Lerninhalte in Deutsch
Inhaltsverzeichnis

Die Natur und Tageszeiten

Die Verbindung zwischen Taugenichts‘ emotionalem Haushalt und Naturdarstellungen, die Jahreszeiten inbegriffen, ist nicht von der Hand zu weisen. Wir werden die beiden Bereiche im Folgenden sowohl separat als auch gekoppelt miteinander beleuchten sowie auch ihre Bedeutung im Leben des Taugenichts näher betrachten.

Natur und Gefühl

  • Die Blumen: Sie fungieren als ein repräsentatives Mittel für den Seelenzustand des Taugenichts. Nicht umsonst bildet „die blaue Blume“ eines der zentralen literarischen Motive in der Romantik. Insbesondere im direkten Zusammenhang mit seiner geliebten Aurelie tauchen Blumen immer wieder auf und stehen als Sinnbild für die emotionalen Berg- und Talfahrten, die Taugenichts in seiner Verliebtheit erfährt. In den glücklichen Momenten seiner Schwärmerei sieht der Protagonist seine Geliebte als „eine schneeweiße Lilie mit ihrem gesenkten Köpfchen“ (Kap. 2, Z. 193) und „Die Rosen waren nun wieder wie ihr Mund ...“ (Kap. 2, Z. 192). Dann strahlt die von ihm gepflückte Blumenpracht „so bunt und anmutig durcheinander, weiß, rot, blau und duftig ...“ (Kap. 2, Z. 202). Im unglücklich verliebten Zustand, wenn Aurelie seine Blumengeschenke draußen unbeachtet liegen lässt, beschreibt der Protagonist: Sie „sahen mich an mit ihren verwelkten niederhängenden Köpfchen und darauf stehenden Tautropfen ordentlich betrübt an, als ob sie weinten.“ (Kap. 2, Z. 148 f.)
  • Der Wald: Die Landschaft ist in der Novelle dominierend von Wäldern geprägt und wird von Eichendorff, unter anderem in seinen, in den Text eingefassten Liedern, auch als Merkmal der heimischen, österreichischen Gefilde verwendet (Beginn Kap. 9). Der Wald wird als etwas zugleich Mystisches, in welchem es ihm anfängt „beinah an angst zu werden“ (Kap. 3, Z. 121) und auf der anderen Seite als etwas Friedliches und Schönes (Kap. 3) beschrieben und auf diese Weise stark emotionalisiert. Die melancholische und einsame Aura (Kap. 3), die den Wald umgibt, lässt Rückschlüsse auf die im 18. Jahrhundert herrschende Waldverwüstung zu, die der wachsenden Industrialisierung zu verdanken war. Auch symbolisiert der Wald in Aus dem Leben eines Taugenichts die erneute Zuwendung zum Ursprünglichen sowie die, in der Romantik anwachsende Flucht aus den Städten. Diese Stadtflucht geschah aus dem inneren Freiheitsdrang der Romantiker heraus, die sich von ihresgleichen eher eingeschränkt als beflügelt fühlten und demnach in der Natur erst die wahre Erfüllung fanden

Tageszeiten und Stimmungen

  • Der Morgen: Dem Tagesanbruch haftet ein verträumter und idyllischer Hauch an. Meist beschreibt der Autor einen perfekten Morgen: im „rötliche Scheine“ (Kap. 3, Z. 294), als „Morgenrot“ (Kap. 3, Z. 379) sowie als eine „Morgenstille“ (Kap. 2, Z. 340) und einen „Morgenduft“ (Kap. 2, Z. 369). Der Anbruch des Tages kann in der Novelle Eichendorffs mit dem Jahresanfang, also dem Frühling gleichgesetzt werden, welcher ebenso sinnbildlich für einen Neubeginn steht. Morgens befindet sich der Protagonist in einer zuversichtlichen, gut gelaunten Stimmung, die meist einen Aufbruch oder den Beginn eines neuen Kapitels in seiner Reise zur Folge hat
  • Der Mittag: Wenn die Sonne im Zenit steht, wird „alles in der Luft und auf der weiten Fläche so leer und schwül und still“ (Kap. 1, Z. 71) und an einem schwülen Nachmittage wirkt „alles wie ausgestorben“ (Kap. 8, Z. 18)" auf Taugenichts. Die Mittagshitze erdrückt ihn nahezu und in dieser beklemmenden Stimmung tragen ihn seine Gedanken zurück zur Kühle der heimischen Mühle (Kap. 1) und er vermisst seine Aurelie
  • Der Abend: Wenn sich der Tag zu Ende neigt, schließt sich der Kreis und der rot gefärbte Himmel (Kap. 8) tritt wieder auf. Auch das Absinken der Temperatur sowie der Einbruch der Stille (Kap. 10) kennzeichnet die abendliche Stimmung, welche sich beruhigend und entspannend auf Taugenichts auswirkt. Der Abend hält für Taugenichts meist angenehme Stunden bereit, nicht umsonst findet das letztendliche Gespräch zwischen den beiden Verliebten am Tagesende statt (Ende Kap. 10). Allerdings besitzt diese Tageszeit eine Ambivalenz, indem sich abends auch menschlichen Abgründe auftun können. Beispielhaft dafür ist der Streit zwischen Taugenichts und dem Portier (Kap. 2), das Gepolter eines Betrunkenen (Kap. 3) sowie Taugenichts‘ Ängste (Kap. 3), die hin und wieder bei Anbruch der Nacht hervortreten
  • Die Nacht: Die Dunkelheit der Nacht beschreibt Eichendorff als „still“ (Kap. 10, Z. 281), in welcher er jedoch häufig den Gesang von „Nachtigallen“ (vgl. Kap. 3, Z. 283), aber auch musikalische Klänge im Allgemeinen hört. Auch Naturgeräusche wie das Rauschen der Flüsse und Bäume (Kap. 3) begleiten Taugenichts durch die Nacht und wecken in ihm konträre Gefühle wie innere Ruhe (Kap. 10), Einsamkeit (Kap. 3), Verwirrung (Kap. 5) oder Angst (Kap. 3)

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