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A1 Skorpione

Hinweis: In der Prüfung musst du von den Aufgabenblöcken A, B und C jeweils einen der beiden Vorschlägen 1 oder 2 bearbeiten.

Skorpione (Scorpiones) sind eine Ordnung der Spinnentiere (Arachnida), deren charakteristische Merkmale zum einen der Giftstachel am Ende des Hinterleibs und zum anderen die Fangarme mit Scheren sind. Von den ungefähr 2000 weltweit bekannten Arten gelten etwa 25 aufgrund ihres Giftes für den Menschen als potenziell tödlich.

1

Im Gift des Gelben Fünfstreifenskorpions (Leiurus quinquestriatus) kommen u. a. die in Tabelle 1 aufgeführten Nervengifte vor, mit deren Hilfe er z. B. Mäuse erbeutet.

Tab. 1: Auswahl von Nervengiften des Gelben Fünfstreifenskorpions1

Nervengift Wirkung und Wirkort
α-Toxin Daueröffnung von postsynaptischen Natriumionen-Kanälen
Agitoxin 1 Hemmung von Kaliumionen-Kanälen in der Axonmembran

1.1

Fertige eine beschriftete Skizze einer chemischen Synapse im Nervensystem eines Beutetiers an.

(5 BE)
1.2

Zeichne in Abbildung 1 den Verlauf eines postsynaptischen Potentials ein, das sich bei einer Gabe von α-Toxin zum Zeitpunkt 0 ms ergibt, und begründe den Unterschied in den Kurvenverläufen mit und ohne Giftgabe auf molekularer Ebene.

Diagramm zeigt das Membranpotential über die Zeit in Millisekunden.
Abb. 1: postsynaptisches Potential nach vorausgehender Reizung beim Zeitpunkt 0 ms ohne Gabe von α-Toxin

(5 BE)
1.3

Erläutere die Wirkung von Agitoxin 1 auf die Erregung am Axon eines Beutetiers unter Berücksichtigung der Ionentheorie.

(5 BE)
2

Um die Giftigkeit eines Skorpions einzuschätzen, gibt es eine weit verbreitete Faustregel: Je kleiner ein Skorpion ist, umso stärker ist sein Gift. Es wird zudem diskutiert, ob man statt der Körperlänge auch das Dickenverhältnis zwischen Scheren und Schwanz zur Einschätzung der Giftigkeit heranziehen kann. Um diese Zusammenhänge zu überprüfen, wurden verschiedene Kenngrößen ausgewählter Arten ermittelt (Tab. 2).

Tab. 2: verschiedene Kenngrößen ausgewählter Skorpionarten (Durchschnittswerte)2,3; der LD50-Wert gibt die Giftdosis an, bei der 50 % der Beutetiere sterben.

Art Körperlänge in mm Scherendicke in mm Schwanzdicke in mm Dickenverhältnis tödliche Giftdosis als LD50-Wert in mg/kg
Hottentotta juliae 113 5,1 6,0 0,85 3,02
Buthus awashensis 54 1,9 4,7 0,40 0,90
Heterometrus yaleensis 75 11,6 4,4 2,64 300,00
Pandinurus mazuchi 93 10,5 4,5 2,33 40,00
Parabuthus kabateki 83 4,5 5,3 0,85 4,25

Beurteile unter Bezugnahme auf die Daten in Tabelle 2, ob die Körperlänge oder das Scheren-Schwanz-Dickenverhältnis eines Skorpions eine verlässlichere Aussage über die Giftigkeit der aufgeführten Skorpionarten zulässt.

(6 BE)
3

Skorpione der Art Parabuthus villosus ernähren sich von Beutetieren, die in etwa ihrer Körpergröße entsprechen. Um Reptilien, Mäuse oder Insekten zu jagen, verlassen sie tagsüber ihre Verstecke und suchen sich einen geeigneten Platz, um der Beute aufzulauern. Mit Sinneshaaren nehmen diese Skorpione kleinste Erschütterungen am Boden in bis zu einem Meter Entfernung wahr und steuern dann zielgerichtet auf die Beute zu. Haben sie die Tiere mit den Scheren gepackt, wird die Beute sehr genau abgetastet. Passt das Tier ins Beutespektrum, injizieren sie mit mehreren Stichen Gift an einer geeigneten Stelle. Die Beute wird anschließend ins Versteck gebracht und dort verzehrt. Eine erneute Jagd findet erst nach mehreren Tagen wieder statt.

3.1

Erkläre das Verhalten der Skorpione beim Beutefang unter Verwendung ethologischer Fachbegriffe. Gehe davon aus, dass es sich um eine erbkoordinierte Verhaltensweise handelt.

(6 BE)
3.2

Plane ein Experiment, mit dem untersucht werden soll, ob die Körperbedeckung (Hornschuppen, Fell oder Chitinpanzer) für die Giftstiche nach vorherigem Ergreifen eines Beutetiers eine Rolle spielt.

(5 BE)
4

Während der Paarungszeit geben die Weibchen mancher Skorpionarten ein Sexualpheromon an den Boden ab, das artgleiche Männchen anlockt und zur Begattung motiviert.

4.1

Interpretiere das beschriebene Verhalten der Skorpione auf Grundlage des Sender-Empfänger-Modells.

(5 BE)
4.2

Stelle eine Kosten-Nutzen-Analyse der beschriebenen Kommunikation durch das Pheromon im Vergleich zur Kommunikation durch akustische Signale auf.

(3 BE)

(40 BE)
1 Komposch, C. (2010). Skorpione und Skorpiongifte aus biologischer und humanmedizinischer Sicht. Biologiezentrum Linz, S. 301.
2 Fet, V. & Kovarik, F. (2020). New scorpion taxa (Arachnida: Scorpiones) described in the journal „Euscorpius“ in 2002-2020. Euscorpius, No. 300.
3 Van der Meijden, A. et al. (2017). Target Specifity in Scorpions; Comparing Lethality in Scorpion Venoms across Arthropods and Vertebrates. Toxins, 9(10), 312.

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