Sprache
Im Folgenden wird die Sprache des Werks analysiert. Im Falle von Hamlet ist dabei allerdings zu beachten, dass es sich beim vorliegenden Text um eine Übersetzung aus dem Englischen handelt.
Übersetzungsproblematik
- Jede Übersetzung ist immer schon eine Interpretation
- Der Übersetzer muss entscheiden: „Schön, aber nicht treu oder treu, aber nicht schön“
- Shakespeare stellt eine besondere Herausforderung dar, da er viele Begriffe im Englischen selbst erfunden hat
- Ein Grundproblem bei Hamlet ist außerdem die Frage nach der Anrede; Shakespeare benutzt sowohl die alte, englische Form „thou“ als auch die neutrale Form „you“, ohne eine erkennbare Logik des Wechsels
Prosa vs. Poetik
- Shakespeare arbeitet sowohl mit Prosa als auch mit poetischen Elementen
- Prosa: die Figurenrede ohne Reim und Versmaß
Vor allem die sozial niedrig gestellten Personen im Werk sprechen diese natürliche Sprache - Poetik: die Figurenrede, die als Blankvers verfasst ist
Mitglieder des Hofes sprechen in reimlosen Versen mit fünfhebigem Jambus
Lebendige und bildhafte Sprache
- Der Autor arbeitet mit langen, verschachtelten Sätzen
- Viele altertümliche Worte; z.B. „Blutschand“ (S. 34) für Inzest
- Archaische Redewendungen für bildhaftere Darstellung zitiert
- Bilder aus biblischem und mythischem Kontekt; z.B. „Satyr“ (S. 19), ein Mischwesen aus der griechischen Mythologie, oder „Cherub“ (S. 98), ein hochrangiger Engel
Versteckte Ironie durch Parallelen
- Das Mittel der Ironie setzt Shakespeare sehr versteckt ein; so schafft er ironische Momente, indem er inhaltliche Parallelen an eigentlich unpassenden Textstellen einbaut
- Geist vs. Claudius:
Der Geist klagte am Anfang, dass Claudius ihn mit dem Mord um „Leben, Krone, Königin zugleich“ brachte (S. 34)
Claudius verliert am Ende selbst alles in spiegelverkehrter Reihenfolge - Claudius vs. Hamlet:
Hamlet hätte dem König beinahe in der Kirche die Kehle durchgeschnitten
Claudius stimmt ausgerechnet Laertes Vorschlag zu, Hamlet in der Kirche die Kehle durchzuschneiden - Hamlet vs. Laertes:
Der Geist fodert Hamlet mit den Worten „wenn Ihr je euren teuren Vater liebtet“ (S. 32) zur Rache auf
Laertes wird von Claudius mit fast identischen Worte aufgefordert, seinen Vater zu rächen - Geist vs. Ophelia:
Der Geist bittet Hamlet „Gedenket mein!“ (S. 34)
Ophelia erbittet genau das kurz vor ihrem Tod (S. 108) - Hamlet vs. Gertrude
So sehr Hamlet die Taten seiner Mutter verachtet, sind die beiden sich offensichtlich sehr ähnlich
Hamlet nannte Ophelia „Nymphe“ (S. 66)
Seine Mutter spricht in der Totenklage auf Ophelia davon, dass diese „nymhengleich“ (S. 116) war