Stress

Das Hormonsystem und Stress

Stress, sei er physisch, emotional oder psychisch, aktiviert eine komplexe Kaskade von hormonellen Reaktionen, die dazu dienen, den Körper auf die Bewältigung von Herausforderungen vorzubereiten. Das Hormonsystem, insbesondere die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse), ist wesentlich an der Stressreaktion beteiligt.
  1. Hypothalamus: Der Hypothalamus im Gehirn erkennt Stressoren und reagiert darauf, indem er das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) freisetzt.
  2. Hypophyse: Das CRH stimuliert die Hypophyse, das adrenocorticotrope Hormon (ACTH) auszuschütten.
  3. Nebennieren: Das ACTH stimuliert die Nebennierenrinde zur Produktion von Cortisol und das Nebennierenmark zur Produktion von Adrenalin.

Kurzzeitstress (Akuter Stress)

Kurzzeitstress bezieht sich auf eine vorübergehende Stressreaktion, die in der Regel von kurzer Dauer ist und in Reaktion auf eine akute Belastung oder Herausforderung auftritt. Dieser Typ von Stress kann sofortige physiologische und emotionale Veränderungen auslösen, um den Körper auf eine unmittelbare Bedrohung oder Anforderung vorzubereiten. Zu den Merkmalen von Kurzzeitstress gehören:
  • Aktivierung der Stressantwort: Der Körper setzt sofort Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin frei, um die Herzfrequenz zu erhöhen, die Atmung zu beschleunigen und die Muskelkraft zu steigern. Dies bereitet den Körper darauf vor, entweder „kämpfen“ oder „fliehen“ (fight-or-flight-Reaktion) zu können.
  • Schnelle Rückkehr zur Normalität: Nach dem Ende der Stresssituation normalisiert sich der Körper relativ schnell. Die Hormonspiegel sinken, und die physiologischen Funktionen kehren zum Normalzustand zurück.
  • Keine langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen: Kurzzeitiger Stress ist normalerweise nicht schädlich für die Gesundheit, solange er nicht chronisch wird.

Langzeitstress (Chronischer Stress)

Langzeitstress ist eine anhaltende Stressreaktion, die über einen längeren Zeitraum hinweg besteht, oft Wochen, Monate oder sogar Jahre. Dieser Typ von Stress kann durch chronische Belastungen, langfristige Probleme oder anhaltende Herausforderungen verursacht werden. Langzeitstress kann schwerwiegendere Auswirkungen auf die Gesundheit haben und ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
  • Anhaltende Aktivierung der Stressantwort: Bei langfristigem Stress bleibt die Stressreaktion des Körpers aktiviert, was zu einer kontinuierlichen Freisetzung von Hormonen wie Cortisol führt. Dies kann zu einer dauerhaften Belastung des Körpers führen.
  • Potenziell schädliche Auswirkungen: Langzeitiger Stress ist mit einer Vielzahl gesundheitlicher Probleme verbunden, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Probleme, Schlafstörungen, Depressionen und Angstzustände.
  • Schwieriger zu bewältigen: Im Gegensatz zu Kurzzeitstress ist langfristiger Stress oft schwieriger zu bewältigen und erfordert möglicherweise langfristige Strategien zur Stressbewältigung und Unterstützung.

Cortisol

Cortisol ist ein Steroidhormon, das von der Nebennierenrinde produziert wird und eine zentrale Rolle im menschlichen Körper spielt. Cortisol ist das wichtigste Stresshormon und hat vielfältige Wirkungen auf den Körper:
  • Energiemobilisierung: Es erhöht den Blutzuckerspiegel durch die Förderung der Glukoneogenese in der Leber und den Abbau von Muskelproteinen zur Bereitstellung von Aminosäuren.
  • Immunsystemmodulation: Cortisol wirkt entzündungshemmend und immunsuppressiv, um überschießende Immunreaktionen zu verhindern.
  • Stoffwechselregulation: Es beeinflusst den Fett-, Protein- und Kohlenhydratstoffwechsel, um Energiereserven zu mobilisieren und aufrechtzuerhalten.
  • Zentralnervöse Effekte: Cortisol beeinflusst auch das zentrale Nervensystem, indem es Stimmung, Motivation und Angstzustände moduliert.
  • Kardiovaskuläre Effekte: Es unterstützt die Aufrechterhaltung des Blutdrucks und die Reaktionsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems auf Stress.

Stressprävention

Ein nützliches Modell zur Stressprävention sind die „Vier As“: Ausweichen, Ändern, Anpassen und Akzeptieren.
  • Ausweichen (Avoid): Vermeide Stressquellen, indem Grenzen gesetzt werden, das Zeitmanagement verbessert wird und Trigger identifiziert werden, die Stress auslösen könnten.
  • Ändern (Alter): Verändere aktiv die Situation, indem Probleme gelöst werden, die Kommunikation verbessert wird und neue Perspektiven eingenommen werden, um stressige Situationen zu bewältigen.
  • Anpassen (Adapt): Passe dich an Stressoren an, die nicht sofort geändert werden können, indem Flexibilität entwickelt wird, Resilienz gestärkt wird und Prioritäten gesetzt werden.
  • Akzeptieren (Accept): Akzeptiere Dinge, die außerhalb der Kontrolle liegen, indem losgelassen wird, achtsam gehandelt und Selbstfürsorge praktiziert wird.

Stressbewältigung

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Abb. 1: Stressmodell nach Lazarus
Emotionsorientierte Strategien zielen darauf ab, die emotionalen Reaktionen auf den Stress zu kontrollieren oder zu reduzieren, beispielsweise durch Entspannungstechniken oder den Austausch mit anderen Personen.