Lerninhalte in Bio
Inhaltsverzeichnis

B2 Widerstandsfähigkeit gegen HI-Viren

Hinweis: In der Prüfung musst du von den Aufgabenblöcken A, B und C jeweils einen der beiden Vorschlägen 1 oder 2 bearbeiten.

Es gilt als gesichert, dass bereits Anfang des 20. Jahrhunderts ein Urtyp des HI-Virus (Human immunodeficiency virus) von Affen auf Menschen übertragen wurde. In Deutschland waren im Jahre 2023 ca. 96.700 Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Bei 96 % dieser Menschen kann das HI-Virus aufgrund einer rechtzeitig begonnen HIV-Therapie im Blut nicht mehr nachgewiesen werden.

1

Eine Infektion mit dem Virus zieht eine schleichend zunehmende Schwächung des Immunsystems nach sich und führt in der Folge meist zu AIDS (acquired immunodeficiency syndrome), welches durch eine Kombination von Symptomen gekennzeichnet ist. Unbehandelt führt eine Infektion mit dem HI-Virus innerhalb einiger Jahre zum Tod.

1.1

Das HI-Virus ist ein Retrovirus, d. h. die Erbsubstanz liegt in Form von RNA vor. Vergleiche DNA und RNA bezüglich ihres Aufbaus unter Mitverwendung beschrifteter Skizzen.

(6 BE)
1.2

Für die Herstellung von Medikamenten gegen das HI-Virus werden unter anderem gentechnische Methoden verwendet. Hierzu werden Bakterien eingesetzt, die mittels gentechnisch modifizierter Plasmide bestimmte Wirkstoffe produzieren können. Zusätzlich besitzen diese modifizierten Plasmide Gene, deren Produkte zur Synthese von Fluoreszenzfarbstoffen nötig sind (Abb. 1).

Diagramm mit Genen für die Synthese von Fluoreszenzfarbstoffen und Schnittstellen für Restriktionsenzyme.
Abb. 1: Plasmid zur Einschleusung von Fremd-DNA

In einem Versuch soll ein bestimmter proteinbasierter Wirkstoff durch Bakterien hergestellt werden. Abbildung 2 zeigt das Ergebnis nach Vermehrung der gentechnisch behandelten Bakterien auf einem Nährmedium unter optimalen Bedingungen.

Diagramm mit verschiedenen Kreisen in Farben, die fluoreszierende und nicht fluoreszierende Elemente darstellen.
Abb. 2: Petrischale mit Bakterienkolonien

Erkläre anhand der Abbildungen 1 und 2, bei welchen der dargestellten Bakterienkolonien die Aufnahme des modifizierten Plasmids jeweils erfolgreich bzw. nicht erfolgreich war.

(7 BE)
2

Um in eine menschliche Zelle gelangen zu können, bindet das HI-Virus, wie zahlreiche andere Viren, an den Rezeptor CCR5 in der Membran einer potenziellen Wirtszelle. Nach dem Eindringen in die Wirtszelle erfolgt die Vermehrung der Virusbestandteile. Bei der anschließenden Freisetzung zahlreicher neuer Viren wird die Wirtszelle zerstört.
Forschende fanden menschliche Zellen, die gegen eine HIV-Infektion mit einer bestimmten Virusvariante vollständig resistent sind. Weitere Untersuchungen zeigten, dass diese Resistenz auf einer Mutation des Rezeptorgens CCR5 auf Chromosom 3 beruht. Homozygoten Trägern dieser Mutation fehlen die CCR5-Rezeptoren in der Membran der Zellen.

2.1

Bei einer genetischen Untersuchung soll ermittelt werden, ob eine Person gegen das HI-Virus aufgrund einer Mutation im CCR5-Gen resistent ist. Hierzu werden Gensequenzen bestimmt und verglichen.

A: Ausschnitt aus dem nicht-codogenen Strang des CCR5-Gens
5‘ TTT CCA TAC AGT CAG TAT 3‘
B: Ausschnitt aus dem nicht-codogenen Strang des CCR5-Gens mit Mutationen
5‘ TTT CCA TAC AGC CAG TAC 3‘

Diagramm des genetischen Codes mit Aminosäuren und Codons, einschließlich Start- und Stoppcodons.
Abb. 3: Codesonne

Leite mit Hilfe der Code-Sonne (Abb. 3) ab, ob der Ausschnitt aus dem nichtcodogenen Strang des CCR5-Gens mit Mutationen Ursache für eine Resistenz gegenüber dem HI-Virus sein kann, und benenne jeweils den vorliegenden Mutationstyp.

(6 BE)
2.2

Der Vergleich einer Testgruppe von heterozygoten Trägern der HIV-Resistenzmutation [he] mit einer Vergleichsgruppe homozygoter Träger des nichtmutierten Gens [ho] lieferte folgende Daten:

Graph zur Entwicklung des Anteils HIV-infizierter Personen, die nicht AIDS erreicht haben, über 20 Jahre.
Abb. 4: Anteil der HIV-Infizierten, die noch nicht das Endstadium erreicht haben, im zeitlichen Verlauf1

Ordne die beiden Graphen in Abbildung 4 den Testgruppen [he] und [ho] begründet zu.

(6 BE)
2.3

Ein Mann ist vollständig resistent gegenüber einer HIV-Infektion aufgrund der Mutation des CCR5-Rezeptorgens. Seine Partnerin ist homozygote Trägerin des nichtmutierten CCR5-Rezeptorgens.
Erläutere, mit welcher Wahrscheinlichkeit Kinder dieses Paares gegen das HI-Virus vollständig resistent sind und inwiefern das Geschlecht des resistenten Partners eine Rolle spielt.

(6 BE)
2.4

Aus historischen Quellen weiß man, dass in Europa zwischen 1347 und 1670 regelmäßig wiederkehrende Seuchen mit starken inneren Blutungen auftraten. Im Norden Europas waren diese sogar bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts verbreitet. Heute weiß man, dass diese u. a. von Viren verursacht wurden. In Abbildung 5 ist die geographische Verbreitung der Resistenzmutation des CCR5-Rezeptorgens dargestellt:

Karte zeigt die Häufigkeit des mutierten CCR5-Allels in Europa und dem Mittelmeerraum. Farbcodierung nach Prozentsätzen.
Abb. 5: Häufigkeit des mutierten CCR5-Allels in Europa, Westasien und Nordafrika im Jahre 20022

Erkläre mithilfe der synthetischen Evolutionstheorie die geographische Verbreitung der Resistenzmutation des CCR5-Rezeptorgens.

(9 BE)

(40 BE)
1 de Roda Husman, A. M., Koot, M., Cornelissen, M., Keet, I. P., Brouwer, M., Broersen, S. M., ... & Schuitemaker, H. (1997). Association between CCR5 genotype and the clinical course of HIV-1 infection. Annals of internal medicine, 127(10), 882-890.
2 Limborska, S. A., Balanovsky, O. P., Balanovskaya, E. V., Slominsky, P. A., Schadrina, M. I., Livshits, L. A., ... & Spitsyn, V. A. (2002). Analysis of CCR5Δ32 geographic distribution and its correlation with some climatic and geographic factors. Human heredity, 53(1), 49-54.

Weiter lernen mit SchulLV-PLUS!

monatlich kündbarSchulLV-PLUS-Vorteile im ÜberblickDu hast bereits einen Account?