und der ersten beiden Oberschwingungen einer stehenden Welle in einer gedackten Pfeife der Länge
Ermittle die Wellenlängen der Grundschwingung und der ersten beiden Oberschwingungen einer stehenden Welle in einer gedackten Pfeife der Länge
(8 BE)
2.2
Ermittle den prozentualen Längenunterschied einer offenen Pfeife zu einer gedackten Pfeife bei gleicher Frequenz der Grundschwingung
.
Begründe, dass bei einer gedackten Pfeife keine Oktave (Schwingung mit doppelter Frequenz) als Oberschwingung zum Grundton erzeugt werden kann.
Begründe, dass bei einer gedackten Pfeife keine Oktave (Schwingung mit doppelter Frequenz) als Oberschwingung zum Grundton erzeugt werden kann.
(5 BE)
2.3
In der Praxis des Pfeifenbaus zeigt sich, dass sich der Durchmesser einer offenen Pfeife auf die Wellenlänge der Grundschwingung auswirkt. Es wurde nun der Einfluss des Pfeifendurchmessers
auf die Wellenlänge
der Grundschwingung einer 1,5 m langen Pfeife untersucht. Die Daten der Messreihe sind im Durchmesser-Wellenlängen-Diagramm in Material 3 abgebildet. Bestimme die Gleichung der Ausgleichsgeraden durch die Messpunkte.
Deute die beiden Parameter der Geradengleichung im Sachzusammenhang.
Entscheide und begründe, ob der Ton mit zunehmendem Durchmesser einer Pfeife durch den in Material 3 dargestellten Effekt höher oder tiefer wird.
vom Durchmesser
der Pfeife
Deute die beiden Parameter der Geradengleichung im Sachzusammenhang.
Entscheide und begründe, ob der Ton mit zunehmendem Durchmesser einer Pfeife durch den in Material 3 dargestellten Effekt höher oder tiefer wird.
Material 3
Abhängigkeit der Wellenlänge
(8 BE)
3
Da der Ton einer bestimmten einzelnen Pfeife im Orgelklang zu leise ist, wird eine zweite gleiche Pfeife zusätzlich aufgebaut. In Material 4 ist die Situation in einem Kirchenraum dargestellt, in dem die zwei Pfeifen mit derselben Frequenz
ertönen. Nimm für die Aufgaben 3.1 bis 3.3 an, dass die beiden Pfeifen in Phase schwingen.
Abstand der beiden Pfeifen:
Abstand Pfeife-Sitzbank:
Material 4
Anordnung von Pfeifen und Personen in einer Kirche
Abstand Pfeife-Sitzbank:
3.1
Obwohl sich Person 2 näher an den Pfeifen befindet als Person 3, kann die Lautstärke für Person 3 größer sein als die Lautstärke für Person 2.
Erkläre den Lautstärkeunterschied qualitativ.
Erkläre den Lautstärkeunterschied qualitativ.
(4 BE)
3.2
Berechne den Abstand
zwischen Person 1 und Person 3, wenn diese beiden Personen im Lautstärkemaximum 1. bzw. 2. Ordnung sitzen. Dabei kann
angenommen werden.
(5 BE)
3.3
Untersuche die Auswirkung der Verringerung des Abstands
der zwei Pfeifen auf die Lage der Maxima und Minima am Ort der Sitzbank.
(2 BE)
3.4
Erkläre mithilfe von Material 5, wie es dazu kommen kann, dass bei der Verwendung von zwei Pfeifen eine Verringerung der Lautstärke auftritt. Untersuche, wie sich der Höreindruck verändert, wenn sich der Graph B der Schwingung der zweiten Pfeife geringfügig nach links verschiebt.
Material 5
Elongation der Schwingung an einem Ort in der Kirche
A: nur erste Pfeife ertönt
B: nur zweite Pfeife ertönt
C: beide Pfeifen ertönen gleichzeitig
B: nur zweite Pfeife ertönt
C: beide Pfeifen ertönen gleichzeitig
(5 BE)
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1.1
Wellenlänge
Die Wellenlänge
ist die Distanz zwischen zwei aufeinanderfolgenden Maxima oder Minima im Ort-Elongation-Diagramm und repräsentiert die räumliche Periodizität der Welle. Nachdem eine Strecke von
zurückgelegt wurde, hat die Welle zwei komplette Schwingungen durchlaufen:
Schwingungsdauer
Die Schwingungsdauer
ist die Zeit für eine vollständige Schwingung, ablesbar im Zeit-Elongation-Diagramm:
Frequenz
Für die Frequenz
gilt:
Ausbreitungsgeschwindigkeit
Für die Ausbreitungsgeschwindigkeit
gilt:
1.2
Für die Zeit
, die ein Ton zwischen der Pfeife und dem Ohr des Organisten benötigt, gilt:
1.3
Schallgeschwindigkeit
Temperaturbereich
von
entspricht:
Für den Bereich der Schallgeschwindigkeit ergibt sich damit:
Für die Temperatur
, bei der eine Schallgeschwindigkeit von
erreicht wird, gilt:
Ensetzen der Intervallgrenzen der Schallgeschwindigkeit liefert:
Zwischen
und
liegt der Temperaturbereich, in dem die Abweichung der Schallgeschwindigkeit maximal
von der Schallgeschwindigkeit bei
beträgt.
2.1
2.2
Prozentualer Längenunterschied
Bei einer gedackten Pfeife beträgt die Wellenlänge der Grundschwingung genau ein Viertel der Länge des Wellenträgers, es gilt somit:
Für die Grundschwingung einer offenen Pfeife mit losen Enden müssen sich an beiden Enden Schwingungsbauchpunkte und in der Mitte ein Schwingungsknoten befinden. Die Wellenlänge der Grundschwingung ist daher die halbe Länge des Wellenträgers:
Durch die vorausgesetzte Gleichheit der Frequenz und Wellenlänge beider Pfeifen folgt:
Der prozentuale Längenunterschied der offenen zur gedackten Pfeife beträgt daher:
Keine Oktave als Oberschwingung bei einer gedackten Pfeife
Für die Eigenfrequenzen einer gedeckten Pfeife gilt:
In einer gedeckten Pfeife sind nur bestimmte Eigenfrequenzen möglich, nämlich
Diese erlauben jedoch keine Kombination, bei der eine Schwingung die doppelte Frequenz einer anderen hat, was für die Erzeugung einer Oktave erforderlich wäre. Im Gegensatz dazu ermöglicht eine offene Pfeife aufgrund ihrer verschiedenen Schwingungsmuster die Bildung einer Oktave.
2.3
3.1
Die Schallwellen der nebeneinanderstehenden Pfeifen im Kirchenraum sind in Phase, was zu konstruktiver Interferenz führt. An verschiedenen Orten im Raum überlagern sich die Schwingungen, verstärken sich konstruktiv und erhöhen die Lautstärke an bestimmten Stellen. Dies resultiert aus der gleichen Amplitude und Wellenlänge der erzeugten Schallwellen. Orte, an denen Wellenberge aufeinandertreffen, erfahren konstruktive Interferenz und zeigen eine erhöhte Lautstärke. Orte mit Wellenbergen und -tälern in Konflikt erleben destruktive Interferenz, was zu einer Verringerung der Lautstärke führt. Der Gangunterschied bestimmt, ob konstruktive oder destruktive Interferenz auftritt. So kann es sein, dass sich Personen an verschiedenen Orten unterschiedliche Lautstärken wahrnehmen, selbst wenn sie sich gleich weit von den Schallquellen entfernt befinden.
3.2
Die Situation ähnelt der Interferenz an einem Doppelspalt. Dabei entspricht
dem Spaltabstand, die senkrechte Entfernung
zwischen den Pfeifen und der ersten Sitzbankreihe dem Abstand zwischen Doppelspalt und Schirm. Der Abstand zwischen Person 1 und Person 3 entspricht dem Abstand des Intensitätsmaximums 1. Ordnung
vom Intensitätsmaximum 2. Ordnung
auf dem Schirm.
Wegen e
gelten in diesem Fall für den Beugungswinkel
die Formeln:
Für die jeweiligen Abstände
und
der beiden Personen von der Mitte des Mittelgangs gilt:
Person
Einsetzen der Werte liefert:
Für den Abstand
der Person 1 von der Mitte des Mittelgangs folgt mit der Formel
Einsetzen der Werte liefert:
Person
Einsetzen der Werte liefert:
Für den Abstand
der Person 3 von der Mitte des Mittelgangs folgt mit der Formel
Einsetzen der Werte liefert:
Der Abstand der beiden Personen beträgt somit:
3.3
Für den Abstand der Pfeifen
gilt:
Wenn der Abstand der beiden Pfeifen
zueinander verringert wird, so wird der Winkel
nach der Formel
größer.
Für den Abstand
gilt damit:
Nach der Gleichung
wird mit größerem
auch der Abstand
der Maxima (bzw. Minima) zum Hauptmaximum größer. Die Orte der Maxima und Minima auf der Sitzbank verschieben sich also weiter weg vom Mittelgang.
3.4
Verringerung der Lautstärke
Am betrachteten Ort in der Kirche überlagern sich die sinusförmigen Schwingungen
und
mit einer Phasenverschiebung. Die resultierende Schwingung
ist die Summe von
und
. Durch die Phasenverschiebung ergibt sich eine geringere Amplitude bei
im Vergleich zu den einzelnen Schwingungen
und
.
Höreindruck
Wenn sich der Graph der Schwingung B nach links verschiebt, nähern sich die Maxima von A den Minima von B an. Dadurch hat die resultierende Schwingung C eine geringere Amplitude, was zu einer leiseren Wahrnehmung des Tons im Kirchenraum führt.