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Philister vs. Künstler

In Aus dem Leben eines Taugenichts werden die Figuren in zwei Gruppen untergliedert: die Philister und die Romantiker. Durch die Gegenüberstellung der beiden Gruppierungen kann man wertvolle Rückschlüsse auf die damalig herrschenden Gesellschaftsnormen- und formen schließen.

Die Philister

  • Charaktermerkmale: Die Philister stehen für das bürgerliche Spießertum, durch welches sich in der Romantik zahlreiche Künstler und Freigeister eingeengt fühlen. Philister vertreten gutbürgerliche Werte wie Fleiß und Verantwortungsbewusstsein, sind angepasst und besitzen keinen Sinn für Fantasie oder die Kunst, über ihren eigenen Tellerrand hinaus zu denken. Außerdem geben sie sich mit dem alltäglichen Leben zufrieden und empfinden über die Arbeit und die häusliche Routine hinweg keinen Drang nach Vervollkommnung
  • Stellvertreter: Zu der Gruppe der Philister gehören der Müller, der Gärtner, der Portier und der Bauer, dem Taugenichts auf seiner Wanderung begegnet
  • Die Kleidung: Auffallend häufig lässt der Erzähler die Philister in Schlafgewand auftreten. So trägt der Müller beispielsweise „die Schlafmütze schief auf dem Kopfe“ (Kap. 1, Z. 7 f.) und der ehemalige Zolleinnehmer hinterlässt Taugenichts „unter andern einen prächtigen roten Schlafrock mit gelben Punkten“ (Kap. 2, Z. 28 f.). Interpretiert werden kann die Schlafkleidung als die Geistesabwesenheit der Philister. Sie sind zwar stets um Fleiß bemüht, funktionieren jedoch wie eine Maschine, anstatt eigenständig zu denken und sind, was ihre kognitiven Fähigkeiten angeht, ebenso faul wie sie es etwa den Künstlern vorwerfen
  • Die Mühle: Das sich ständig bewegende Rad ist immerzu und ohne Unterlass in Betrieb, vollzieht jedoch auch Mal für Mal immer dieselbe Bewegung und fristet sein Dasein daher in absoluter Monotonie und stumpft durch den immer gleichbleibenden Ablauf ab. Während sich die Mühle in Taugenichts‘ Heimatdorf befindet und dort voraussichtlich für immer bleiben wird, zieht der Müllersohn in die weite Welt hinaus und hält es nicht lange an einem Ort aus. Die Mühle kann repräsentativ für die beiden Personengruppen Philister und Romantiker gesehen werden. Zum einen für die Romantiker, da sie immer in Bewegung ist und nie stillsteht und zum anderen für die Philister, da sie sich zwar dreht, jedoch auch nicht vorwärts bewegt, sondern in ein und derselben Position verharrt

Die Künstler

  • Charaktermerkmale: Die Künstler alias die Romantiker wollen alles, nur nicht durchschnittlich sein. Der stabile Alltag macht ihnen vielmehr Angst, als dass er ihnen Geborgenheit beschert. Sie fühlen sich am wohlsten, wenn sie, frei von einem gesellschaftlichen Meinungsbild sowie Konventionen, ihren Lebensweg gehen können. Sie erleben ihre Emotionen und Stimmungen sehr intensiv und besitzen einen starken Sinn von Selbst, der auch in eine übersteigerte Selbstüberzeugung- und wahrnehmung kippen kann. Es geht ihnen darum, das Leben als Abenteuer wahrzunehmen und wie Taugenichts in jedem neuen Tag eine verheißungsvolle Chance auf einen Neuanfang zu sehen
  • Stellvertreter: Die Romantiker in Aus dem Leben eines Taugenichts bestehen aus den Figuren Taugenichts, Aurelie, Maler Guido alias Fräulein Flora und Herrn Leonhard, dem Maler sowie den Prager Studenten
  • Die Musik: Das Musizieren beschreibt einen essenziellen künstlerischen Ausdruck und verbindet die Romantiker in dem Werk auf eine besondere Art und Weise miteinander: Taugenichts lernt Aurelie kennen und lieben, indem er ihrem Gesang lauscht (Kap. 1) und im Umkehrschluss auch ein Lied für und über sie verfasst und singt (Ende Kap. 1). Auch das geheime Paar Flora und Leonhard besitzt eine musische Gabe und Fräulein Flora singt so schön, dass es Taugenichts „recht durchs ganze Herz klang“ (Kap. 3, Z. 349). Die Prager Studenten wiederum lernt der Protagonist über das gemeinsame Musizieren kennen und sie begleiten ihn bei seinem Geigenspiel auf dem Waldhorn, der Oboe und der Klarinette (Kap. 9). Mithilfe der Musik verzaubern sich die Romantiker den tristen Alltag und Taugenichts hilft sie zum Beispiel dabei, gegen seine Ängste (Kap. 3) anzukommen
  • Die Kunst: Kunst kommt in der Novelle auf unterschiedlichste Art und Weise vor. So geben sich Flora und Leonhard als flüchtendes Liebespaar beispielsweise als Maler aus, da dieser Berufsgruppe eine bejahende und unangepasste Haltung gegenüber dem Leben einnimmt. Eichendorff stellt alle diejenigen, die in der Novelle künstlerisch begabt sind, in einem positiv gefärbten Licht dar: Die beiden Maler verschwinden zwar, hinterlassen Taugenichts jedoch einen „schönen, vollen Geldbeutel“ (Kap. 4, Z. 133) und auch der Maler, welchen Taugenichts in Rom trifft, zeigt sich als gastfreundlicher und großzügiger Mensch, der ihn kurzerhand zu sich nach Hause einlädt (Kap. 7). Hierbei spielt es keine Rolle, dass sie sich eben erst kennengelernt haben, denn die zwischenmenschliche Verbindung wird nicht an Zeit oder Dauer gemessen, sondern daran, ob zwei Menschen vom gleichen Schlag sind

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