17. Szene

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Mariens Kammer
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Narr (liegt und erzählt sich Märchen an den Fingern): Der hat die goldne
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Kron, der Herr König. Morgen hol' ich der Frau Königin ihr Kind.
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Blutwurst sagt: komm, Leberwurst.
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Marie (blättert in der Bibel): Und ist kein Betrug in seinem Munde
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erfunden. Herrgott, Herrgott! Sieh mich nicht an! (Blättert
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weiter.) Aber die Pharisäer brachten ein Weib zu ihm, im Ehebruch
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begriffen, und stelleten sie ins Mittel dar. - Jesus aber sprach: So
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verdamme ich dich auch nicht. Geh hin und sündige hinfort nicht
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mehr! (Schlägt die Hände zusammen.) Hergott! Hergott! Ich kann
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nicht! Herrgott, gib mir nur so viel, daß ich beten kann. (Das
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Kind drängt sich an sie.) Das Kind gibt mir einen Stich ins Herz.
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(Zum Narrn.) Karl! Das brüst' sich in der Sonne! (Narr nimmt das
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Kind und wird still.) Der Franz ist nit gekommen, gestern nit, heut
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nit. Es wird heiß hier! (Sie macht das Fenster auf und liest wieder.)
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Und trat hinten zu seinen Füßen und weinete, und fing an, seine
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Füße zu netzen mit Tränen und mit den Haaren ihres Hauptes zu
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trocknen, und küssete seine Füße und salbete sie mit Salbe.
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(Schlägt sich auf die Brust.) Alles tot! Heiland! Heiland! ich möchte
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dir die Füße salben!