Fünfter Auftritt
     2
     
    
      Szene: ein Platz mit Palmen, unter welchen der Tempelherr
     
    
     3
     
    
      auf und nieder geht. Ein Klosterbruder folgt ihm in einiger 
     
    
     4
     
    
    
      Entfernung von der Seite, immer als ob er ihn anreden wolle.
     
    
     6
     
    
      Tempelherr:
     
    
     7
     
    
      Der folgt mir nicht vor langer Weile! – Sieh,
     
    
     8
     
    
      Wie schielt er nach den Händen! – Guter Bruder, ...
     
    
     9
     
    
    
      Ich kann Euch auch wohl Vater nennen; nicht?
     
    
     10
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     11
     
    
    
      Nur Bruder – Laienbruder nur; zu dienen.
     
    
     12
     
    
      Tempelherr:
     
    
     13
     
    
      Ja, guter Bruder, wer nur selbst was hätte!
     
    
     14
     
    
    
      Bei Gott! bei Gott! Ich habe nichts –
     
    
     15
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     16
     
    
      Und doch
     
    
     17
     
    
      Recht warmen Dank! Gott geb' Euch tausendfach,
     
    
     18
     
    
      Was Ihr gern geben wolltet. Denn der Wille
     
    
     19
     
    
      Und nicht die Gabe macht den Geber. – Auch
     
    
     20
     
    
      Ward ich dem Herrn Almosens wegen gar
     
    
     21
     
    
    
      Nicht nachgeschickt.
     
    
     22
     
    
      Tempelherr:
     
    
     23
     
    
    
      Doch aber nachgeschickt?
     
    
     24
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     25
     
    
    
      Ja; aus dem Kloster.
     
    
     26
     
    
      Tempelherr:
     
    
     27
     
    
      Wo ich eben jetzt
     
    
     28
     
    
    
      Ein kleines Pilgermahl zu finden hoffte?
     
    
     29
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     30
     
    
      Die Tische waren schon besetzt; komm' aber
     
    
     31
     
    
    
      Der Herr nur wieder mit zurück.
     
    
     32
     
    
      Tempelherr:
     
    
     33
     
    
      Wozu?
     
    
     34
     
    
      Ich habe Fleisch wohl lange nicht gegessen:
     
    
     35
     
    
    
      Allein was tut's? Die Datteln sind ja reif.
     
    
     36
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     37
     
    
      Nehm' sich der Herr in acht' mit dieser Frucht.
     
    
     38
     
    
      Zu viel genossen taugt sie nicht; verstopft
     
    
     39
     
    
    
      Die Milz; macht melancholisches Geblüt.
     
    
     40
     
    
      Tempelherr:
     
    
     41
     
    
      Wenn ich nun melancholisch gern mich fühlte? –
     
    
     42
     
    
      Doch dieser Warnung wegen wurdet Ihr
     
    
     43
     
    
    
      Mir doch nicht nachgeschickt?
     
    
     44
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     45
     
    
      O nein! – Ich soll
     
    
     46
     
    
      Mich nur nach Euch erkunden; auf den Zahn
     
    
     47
     
    
    
      Euch fühlen.
     
    
     48
     
    
      Tempelherr:
     
    
     49
     
    
    
      Und das sagt Ihr mir so selbst?
     
    
     50
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     51
     
    
    
      Warum nicht?
     
    
     52
     
    
      Tempelherr: (Ein verschmitzter Bruder!)
     
    
     53
     
    
      – Hat
     
    
     54
     
    
    
      Das Kloster Euresgleichen mehr?
     
    
     55
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     56
     
    
      Weiß nicht.
     
    
     57
     
    
    
      Ich muß gehorchen, lieber Herr.
     
    
     58
     
    
      Tempelherr:
     
    
     59
     
    
      Und da
     
    
     60
     
    
    
      Gehorcht Ihr denn auch ohne viel zu klügeln?
     
    
     61
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     62
     
    
    
      Wär's sonst gehorchen, lieber Herr?
     
    
     63
     
    
      Tempelherr: (Daß doch
     
    
     64
     
    
      Die Einfalt immer Recht behält!)
     
    
     65
     
    
      – Ihr dürft
     
    
     66
     
    
      Mir doch auch wohl vertrauen, wer mich gern
     
    
     67
     
    
      Genauer kennen möchte? – Daß Ihr's selbst
     
    
     68
     
    
    
      Nicht seid, will ich wohl schwören.
     
    
     69
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     70
     
    
      Ziemte mir's?
     
    
     71
     
    
    
      Und frommte mir's?
     
    
     72
     
    
      Tempelherr:
     
    
     73
     
    
      Wem ziemt und frommt es denn,
     
    
     74
     
    
    
      Daß er so neubegierig ist? Wem denn?
     
    
     75
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     76
     
    
      Dem Patriarchen; muß ich glauben. – Denn
     
    
     77
     
    
    
      Der sandte mich Euch nach.
     
    
     78
     
    
      Tempelherr:
     
    
     79
     
    
      Der Patriarch?
     
    
     80
     
    
      Kennt der das rote Kreuz auf weißem Mantel
     
    
     81
     
    
    
      Nicht besser?
     
    
     82
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     83
     
    
    
      Kenn ja ich's!
     
    
     84
     
    
      Tempelherr:
     
    
     85
     
    
      Nun, Bruder? nun? –
     
    
     86
     
    
      Ich bin ein Tempelherr; und ein gefangner. –
     
    
     87
     
    
      Setz ich hinzu: gefangen bei Tebnin,
     
    
     88
     
    
      Der Burg, die mit des Stillstands letzter Stunde
     
    
     89
     
    
      Wir gern erstiegen hätten, um sodann
     
    
     90
     
    
      Auf Sidon loszugehn; – setz ich hinzu:
     
    
     91
     
    
      Selbzwanzigster gefangen und allein
     
    
     92
     
    
      Vom Saladin begnadiget: so weiß
     
    
     93
     
    
      Der Patriarch, was er zu wissen braucht;
     
    
     94
     
    
    
      Mehr, als er braucht.
     
    
     95
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     96
     
    
      Wohl aber schwerlich mehr,
     
    
     97
     
    
      Als er schon weiß. – Er wüßt' auch gern, warum
     
    
     98
     
    
      Der Herr vom Saladin begnadigt worden;
     
    
     99
     
    
    
      Er ganz allein.
     
    
     100
     
    
      Tempelherr:
     
    
     101
     
    
      Weiß ich das selber? – Schon
     
    
     102
     
    
      Den Hals entblößt, kniet' ich auf meinem Mantel,
     
    
     103
     
    
      Den Streich erwartend: als mich schärfer Saladin
     
    
     104
     
    
      Ins Auge faßt, mir näher springt, und winkt.
     
    
     105
     
    
      Man hebt mich auf; ich bin entfesselt; will
     
    
     106
     
    
      Ihm danken; seh sein Aug' in Tränen: stumm
     
    
     107
     
    
      Ist er, bin ich; er geht, ich bleibe. – Wie
     
    
     108
     
    
      Nun das zusammenhängt, enträtsle sich
     
    
     109
     
    
    
      Der Patriarche selbst.
     
    
     110
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     111
     
    
      Er schließt daraus,
     
    
     112
     
    
      Daß Gott zu großen, großen Dingen Euch
     
    
     113
     
    
    
      Müss' aufbehalten haben.
     
    
     114
     
    
      Tempelherr:
     
    
     115
     
    
      Ja, zu großen!
     
    
     116
     
    
      Ein Judenmädchen aus dem Feu'r zu retten;
     
    
     117
     
    
      Auf Sinai neugier'ge Pilger zu
     
    
     118
     
    
    
      Geleiten; und dergleichen mehr.
     
    
     119
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     120
     
    
      Wird schon
     
    
     121
     
    
      Noch kommen! – Ist inzwischen auch nicht übel. –
     
    
     122
     
    
      Vielleicht hat selbst der Patriarch bereits
     
    
     123
     
    
    
      Weit wicht'gere Geschäfte für den Herrn.
     
    
     124
     
    
      Tempelherr:
     
    
     125
     
    
      So? meint Ihr, Bruder? – Hat er gar Euch schon
     
    
     126
     
    
    
      Was merken lassen?
     
    
     127
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     128
     
    
      Ei, Jawohl! – Ich soll
     
    
     129
     
    
      Den Herrn nur erst ergründen, ob er so
     
    
     130
     
    
    
      Der Mann wohl ist.
     
    
     131
     
    
      Tempelherr:
     
    
     132
     
    
      Nun ja; ergründet nur!
     
    
     133
     
    
    
      (Ich will doch sehn, wie der ergründet!) – Nun?
     
    
     134
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     135
     
    
      Das Kürzste wird wohl sein, daß ich dem Herrn
     
    
     136
     
    
      Ganz gradezu des Patriarchen Wunsch
     
    
     137
     
    
    
      Eröffne.
     
    
     138
     
    
      Tempelherr:
     
    
     139
     
    
    
      Wohl!
     
    
     140
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     141
     
    
      Er hätte durch den Herrn
     
    
     142
     
    
    
      Ein Briefchen gern bestellt.
     
    
     143
     
    
      Tempelherr:
     
    
     144
     
    
      Durch mich? Ich bin
     
    
     145
     
    
      Kein Bote. – Das, das wäre das Geschäft,
     
    
     146
     
    
      Das weit glorreicher sei, als Judenmädchen
     
    
     147
     
    
    
      Dem Feu'r entreißen?
     
    
     148
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     149
     
    
      Muß doch wohl! Denn – sagt
     
    
     150
     
    
      Der Patriarch – an diesem Briefchen sei
     
    
     151
     
    
      Der ganzen Christenheit sehr viel gelegen.
     
    
     152
     
    
      Dies Briefchen wohl bestellt zu haben, – sagt
     
    
     153
     
    
      Der Patriarch, – werd einst im Himmel Gott
     
    
     154
     
    
      Mit einer ganz besondern Krone lohnen.
     
    
     155
     
    
      Und dieser Krone, – sagt der Patriarch,
     
    
     156
     
    
    
      Sei niemand würd'ger, als mein Herr.
     
    
     157
     
    
      Tempelherr:
     
    
     158
     
    
    
      Als ich?
     
    
     159
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     160
     
    
      Denn diese Krone zu verdienen, – sagt
     
    
     161
     
    
      Der Patriarch, – sei schwerlich jemand auch
     
    
     162
     
    
    
      Geschickter, als mein Herr.
     
    
     163
     
    
      Tempelherr:
     
    
     164
     
    
    
      Als ich?
     
    
     165
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     166
     
    
      Er sei
     
    
     167
     
    
      Hier frei; könn' überall sich hier besehn;
     
    
     168
     
    
      Versteh', wie eine Stadt zu stürmen und
     
    
     169
     
    
      Zu schirmen; könne, – sagt der Patriarch, –
     
    
     170
     
    
      Die Stärk' und Schwäche der von Saladin
     
    
     171
     
    
      Neu aufgeführten, innern, zweiten Mauer
     
    
     172
     
    
      Am besten schätzen, sie am deutlichsten
     
    
     173
     
    
      Den Streitern Gottes, – sagt der Patriarch, –
     
    
     174
     
    
    
      Beschreiben.
     
    
     175
     
    
      Tempelherr:
     
    
     176
     
    
      Guter Bruder, wenn ich doch
     
    
     177
     
    
    
      Nun auch des Briefchens nähern Inhalt wüßte.
     
    
     178
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     179
     
    
      Ja den, – den weiß ich nun wohl nicht so recht.
     
    
     180
     
    
      Das Briefchen aber ist an König Philipp. –
     
    
     181
     
    
      Der Patriarch ... Ich hab mich oft gewundert,
     
    
     182
     
    
      Wie doch ein Heiliger, der sonst so ganz
     
    
     183
     
    
      Im Himmel lebt, zugleich so unterrichtet
     
    
     184
     
    
      Von Dingen dieser Welt zu sein herab
     
    
     185
     
    
    
      Sich lassen kann. Es muß ihm sauer werden.
     
    
     186
     
    
      Tempelherr:
     
    
     187
     
    
    
      Nun dann? der Patriarch?
     
    
     188
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     189
     
    
      Weiß ganz genau,
     
    
     190
     
    
      Ganz zuverlässig, wie und wo, wie stark,
     
    
     191
     
    
      Von welcher Seite Saladin, im Fall
     
    
     192
     
    
      Es völlig wieder losgeht, seinen Feldzug
     
    
     193
     
    
    
      Eröffnen wird.
     
    
     194
     
    
      Tempelherr:
     
    
     195
     
    
    
      Das weiß er?
     
    
     196
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     197
     
    
      Ja, und möcht'
     
    
     198
     
    
      Es gern dem König Philipp wissen lassen:
     
    
     199
     
    
      Damit der ungefähr ermessen könne,
     
    
     200
     
    
      Ob die Gefahr denn gar so schrecklich, um
     
    
     201
     
    
      Mit Saladin den Waffenstillestand,
     
    
     202
     
    
      Den Euer Orden schon so brav gebrochen,
     
    
     203
     
    
      Es koste was es wolle, wiederher-
     
    
     204
     
    
    
      Zustellen.
     
    
     205
     
    
      Tempelherr:
     
    
     206
     
    
      Welch ein Patriarch! – Ja so!
     
    
     207
     
    
      Der liebe tapfre Mann will mich zu keinem
     
    
     208
     
    
      Gemeinen Boten; will mich – zum Spion.
     
    
     209
     
    
      Sagt Euerm Patriarchen, guter Bruder,
     
    
     210
     
    
      Soviel Ihr mich ergründen können, wär'
     
    
     211
     
    
      Das meine Sache nicht. – Ich müsse mich
     
    
     212
     
    
      Noch als Gefangenen betrachten; und
     
    
     213
     
    
      Der Tempelherren einziger Beruf
     
    
     214
     
    
      Sei mit dem Schwerte dreinzuschlagen, nicht
     
    
     215
     
    
    
      Kundschafterei zu treiben.
     
    
     216
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     217
     
    
      Dacht' ich's doch! –
     
    
     218
     
    
      Will's auch dem Herrn nicht eben sehr verübeln. –
     
    
     219
     
    
      Zwar kömmt das Beste noch. – Der Patriarch
     
    
     220
     
    
      Hiernächst hat ausgegattert, wie die Feste
     
    
     221
     
    
      Sich nennt, und wo auf Libanon sie liegt,
     
    
     222
     
    
      In der die ungeheuern Summen stecken,
     
    
     223
     
    
      Mit welchen Saladins vorsicht'ger Vater
     
    
     224
     
    
      Das Heer besoldet, und die Zurüstungen
     
    
     225
     
    
      Des Kriegs bestreitet. Saladin verfügt
     
    
     226
     
    
      Von Zeit zu Zeit auf abgelegnen Wegen
     
    
     227
     
    
      Nach dieser Feste sich, nur kaum begleitet. –
     
    
     228
     
    
    
      Ihr merkt doch?
     
    
     229
     
    
      Tempelherr:
     
    
     230
     
    
    
      Nimmermehr!
     
    
     231
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     232
     
    
      Was wäre da
     
    
     233
     
    
      Wohl leichter, als des Saladins sich zu
     
    
     234
     
    
      Bemächtigen? den Garaus ihm zu machen? –
     
    
     235
     
    
      Ihr schaudert? – O es haben schon ein paar
     
    
     236
     
    
      Gottsfürcht'ge Maroniten sich erboten,
     
    
     237
     
    
      Wenn nur ein wackrer Mann sie führen wolle,
     
    
     238
     
    
    
      Das Stück zu wagen.
     
    
     239
     
    
      Tempelherr:
     
    
     240
     
    
      Und der Patriarch
     
    
     241
     
    
      Hätt' auch zu diesem wackern Manne mich
     
    
     242
     
    
    
      Ersehn?
     
    
     243
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     244
     
    
      Er glaubt, daß König Philipp wohl
     
    
     245
     
    
      Von Ptolemais aus die Hand hierzu
     
    
     246
     
    
    
      Am besten bieten könne.
     
    
     247
     
    
      Tempelherr:
     
    
     248
     
    
      Mir? mir, Bruder?
     
    
     249
     
    
      Mir? Habt Ihr nicht gehört? nur erst gehört,
     
    
     250
     
    
      Was für Verbindlichkeit dem Saladin
     
    
     251
     
    
    
      Ich habe?
     
    
     252
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     253
     
    
    
      Wohl hab ich's gehört.
     
    
     254
     
    
      Tempelherr:
     
    
     255
     
    
    
      Und doch?
     
    
     256
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     257
     
    
      Ja, – meint der Patriarch, – das wär' schon gut:
     
    
     258
     
    
    
      Gott aber und der Orden ...
     
    
     259
     
    
      Tempelherr:
     
    
     260
     
    
      Ändern nichts!
     
    
     261
     
    
    
      Gebieten mir kein Bubenstück!
     
    
     262
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     263
     
    
      Gewiß nicht! –
     
    
     264
     
    
      Nur, – meint der Patriarch, – sei Bubenstück
     
    
     265
     
    
    
      Vor Menschen, nicht auch Bubenstück vor Gott.
     
    
     266
     
    
      Tempelherr:
     
    
     267
     
    
      Ich wär' dem Saladin mein Leben schuldig:
     
    
     268
     
    
    
      Und raubt' ihm seines?
     
    
     269
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     270
     
    
      Pfui! – Doch bliebe, – meint
     
    
     271
     
    
      Der Patriarch, – noch immer Saladin
     
    
     272
     
    
      Ein Feind der Christenheit, der Euer Freund
     
    
     273
     
    
    
      Zu sein, kein Recht erwerben könne.
     
    
     274
     
    
      Tempelherr:
     
    
     275
     
    
      Freund?
     
    
     276
     
    
      An dem ich bloß nicht will zum Schurken werden;
     
    
     277
     
    
    
      Zum undankbaren Schurken?
     
    
     278
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     279
     
    
      Allerdings! –
     
    
     280
     
    
      Zwar, – meint der Patriarch, – des Dankes sei
     
    
     281
     
    
      Man quitt, vor Gott und Menschen quitt, wenn uns
     
    
     282
     
    
      Der Dienst um unsertwillen nicht geschehen.
     
    
     283
     
    
      Und da verlauten wolle, – meint der Patriarch, –
     
    
     284
     
    
      Daß Euch nur darum Saladin begnadet,
     
    
     285
     
    
      Weil ihm in Eurer Mien', in Euerm Wesen
     
    
     286
     
    
    
      So was von seinem Bruder eingeleuchtet ...
     
    
     287
     
    
      Tempelherr:
     
    
     288
     
    
      Auch dieses weiß der Patriarch; und doch? –
     
    
     289
     
    
      Ah! wäre das gewiß! Ah, Saladin! –
     
    
     290
     
    
      Wie? die Natur hätt' auch nur einen Zug
     
    
     291
     
    
      Von mir in deines Bruders Form gebildet:
     
    
     292
     
    
      Und dem entspräche nichts in meiner Seele?
     
    
     293
     
    
      Was dem entspräche, könnt' ich unterdrücken,
     
    
     294
     
    
      Um einem Patriarchen zu gefallen? –
     
    
     295
     
    
      Natur, so leugst du nicht! So widerspricht
     
    
     296
     
    
      Sich Gott in seinen Werken nicht! – Geht, Bruder!
     
    
     297
     
    
    
      Erregt mir meine Galle nicht! – Geht! geht!
     
    
     298
     
    
      Klosterbruder:
     
    
     299
     
    
      Ich geh; und geh vergnügter, als ich kam.
     
    
     300
     
    
      Verzeihe mir der Herr. Wir Klosterleute
     
    
     301
     
   
      Sind schuldig, unsern Obern zu gehorchen.